Nationalmannschaft
Das schwere Erbe von Topskorer Alex Frei

Die Schweiz muss nach zwei 0:0 in Serie endlich wieder Tore schiessen. Doch dazu muss sie zuerst die Sturmfrage geklärt sein. Bisher hat es noch niemand geschafft, in die Fussstapfen von Frei und Streller zu treten.

Etienne Wuillemin, Genf
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Hat eine Lücke hinterlassen: Alex Frei

Hat eine Lücke hinterlassen: Alex Frei

Keystone

Der Start in die WM-Qualifikation war wunderbar. Das Tor von Xhaka wies den Weg zum Sieg über Slowenien (2:0). Das Tor von Shaqiri war der Ausgangspunkt des Erfolgs über Albanien (2:0). Dazu die Erinnerung der torreichen Siege über Deutschland (5:3) und Kroatien (4:2). Und alle hofften und glaubten, die Schweiz habe kein Sturmproblem.

Es war ein Trugschluss. Die beiden torlosen Remis gegen Griechenland und Zypern führten dies wieder einmal vor Augen.

Vielleicht ist ein Grund dafür die verletzungsbedingte Absenz von Mario Gavranovic. Der 23-Jährige ist derzeit die grösste Hoffnung von Trainer Ottmar Hitzfeld. Seine Torquote (6 Spiele, 4 Treffer) im rot-weissen Dress ist imponierend.

Derdiyok gescheitert

Zu Beginn der WM-Qualifikation galt noch Eren Derdiyok als unumstrittene Nummer eins im Schweizer Sturm. Das Experiment brach Hitzfeld in Zypern ab, als er den jungen Haris Seferovic nominierte. Dieser spielte nicht schlecht, musste aber auch merken, dass der Widerstand der Gegner im Nationalteam grösser ist als in der Serie B.

Klar ist: Im Moment kann niemand in die Fussstapfen der Basler Galionsfiguren Alex Frei und Marco Streller treten. Der Schweiz fehlt die Generation der 26-, 27- und 28-jährigen Stürmer.

Das Problem des Ein-Mann-Sturms

Gegen Zypern setzt Hitzfeld wohl nicht nur auf Gavranovic, sondern erstmals von Beginn an auch auf dessen Zürcher Teamkollegen Josip Drmic. Die beiden betonen denn auch: «Die Schweiz hat kein Stürmerproblem.» Heute können sie ihren Worten Taten folgen lassen. Im Wissen, dass eine gute Leistung gegen Zypern noch nicht den internationalen Durchbruch bedeutet.

Rekordtorschütze der Schweiz ist Alex Frei mit 42 Treffern aus 84 Spielen. Es gibt die These, dass die vermehrte Konzentration in Vereinen auf einen Ein-Mann-Sturm (die dazu häufig noch an Ausländer vergeben werden) dazu führt, dass sich weniger Schweizer Stürmer durchsetzen können, weil ihnen die Plattformen – auch hierzulande – fehlen. «Ein guter Stürmer setzt sich immer durch», sagt Frei. «Aber die Chance ist grösser, wenn man zu zweit spielt.»

Und wie sieht die Zukunft aus? Der Verband und die Vereine arbeiten seit einiger Zeit vermehrt mit Stürmer-Trainern. «Ich hoffe, sie bringen es bald auf dieselbe Quote wie unsere Torhütertrainer», sagt Peter Knäbel, Technischer Direktor beim Schweizerischen Fussballverband. «Ein Land wie die Schweiz muss ausserordentliche Torhüter und Stürmer haben – den Rest bringen wir hin.»