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Der langjährige Fussball-Nati-Goalie Diego Benaglio (30) tritt freiwillig als Natispieler zurück. Der WM-Achtelfinale gegen Argentinien war damit nach 61 Länderspielen der letzte Auftritt Benaglios als Schweizer Schlussmann.
Die Schweizer Nationalmannschaft geht ohne ihre langjährige Nummer 1 in die Zukunft: 19 Tage vor dem ersten EM-Qualifikationsspiel am 8. September in Basel gegen England gab Goalie Benaglio seinen Rücktritt aus der SFV-Auswahl bekannt.
Geboren am 8. September 1983. - 61 Länderspiele. - Erstes Länderspiel: Schweiz - China 4:1 (Testspiel/3. Juni 2006). - Letztes Länderspiel: Schweiz - Argentinien 0:1 n.V. (WM-Achtelfinals/1. Juli 2014). - Erfolge im Nationalteam: WM-Teilnahmen 2010 und 2014, EM-Teilnahme 2008, WM-Achtelfinals 2014. - Klubs: Spreitenbach, Baden, Grasshoppers, VfB Stuttgart Amateure (2002 bis 2005), Nacional Funchal (2005 bis 2008), VfL Wolfsburg (seit 2008). - Erfolge im Klub: Deutscher Meister mit Wolfsburg 2009.
Das 0:1 in den WM-Achtelfinals gegen Argentinien am 1. Juli in São Paulo war somit das 61. und letzte Länderspiel des bald 31-jährigen Torhüters des VfL Wolfsburg. "Ich bin nicht mehr der Jüngste und möchte mich noch stärker auf meine Aufgabe beim Verein fokussieren. Und es spielt auch mit, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen möchte", begründete Benaglio seinen Schritt.
In Wolfsburg ist Benaglio Captain des letztjährigen Bundesliga-Fünften. In dieser Saison stehen für die "Wölfe" Spiele in der Europa League an, für deren Gruppenphase sie bereits qualifiziert sind. "Ich bin zwar kerngesund aber als über 30-jähriger Torhüter brauche ich auch etwas mehr Zeit zur Regeneration als früher", sagte Benaglio. Er hat mit Wolfsburg noch einen Vertrag bis 2016.
Unter Nationalcoach Jakob Kuhn absolvierte Benaglio am 3. Juni 2006 in einem Testspiel gegen China sein erstes Länderspiel für die Schweiz. Vor der EM 2008 im eigenen Land machte ihn Kuhn zur Nummer 1. Benaglio löste Pascal Zuberbühler ab. In einem Testspiel im Februar in England machte er im Wembley sein erstes Länderspiel als offizielle Nummer 1. Kurz zuvor hatte er Nacional Funchal verlassen und einen Vertrag mit dem VfL Wolfsburg unterschrieben.
Nach der EM in der Schweiz bestritt der Zürcher mit der Schweiz die WM-Endrunden 2010 und 2014. Bei beiden Turnieren spielte er auf Top-Niveau. Höhepunkt war dabei der "Shutout" beim 1:0 im WM-Startspiel 2010 gegen den späteren Weltmeister Spanien.
Der Rücktritt von Benaglio aus dem Nationalteam kommt überraschend. In eine Goalie-Krise wird er die Schweizer Nationalmannschaft gleichwohl nicht stürzen. Mit Yann Sommer (Mönchengladbach), Roman Bürki (Freiburg) und Marwin Hitz (Augsburg) verfügt die Schweiz über drei weitere Torhüter in der 1. Bundesliga. "Ich weiss deshalb, dass ich das Team nicht im Stich lasse", so Benaglio.
Der neue Nationalcoach Vladimir Petkovic spricht dagegen von einer "schlechten Nachricht zu einem schlechten Zeitpunkt". Er weiss aber auch um die komfortable Situation auf dieser wichtigen Position. "Wir sind da sehr gut aufgestellt." Es ist davon auszugehen, dass Petkovic den 25-jährigen Sommer (6 Länderspiele) zur Nummer 1 macht.
So gut Sommer, Bürki und Co. im Stande sein mögen, die Lücke von Benaglio als Torhüter zu füllen, so schwer dürfte es werden, den Zürcher als Führungsspieler zu ersetzen. Zwar hatte Ottmar Hitzfeld nach dem Rücktritt von Alex Frei im Frühjahr 2011 den Mittelfeldspieler Gökhan Inler zum Captain gemacht, weil er im Italien-Legionär mit Migrationshintergrund den idealen Leader sah für die neu formierte und junge Nationalmannschaft mit ihrer starken "Secondo"-Fraktion.
Dennoch war Benaglio mit seiner Ruhe, Erfahrung und Sozialkompetenz immer ein "leitender Angestellter" auf Augenhöhe des Captains. Das Wort des Keepers hatte ebenso viel Wert. Benaglio war stets auch gegen aussen ein guter und vernünftiger Verkäufer der Nationalmannschaft und deren Angelegenheiten.