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Nach der knappen Aufnahme des Kosovo in die Uefa beim Kongress in Budapest stellen sich viele Fragen.
Die Europäische Fussball-Union Uefa wächst weiter. Mit 28:24 Stimmen nahm der 40. Ordentliche Kongress in Budapest den Kosovarischen Fussballverband (FFK) als 55. Mitglied knapp in den europäischen Kontinentalverband auf. Kosovo hatte im Februar 2008 seine Unabhängigkeit erklärt, wird aber längst noch nicht von allen UN-Mitgliedstaaten anerkannt. «Gratulation Kosovo zur Aufnahme in die Uefa», schrieben die Schweizer Nationalspieler Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka in den sozialen Medien schon kurz nach dem Entscheid in Ungarn.
Was aber bedeutet dies für die Schweizer Nationalmannschaft, in deren Kader mit Shaqiri, Xhaka, Valon Behrami und Shani Tarashaj einige Spieler stecken, die einmal für den Kosovo auflaufen könnten. Unter der Voraussetzung, dass die Fifa in der nächsten Woche einem Nationenwechsel zustimmt. Die «Nordwestschweiz» beantwortend drängende Fragen:
Nein, wie aktuell der Fall «Gibraltar» zeigt. Das britische Überseegebiet durfte an der EM-Qualifikation teilnehmen, ist aber noch nicht Fifa-Mitglied und war deshalb nicht in den Auslosungstöpfen der WM-Qualifikation 2018. Am Montag allerdings hat nun der internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne entschieden, dass der Weltfussballverband Gibraltar als vollwertiges Mitglied aufnehmen muss.
Darauf deutet einiges hin. Es scheint aber, dass es bei ihm sehr viel schneller geht, bis er Fifa-Mitglied ist. Bereits beim Fifa-Kongress in der kommenden Woche in Mexiko-Stadt könnten Gibraltar und der Kosovo aufgenommen werden. Entschieden wird auch, ob die beiden Neulinge nachträglich WM-Qualifikationsgruppen zugeteilt werden und schon ab September die Ausscheidungsspiele für die WM 2018 in Russland bestreiten dürfen.
Grundsätzlich ja. Ein Spieler, der gemäss der Fifa-Statuten für mehr als einen Verband spielberechtigt ist, muss mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllen: Der Spieler, die leibliche Mutter oder der leibliche Vater des Spielers, die Grossmutter oder der Grossvater wurden auf dem Gebiet des betreffenden Verbands geboren; oder der Spieler war während mindestens zweier Jahre ununterbrochen dort wohnhaft.
Nein. Das Wechselrecht kann nur beansprucht werden, wenn der Spieler von seinem heutigen Verband noch in keinem A-Länderspiel eines offiziellen Wettbewerbs eingesetzt wurde.
Nicht zwingend. Denn noch herrscht Ungewissheit, ob es zu einer Ausnahmeregelung kommt. Weder die Uefa noch die Fifa wollen oder können darlegen, wie ihre Entscheidung aussehen könnte. Natürlich hat es schon Spieler gegeben, die eine WM für die Sowjetunion und nach deren Auflösung eine für Russland gespielt haben. Allerdings stellt der Kosovo nicht eine Absplitterung von der Schweiz dar, sondern er hat sich von Serbien abgenabelt. Somit sind die Fälle nicht vergleichbar.
Gemäss Mediensprecher Marco von Ah sei der SFV nicht gegen die Aufnahme des Kosovo. Doch es gebe zu viele unklare Punkte. Das sehr knappe Abstimmungsergebnis von 28:24 lasse aber nicht erwarten, dass am nächsten Donnerstag die Teilnahme des Kosovo an der WM-Qualifikation so einfach durchgewinktwerde wie auch die Bewilligung des Nationenwechsels nicht. «Wir wünschen uns, dass alle, die für uns spielten, dies auch weiterhin tun», sagt von Ah. Ein Echo der Spieler hat er bisher aber nicht erhalten.
Neben Shaqiri, Xhaka, Behrami, Tarashaj auch noch Almen Abdi vom FC Watford.
Diese sind nicht betroffen. Sie haben nicht kosovarische, sondern mazedonische Wurzeln.
Bei der albanischen Nationalmannschaft ginge es um Taulant Xhaka, Ermir Lenjani (Nantes), Lorik Cana (Nantes) und viele andere mehr. Bei Belgien um Adnan Januzaj (Manchester United) und bei Finnland um Perparim Hetemaj (Chievo Verona).
Nein, die gibt es schon seit 1993, als nach dem Auseinanderfallen von Jugoslawien die Nationalmannschaft entstand. Es dauerte dann aber bis zum 13. Januar 2014, ehe die Fifa offizielle Testspiele erlaubte.
Eine Antwort kann nur spekulativ sein. Shaqiri hat vor zwei Jahren erklärt, er werde sich dann Gedanken machen, wenn es einmal so weit sei. Aber er wie auch Granit Xhaka und Behrami hatten zuvor einen Brief an die Fifa unterschrieben mit der Bitte, dass Kosovo offiziell Länderspiele austragen dürfe. Ihr Patriotismus für den Kosovo ist bekannt.
Für Granit und Taulant Xhaka wäre die Verlockung wohl gross, gemeinsam für den Kosovo zu spielen. Und in Anbetracht der gerade etwas heiklen Stimmung um die Nationalmannschaft würde es nicht zu sehr überraschen, wenn die «Kosovaren» sagen würden, die Schweizer Nati hätten sie nun gesehen, der «Kosovo» sei ihre neue Herausforderung.