Fussball
Ein 19-Jähriger erfüllt sich in Schottland gerade einen Traum

Globall - In loser Folge berichten wir von Schweizer Fussballern, die teilweise an exotischen Orten ihr Geld verdienen. Heute mit dem Zürcher Saidy Janko.

Markus Brütsch
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Saidy Janko: Stolz im Celtic-Dress.

Saidy Janko: Stolz im Celtic-Dress.

© SNS Group

Den Donnerstagabend hat sich Saidy Janko anders vorgestellt. Sieben Minuten vor dem Ende ist er auf den Platz gekommen, eine Minute später hat Ajax das 2:2 erzielt. Schon vor einer Woche im Spitzenspiel in Aberdeen hatte Celtic in der 86. Minute den Treffer zur Niederlage kassiert und in den Playoffs zur Champions League gegen Malmö ein Last-Minute-Goal die Chancen arg kompromittiert. «Der Ärger ist gross, es sind unnötige Tore, die wir eingefangen haben», sagt Janko. «Wir waren nicht bei der Sache.»

Natürlich hat er die Champions League schon auch im Kopf gehabt, als er im Sommer beim 46-fachen schottischen Meister einen Vierjahresvertrag unterschrieb. «Wir waren so nahe daran. Es ist eine Riesenenttäuschung, dass wir es nicht geschafft haben», sagt Janko, der es in der Europa League nun mit Ajax, Fenerbahçe und Molde zu tun bekommt.

Der Rechtsverteidiger sitzt derzeit viel im Flugzeug. Vor zwei Wochen ist er mit der Schweizer U21 und seinem besten Kumpel Francisco Rodriguez beim 1:0-Sieg im fernen Kasachstan im Einsatz gewesen und von Coach Heinz Moser im rechten Mittelfeld eingesetzt worden. «Auch bei United und Bolton habe ich am Flügel gespielt», sagt Janko.

United? Manchester United?

Rückblende. Im Mai 2013 gewinnt Janko, dessen Bruder aktuell bei der U14 des FCZ spielt, mit dem FC Zürich den Fifa Youth Cup. Es gibt das direkte Duell mit den Alterskollegen von Manchester United, und den Engländern imponiert die Schnelligkeit und Physis des 17-Jährigen. Danach geht es rassig, denn Janko zögert nicht, als ihm die Red Devils ein Vertragsangebot machen.

«Von klein auf spielten meine Fussballhelden immer auf der Insel», sagt Janko, «ich liebe den britischen Fussball. Er passt zu mir.» Auch wenn es sein damaliger Trainer Artur Petrosyan lieber gesehen hätte, wenn Janko länger beim FCZ geblieben wäre, sagt er: «Der englische Fussball kommt seiner Spielweise entgegen. Er ist nicht der feine Techniker, aber körperlich stark und schnell.» Für Moser sogar unglaublich schnell. Und als Mensch habe er sich geöffnet. Man spüre, dass er nun zufrieden sei mit seiner Situation.

Nachdem Janko vor gut zwei Jahren für 830.000 Euro zu Manchester gekommen war, durfte er zwar mit der ersten Mannschaft und Stars wie Wayne Rooney trainieren, zum Einsatz kam er aber nur bei den Reserven. Dort wurde er allerdings am Ende der Saison zum «Spieler des Jahres» gewählt. «Das war schön und gut», sagt Janko, «ich hätte mir aber lieber etwas Einsatzzeit im «Eins» gewünscht. Andererseits verstehe ich auch, dass Trainer Van Gaal einen Spieler wie Angel Di Maria einsetzen muss, wenn er 50 Millionen Euro für ihn bezahlt hat.»

Nur ein Einsatz im «Eins»

Auch in der zweiten Spielzeit in Old Trafford kam Janko, der in Zürich zur Welt gekommen und als Sohn eines Gambiers und einer Italienerin aufgewachsen war und deshalb den gambischen, italienischen und schweizerischen Pass besitzt, nicht recht vom Fleck. Nur einmal, im Ligacup, durfte er zusammen mit De Gea, Evans, Anderson, Hernandez und Kagawa gegen Milton Keynes ran.

Mit Van Gaal hatte er wenig Kontakt, dafür umso mehr mit dessen Assistenten Ryan Giggs und mit Nicky Butt. Für ein paar Monate wurde er an die Bolton Wanderers in die Championship ausgeliehen und erzielte dort gleich im ersten Spiel ein Tor. «Bolton, das war eine super Erfahrung», sagt Janko.

Weil er bei Manchester keine Chance sah, auf hohem Niveau zum Einsatz zu kommen, nahm er das Angebot von Celtic an. «Es läuft gut, auch wenn ich noch nicht sagen kann, ich sei Stammspieler», sagt Janko. Immerhin stand er unter dem norwegischen Trainer Ronny Deila in der Premiership schon dreimal 90 Minuten auf dem Rasen wie auch gegen Malmö. «Die Atmosphäre im Stadion ist einmalig», sagt Janko. Gänsehaut pur. «Dabei bin ich als Mensch ziemlich chilled», sagt Janko.