FC Basel
Den FCB verlassen drei einzigartige Spieler aus drei verschiedenen Gründen

Walter Samuel, Behrang Safari und Philipp Degen verlassen den FC Basel nach dem heutigen Spiel gegen die Grasshoppers. Alle drei hinterlassen grosse Lücken beim diesjährigen Meister.

Sebastian Wendel
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Die drei, die gehen. Philipp Degen, Walter Samuel und Behrang Safari mit dem Kübel

Die drei, die gehen. Philipp Degen, Walter Samuel und Behrang Safari mit dem Kübel

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Hinterlassen grosse Lücken: Walter Samuel ...

Hinterlassen grosse Lücken: Walter Samuel ...

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Walter Samuel, 38: Dem Körper zuliebe

Das Herz säuselt: «Mach weiter!» Die Knochen ächzen: «Bitte hör auf!» Und für einen wie Samuel, dessen tägliches Brot knallharte Zweikämpfe sind, hat das Wort der Knochen nun mal grosses Gewicht. Also ist der heutige Tag sein letzter als Fussballprofi.

Als Walter Samuel für die Newell’s Old Boys sein erstes Profispiel bestritt, war Breel Embolo noch nicht geboren und Sepp Blatter noch nicht Fifa-Präsident. Via Boca Juniors führte ihn sein Weg von Argentinien nach Europa, wo er bei der AS Roma seine Weltkarriere lancierte. Samuel wurde sechs Mal italienischer Meister, gewann mit Inter Mailand die Champions League und den Weltpokal und trug nebenbei ein Jahr lang das Trikot von Real Madrid. Mit Argentinien nahm er an zwei Weltmeisterschaften teil. Seine Mitspieler waren Messi, Ronaldo, Batistuta und Ibrahimovic, seine Trainer Capello, Maradona und Mourinho.

«Glaubt an euch!»

Es ist ein Grosser, der heute im Joggeli von der Fussballbühne abtritt. Diese Bezeichnung verdient er sich nicht nur wegen seiner Meriten, einen ganz Grossen macht aus Samuel auch sein Charakter: ein Berufsethos wie aus dem Bilderbuch. Eine Demut, wie man sie bei Spielern seines Kalibers nur ganz selten erlebt.

Als Walter Samuel 2014 mit 36 Jahren zum FCB kam, wussten weder der Spieler noch der Verein, ob das gut kommt. Nach anfänglichen Verletzungsproblemen kam es sehr gut. Menschlich und sportlich ist Samuel zu einer Grösse aufgestiegen, deren Abgang ein grosser Verlust bedeutet. Für Samuel ist Basel eine «schöne Stadt, in der ich zwei wunderbare Jahre verbracht habe». Dem FCB rät er: «Bleibt ein so familiärer Klub, aber glaubt im Europacup mehr an euch! Dann liegt vielleicht ein Final drin.»

Das Beispiel Samuel hat den FCB-Verantwortlichen gezeigt, dass das Modell «Altstar» auch in Zukunft Sinn macht. Wenn dieser Lust hat, erfolgreich Fussball zu spielen, sich in die Gruppe einzufügen und als Vorbild für die Jungen zu dienen. Sportdirektor Georg Heitz vielsagend: «Es gibt solche Spieler.»

...Behrang Safari...

...Behrang Safari...

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Behrang Safari, 31: Den Söhnen zuliebe

Auf die Frage, warum er den FC Basel verlasse, lautete Behrang Safaris Standardantwort: «Der Familie zuliebe.» Nachfragen blockte er stets ab. Bis er vergangene Woche doch das Bedürfnis empfand, sich konkreter zu äussern.

«Eigentlich will ich den FCB nicht verlassen. Aber ich muss es meinen Kindern zuliebe tun.» Safari will mit seinem Wechsel zurück in die Heimat Schweden bewirken, was jeder Vater bewirken will: Dass es seinen Kindern besser geht. Safari und seine Frau Ivana sind Eltern der Zwillinge Leon und Emiliano. Vor einem Jahr die traurige Diagnose: Safaris Söhne leiden unter Autismus.

Frühzeitig die Plätze einnehmen!

Vor dem letzten Saisonspiel gegen GC werden im St. Jakob-Park Behrang Safari, Walter Samuel und Philipp Degen verabschiedet. Aus diesem Anlass bittet der FC Basel alle Matchbesucher, bereits um 20 Uhr im Stadion Platz zu nehmen.
Blumensträusse und Küsschen sind ihnen garantiert – aber auch ein letzter Einsatz im FCB-Trikot? Das Trio gehört zu den aktuell elf Muskelverletzten. «Bei Safari ist das ausgeschlossen», so Trainer Urs Fischer. Samuel und Degen hätten das Abschlusstraining bestritten, «bei ihnen müssen wir kurzfristig entscheiden. Auf jeden Fall wollen wir sie würdig verabschieden».

Eine Entwicklungsstörung, bei der die Betroffenen geistig in ihrer eigenen Welt leben. Eine «normale» Kommunikation ist praktisch ausgeschlossen. So auch bei Leon und Emiliano – ausser, die Menschen um sie herum beginnen, mit ihnen Schwedisch zu sprechen. «Dann», so Safari, «tauen sie auf und nehmen teil an der Unterhaltung. Darum hat meine Frau gesagt, es sei das Beste für die Kinder, zurück nach Schweden zu gehen.» Er werde dort beginnen, mit den Kindern an deren Schwächen zu arbeiten. «Ich will wirklich nicht weg von Basel. Aber als ich zum ersten Mal meine Kinder im Arm hielt, wusste ich: Für sie tue ich alles.»

«Käse kaufen»

2008 wechselte Behrang Safari von Malmö das erste Mal zum FC Basel. «Es war mein erster Klub ausserhalb von Schweden. Das erste Jahr unter Christian Gross war hart.» Trotzdem war der schnelle Linksverteidiger sofort Stammspieler und wurde auch in der schwedischen Nationalmannschaft zum wichtigen Element. Nach zwei Meistertiteln suchte er 2011 eine neue Herausforderung und fand diese in Belgien beim RSC Anderlecht, wo er ebenfalls zwei Mal Meister wurde. Die Rückkehr zum FCB 2013 fiel ihm leicht und war «die beste Entscheidung». Safari fügte seiner Sammlung weitere drei Meistertitel hinzu; sein letztes war gleichzeitig auch sein bestes Jahr im rot-blauen Dress. Er werde sicher zurückkehren, um die vielen Freunde zu besuchen. Und: «Um Käse zu kaufen!»

... und Philipp Degen.

... und Philipp Degen.

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Philipp Degen, 33: Sich selber zuliebe

Genug jetzt», sagt Degen und meint damit: Nach 15 Jahren als Profifussballer sehnt sich der Lampenberger nach weniger Fremd- und mehr Selbstbestimmung. Die erneute Schulterverletzung im ersten Einsatz, nachdem er sich fünf Monate lang von einer Verletzung an der gleichen Stelle zurückgekämpft hatte, war im Endeffekt nur das letzte Teil im Rücktritts-Puzzle: Am Ende dieser Saison wäre sowieso Schluss gewesen.

Die Karriere von Philipp Degen:

Philipp Degen startete seine Karriere im Jahr 2001 beim FC Basel.
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2005 zog es ihn dann in die Bundesliga. Bei Borussia Dortmund absolvierte Degen bis 2008 75 Spiele und erzielte einen Treffer.
Von 2005 bis 2009 gehörte Degen zum Kader der Schweizer Nationalmannschaft. In 33 Spielen für die Nati gelang ihm jedoch kein einziger Treffer.
2008 zog es Degen dann auf die Insel. Beim FC Liverpool unterschrieb er einen Vertrag über drei Jahre.
Einen Stammplatz konnte er sich jedoch nicht erkämpfen, weshalb er auf die Saison 2010 / 2011 an den VfB Stuttgart ausgeliehen wurde.
2011 dann die grosse Rückkehr zum FC Basel.
Mit seinem Jugendverein gewann Degen viermal die Super League und einmal den Schweizer Cup - ein weiterer Schweizermeistertitel steht Degen ziemlich sicher noch bevor.
In seinem Comeback-Spiel gegen St. Gallen musste er sich verletzt wieder auswechseln lassen. Nun ist klar: Philipp Degen wird seine aktive Karriere am Ende dieser Saison beenden.

Philipp Degen startete seine Karriere im Jahr 2001 beim FC Basel.

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Mit 13 kam Philipp gemeinsam mit Zwillingsbruder David zum FC Basel, 2001 gab er sein Profidebüt. Er galt als einer der talentiertesten Schweizer Rechtsverteidiger der Geschichte. Die hohen Erwartungen erfüllte nur das Renommee seiner Stationen (Basel, Dortmund, Liverpool, Stuttgart, Basel) – auf dem Rasen wurde Degen leider immer wieder von Verletzungen gestoppt.

Zwei Jahre nach David geht nun auch der zweite Degen – sie polarisierten, nervten, gehörten aber einfach dazu: Ohne sie wird etwas fehlen. Ab sofort wirbeln sie – wie früher am rechten Flügel – gemeinsam in der Privatwirtschaft.

Janko sinniert über England

FCB-Stürmer Marc Janko denkt über einen Wechsel auf die Insel nach. Dem österreichischen «Sportmagazin» sagte der Österreicher, der in dieser Saison 20-mal für den Schweizer Meister getroffen hat: «Ich traue mir schon zu, die nächsten beiden Jahre in England zu spielen.» Er glaube zwar nicht, dass ein englischer Top-Klub anklopfen werde, er wisse aber, dass es im Fussball schnell gehen kann, vor allem nach einem Grossereignis wie einer Europameisterschaft, an der er mit Österreich teilnehmen wird. Aktuell plagen Janko noch die Folgen eines Muskelfaserrisses. Allerding ist ein Verbleib beim FCB für ihn die wahrscheinlichste Variante: «Ich fühle mich sehr wohl in Basel und kann mir auch vorstellen, noch lange hierzubleiben. Ausserdem habe ich ja noch einen Vertrag bis 2017.» (bz)