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Mit Walter Samuel hat gestern ein ganz Grosser des Weltfussballs für immer den grünen Teppich verlassen. Und bei seinem letzten Auftritt brachen alle Dämme. Samuel weinte – und sprach vor den Medien. Diese Worte wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.
Wirklich angenehm scheint ihm diese ganze Aufmerksamkeit nicht zu sein. Als Walter Samuel an seinen spalierstehenden Teamkollegen vorbei zum Mittelkreis läuft, ist er schneller unterwegs als Philipp Degen und Behrang Safari, die schon vor ihm denselben Gang hinunter schritten. Aber Walter Samuel mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Nicht, wenn er nicht einen Ball am Fuss hat oder einen ebensolchen vom Fuss seines Gegners weggrätscht.
Walter Samuel ist ein Weltstar, auch wenn er das nie wahrhaben wollte. Lieber geniesst er die Ruhe, die innere so wie die um ihn herum. So bringt es Bernhard Heusler auf den Punkt, als er sagt, Samuel habe sich «in unser Herz geschwiegen.»
Aber Samuel war nicht nur nie der Mann der grossen Worte, er war auch nie der Mann der grossen Emotionen. Gegen aussen wirkte er so kühl wie seine stahlblauen Augen. Aber bei seinem grossen Abschied von seiner noch viel grösseren Karriere begann die Fassade von «Il Muro», wie er genannt wird, zu bröckeln. Nicht auf dem Platz, dort absolvierte Samuel seine letzten Minuten als Fussballprofi mit dieser Grandezza, mit der er immer gespielt hat.
Aber neben dem Platz bröckelte die Fassade des Unnahbaren. Dort brachte der Abschied vom Fussball, seinem Fussball, zu dem sogar extra seine guten Freunde Aldair, Carlo Bergonzi und Nicolas Burdisso eingeflogen waren, Samuel zum Weinen. Dieser knallharte Typ stand plötzlich im Mittelkreis des Joggeli und weinte.
Und nicht nur das. Nach dem Spiel brach Samuel sogar sein fast schon eisernes Schweigen. Er folgte der Aufforderung einiger Journalisten, noch ein paar letzte Worte zu seiner Karriere zu sagen. Und natürlich zu seinen Tränen. «Es war einfach sehr emotional, mit meinen Freunden und meiner ganzen Familie, die im Stadion waren.» Samuels Familie, unter anderem seine Mutter, war eigens aus Argentinien nach Basel gekommen um ihn ein letztes Mal bei dem zu sehen, was er am besten kann. «Meine Kinder waren auch da, und so war es ein sehr emotionaler Moment. Ich bin sehr spontan und es hat mich einfach überkommen. Aber es hat mir auch sehr gefallen, diese Emotionen raus zu lassen. Und es hat mir sicher auch gut getan.»
Doch noch viel glücklicher haben ihn wohl diese letzten Minuten gemacht, die er absolvieren konnte. Lange musste er um einen letzten Einsatz zittern, fehlte er doch in den letzten Spielen verletzt, weil es ihn in der Wade zwickte. Es waren die immer mehr und stärker werdenden Zeichen, dass sein Körper langsam müde wird. Und dass es Zeit war, zu gehen. «Über diese letzten Minuten und über meine ganze Karriere bin ich sehr glücklich. Das Fussballspielen wird mir sicher fehlen.» Er ist sich aber sicher, dass es vorbei gehen wird. Dass er etwas Neues finden werde.
Nie vorbei gehen wird sein Stolz, beim FCB gewesen zu sein. Und das wollte er auch feiern. «Ich denke, ich feiere bis in die Morgenstunden, zusammen mit meinen Team-Kollegen. Sie sind super, die ganze Truppe ist super. Ich habe mich mit ihnen allen in diesen zwei Jahren super verstanden, sowohl mit den Alten als auch mit den Jungen. Und ich bin sehr stolz, von diesen beiden Gruppen ein Teil gewesen zu sein.»
Nach diesem Satz lächelt Samuel ein letztes Mal, dann verschwindet er. Er hat Interviews nie gemocht, wollte nie im Mittelpunkt stehen. Dass von Inter Mailands TV-Sender eigens ein Kameramann und eine Moderatorin nach Basel angereist sind, um ihn noch ein letztes Mal zu interviewen, zeigt aber den unglaublich hohen Stellenwert, den er noch immer geniesst und wohl auch immer geniessen wird. Samuel wird eine riesige Lücke hinterlassen. In der Kabine, auf dem Platz und im Weltfussball. ¡Adiós, Grande Walter y muchas gracias!