Der Grosse Preis von Bahrain brachte die Gewissheit, dass für Alfa-Sauber in dieser Saison einiges möglich ist. Ferrari wusste im Gegensatz zu Mercedes mit einem schnellen Auto zu überzeugen, Red Bull erlebte ein Rennen zum Vergessen.
Der Start in die neue Formel-1-Saison verlief spektakulär. Insbesondere das packende Duell zwischen Max Verstappen und Charles Leclerc lässt auf eine spannende Saison hoffen, aber auch der Ausfall beider Red Bull-Piloten sorgte am Sonntag für Aufsehen.
Der grosse Verlierer des ersten Grand Prix der Saison heisst Red Bull. Der Schock nach dem Doppelausfall sass beim gesamten Team auch nach Rennende noch tief. Vor dem Ausscheiden beider Fahrer hatte es bei Red Bull eigentlich noch gut ausgesehen: Verstappen belegte den 2. Platz, Pérez war an vierter Stelle klassiert.
Nach dem Rennen meinte Helmut Marko, Red Bull-Motorsportberater, dass beide Autos dieselben technischen Probleme zu haben schienen. «Bei Max kam dazu, dass wir ein Problem mit der Servolenkung bekommen haben, er konnte kaum lenken. Am Schluss ist es dann irgendwo an der Benzinzufuhr gescheitert, das war auch der Grund, warum sich Pérez gedreht hat, er hatte in der Kurve dann keine Power mehr.»
A tough result to take. We need to do a full investigation, but it looks like both Bulls suffered from a suspected fuel pump issue.#BahrainGP pic.twitter.com/TJiixJJbsO
— Oracle Red Bull Racing (@redbullracing) March 20, 2022
Das Team muss nun im Hinblick auf die nächsten Rennen schnellstmöglich eine Lösung für die technischen Probleme finden, grundsätzlich ist Red Bull mit seinem «RB18» auch in dieser Saison ein Anwärter auf die vordersten Plätze in der Konstrukteurswertung.
Hinzu kam, dass sich Verstappen mit der Strategie unzufrieden zeigte. Nach den ersten beiden Boxenstopps wurde Verstappen von seinem Team angewiesen, in der sogenannten Out-Lap langsamer zu fahren, um die Reifen zu schonen. Helmut Marko sprach nach dem Rennen von einer Fehleinschätzung: «Wir dachten, er hätte sowieso keine Chance gegen Leclerc». Diese Aussage sagt doch vieles zur Stärke des neuen Autos von Ferrari aus.
Nach der ernüchternden letzten Saison mit nur 13 Zählern aus 22 Rennen blühen die neuen Fahrer bei Alfa-Sauber regelrecht auf. Der von Mercedes gekommene Valtteri Bottas zeigte schon beim Qualifying, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Trotz eines sehr schwachen Starts des Finnen kam er als starker sechster ins Ziel – und wurde zu Recht von seinem Team gefeiert.
Doch auch die Leistung des Chinesen Zhou lässt hoffen. Nach seinem 10. Platz bei seinem ersten Rennen liess er seinen Emotionen freien Lauf. Teamchef Frederic Vasseur sprach von einem perfekten Saisonstart und lobte das Comeback beider Fahrer, nachdem diese nach dem Start zurückgefallen waren.
Points! Well done boys. A big effort, good overtakes and we're showing that this year we're here to fight.
— Alfa Romeo F1 Team ORLEN (@alfaromeoorlen) March 20, 2022
BOT 👉🏻 P6
ZHO 👉🏻 P10#BahrainGP pic.twitter.com/ECS6AcbWTD
Doch was liegt für den Hinwiler Rennstall noch drin? Eines ist klar: Es können nach wie vor nicht in jedem Rennen Punkte erwartet werden, natürlich spielten die Ausfälle der beiden Red Bull-Piloten Alfa-Sauber in die Karten. Dennoch scheint der neue «C42» konkurrenzfähig zu sein, eine Verbesserung gegenüber der letzten Saison ist offensichtlich. Sowohl Alfa-Sauber als auch Haas scheinen von ihren neuen Ferrari-Motoren zu profitieren. Die Rennpace von Valtteri Bottas war formidabel, er erreichte teilweise schnellere Zeiten als Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Ein Platz im oberen Mittelfeld in der Team-Wertung ist in dieser Saison durchaus realistisch.
Spätestens beim Qualifying zeigte sich, dass in diesem Jahr mit der Scuderia Ferrari zu rechnen ist. Der Doppelsieg in Bahrain war Balsam auf die geschundene Seele des italienischen Rennstalls. Leclercs Sieg ist schon fast historisch: Zu ersten Mal seit Sebastian Vettels Sieg 2019 in Singapur stand ein Ferrari-Fahrer zuoberst auf dem Podest. Dank des zweiten Platzes von Teamkollege Carlos Sainz Jr. reichte es gar zu einem Doppelsieg.
Zu Recht betonte Charles Leclerc nach dem Rennen, dass Ferrari «definitiv zurück sei». In der Tat scheint Ferrari mit dem neuen «F1-75» das ausgewogenste Auto zu haben. Das zeigten die guten Rundenzeiten in sämtlichen Sektoren des ersten Grand Prix der Saison. Die wichtigste Erkenntnis war jedoch, dass Leclercs Ferrari auf der Strecke besser war als der Red Bull von Verstappen. Auch nach der Safety-Car-Phase nach einem Motorschaden von Pierre Gasly gelang es Verstappen im Red Bull nicht, Leclerc nochmals gefährlich zu werden. In dieser Form darf sich Ferrari zweifellos zu den Topfavoriten auf den Gewinn der Konstrukteurs-WM zählen.
Im Laufe des Rennens kam es immer wieder zu spektakulären Überholmanövern. Insbesondere Sieger Charles Leclerc und Titelverteidiger Max Verstappen lieferten sich im ersten Drittel des Rennens (nach den ersten Boxenstopps) spannende Zweikämpfe mit ständigen Führungswechseln. Erst in Runde 19 konnte sich dann Leclerc ein erstes Mal entscheidend vor Verstappen absetzen. Auch sonst gab es im Verlauf des Rennens einige Überholmanöver, insgesamt scheint das Feld ausgeglichener denn je zu sein – auch ein Verdienst der neuen Regeln.
These two put on one heck of a show!@Charles_Leclerc ⚔️ @Max33Verstappen #BahrainGP #F1 pic.twitter.com/Zl5Szg0qDv
— Formula 1 (@F1) March 20, 2022
In der aktuellen Verfassung verfügt Mercedes mit den «W13» nur über das drittbeste Auto im Feld, obwohl Lewis Hamilton und George Russell dritter respektive vierter wurden. Hamilton sprach von einem «zuverlässigen Auto», Ferrari und Red Bull seien aber viel stärker. In der Tat hatten die beiden Mercedes nie eine echte Siegchance, Sainz im Ferrari distanzierte Hamilton nach wenigen Runden. Das Auto scheint vor allem mit Problemen auf der Geraden zu kämpfen, auch der Motor ist nicht mehr so überlegen wie in den vergangenen Jahren. Auf Mercedes wartet viel Arbeit, will man auch in dieser Saison wieder ganz vorne mitmischen.