Vor der Saison hätten Davide Callà nicht viele zugetraut, dass er sich im enorm grossen Kader des FC Basel behaupten kann. Doch der ehemalige Aarauer ist nun trotzdem die Nummer 14 beim FCB und findet das ganz okay.
Bier oder Wein? «Zur Pizza Bier. Sonst Wein. Aber nur selten. Und wenn, dann muss es ein richtig guter Rotwein sein.» Italianità. Man spürt gleich, wie wichtig Davide Callà (30) das italienische Lebensgefühl ist. Und wie gerne der Sohn kalabrischer Einwanderer beim Thema Italien verweilt. Dabei erzählt er, dass er auf längeren Reisen mit dem FCB auch immer seine Espresso-Maschine («ein guter Kaffee ist ein Stück Lebensqualität») einpackt. Oder auf eine Pizza zwingend Buffalo-Mozzarella gehört und nicht irgendein Gummi-Zeugs.
Aber den Lebensmittelpunkt irgendwann mal nach Italien zu verlegen, das dann doch nicht. «Nein, wir leben in der Schweiz wie im Paradies. Italien ist zwar sensationell, um Ferien zu machen. Weil in den Ferien die grossen Probleme, die dieses Land zu bewältigen hat, nicht relevant sind.»
Wenn man über Italien und seine Probleme spricht, landet man zwangsläufig beim Fussball. «Italien ist am Boden. Dabei wären die Leute so fussballbegeistert. Letzthin sah ich Milan gegen Palermo. Natürlich, das San Siro wurde für 80 000 Zuschauer gebaut. Aber das Stadion war höchstens zu einem Viertel gefüllt. Das ist einfach nur traurig.»
Ansonsten aber hat Callà wenig Grund zur Sorge. Das war in seinen bisher zwölf Jahren als Fussball-Profi nicht immer so. Denn die Karriere des in Winterthur geborenen Offensivspielers ist an Dramatik kaum zu überbieten. Bereits mit 19 hat er die Erfahrung gemacht, wie eng die dunkle und die helle Seite des Fussballs verbandelt sein können. Mit dem FC Wil wurde er 2004 sensationell Cupsieger. Gleichzeitig erlebte er, wie die ukrainischen Investoren um Igor Belanov sich als Hochstapler entpuppten und den Klub zugrunde richteten.
Bei Servette («von der Qualität der Spieler fast vergleichbar mit dem FCB heute») erlebte er, wie das Gebilde des Traumtänzers Marc Roger innert Kürze in sich zusammenstürzte. Beim FC St. Gallen erlebte er, wie euphorisierend es sein kann, wenn man sich in den Dunst der Nationalmannschaft spielt. Aber er lernte in St. Gallen auch die gnadenlose Seite – Kreuzbandriss und Abstieg in die Challenge League – des Fussballs kennen.
Der Abstieg mit St. Gallen sei eine Tragödie gewesen. Im Auge des Orkans: Davide Callà, weil er als Captain von Bord ging und zu den Grasshoppers wechselte. «Dank meinen Erfahrungen wusste ich, dass man im Fussball nur ganz selten Dankbarkeit erwarten kann. Deshalb war es vor zwei Jahren auch nachvollziehbar, dass mir die Grasshoppers keinen neuen Vertrag mehr gegeben haben. Der Erfolg hat GC sogar recht gegeben. Nach meiner Zeit haben Zuber und Hajrovic den Durchbruch geschafft und GC konnte diese Spieler für gutes Geld verkaufen.»
Callàs Wert indes sank ins Bodenlose. «Ich hätte zu dieser Zeit keinen Rappen mehr auf mich gewettet.» Damit war er nicht allein. Einzig der damalige Challenge-League-Klub Aarau glaubte daran, Callà sei nach einem Knorpelschaden den Belastungen noch gewachsen. «Ich war unendlich dankbar für diese Chance», sagt der Offensivspieler. Jahre zuvor war für Callà (22 Einsätze in der U21) die Nationalmannschaft ein realistisches Ziel. Vor zweieinhalb Jahren geriet selbst die Super League ausser Reichweite.
Nach nur eineinhalb Jahren in Aarau passierte, was fast keiner für möglich gehalten hatte: Callà erhielt ein Angebot des FC Basel. «Märchenhaft», fällt ihm dazu ein. Aber was sollte der FCB mit Callà? Eine Frage, die Callà nie beschäftigt hat. Selbst, nachdem im Sommer Paulo Sousa für Murat Yakin kam, blieb die Nummer 39 ein nicht unwichtiger Bestandteil des FCB-Ensembles.
Davide Callà, welche Position belegen Sie in dieser Saison punkto Einsatzminuten? «13». Nein 14 «14? Das ist ganz okay so. Darüber kann ich mich nicht beklagen.» Überhaupt empfindet er es als riesiges Glück, Teil dieser FCB-Mannschaft zu sein. «Viele denken, dass bei einem sogenannten Starensemble wie dem FCB der Teamgeist nicht so ausgeprägt ist wie beispielsweise beim FC Aarau. Aber das ist eine klischierte Denkweise. Die Spieler hier sind sich ihres Glücks bewusst, dass sie beim besten Klub der Schweiz spielen dürfen.»