Die Young Boys verlieren das Hinspiel im Europa-League-Achtelfinal auswärts in Amsterdam mit 0:3. Damit stehen die Berner vor dem Europa-Aus.
Vielleicht hätte alles zumindest ein bisschen freundlicher ausgesehen, wenn Michel Aebischer diesen einen Pass ein wenig schärfer geschlagen hätte. Doch weil das nicht so war, blieb der Ball in der Ajax-Verteidigung hängen – und Christian Fassnacht, der alleine aufs Tor hätte laufen können, blieb nichts anderes übrig, als die Hände vors Gesicht zu schlagen.
0:0 stand es zu diesem Zeitpunkt nach 52 Minuten. YB war in Amsterdam zwar ziemlich unterlegen, aber eben, es lebte die Hoffnung, irgendwie einen Lucky-Punch zu landen.
Doch dann entwickelte sich dieser Abend innert weniger Minuten doch noch so, wie man das erwarten musste beim Anblick dieses Spiels. Ajax Amsterdam, von der ersten Minute an drückend überlegen, schoss die Tore doch noch. Eines, ein zweites, in der Nachspielzeit gar noch ein drittes.
0:3 steht es darum aus YB-Sicht am Ende dieses Hinspiels im Europa-League-Achtelfinal. Das sieht schlimm aus – und ist es auch. Es ist nach den tollen europäischen Auftritten zuvor gegen Leverkusen ein empfindlicher Rückschlag. «Es war eine Lehrstunde», gab YB-Trainer Gerardo Seoane hinterher zu, «Ajax war uns in allen Belangen überlegen und hat uns die Grenzen aufgezeigt.»
Auch Captain Fabian Lustenberger musste konstatieren: «Die Niederlage ist verdient. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Zugriff aufs Spiel. Und andererseits hatte Ajax stets eine Lösung bereit, um unsere Bemühungen zu parieren.»
Besonders bitter für YB sind die beiden Gegentore in den letzten zehn Minuten. Vor allem das zweite wäre vermeidbar gewesen. Der eingewechselte Ngamaleu verschlief eine Situation komplett, Tadic profitierte. Mit einem 0:1 hätten die Berner irgendwie leben können, sogar noch auf eine Leistungssteigerung hoffen können, die doch noch zum Viertelfinal-Einzug reicht. Diese Träume sind jetzt hinfällig. Für eine Wende bräuchte es ein Wunder. Das wird Ajax in einer Woche beim Rückspiel nicht zulassen.
Besonders hervortun konnte sich bei YB keiner. Das Team agierte als ganzes zu behäbig, zu fehlerhaft auch. Es gab zu viele Missverständnisse, und wenn Ajax einmal Raum zum Atmen liess, dann verlor YB den Ball gleich wieder.
Dass sich die Berner mit einem 0:0 in die Halbzeit retten konnten, lag auch an Guillaume Faivre. Dem Ersatz für den verletzten Stammtorhüter David von Ballmoos glückten in den ersten Minuten einige sehenswerte Paraden. Bereits nach fünf Minuten musste er erstmals retten gegen den alleine auf ihn stürmenden Antony. Auch direkt nach der Pause rettete Faivre noch einmal. Doch dann war auch er geschlagen. Klaassen drosch den Ball nach einer sehenswerten Passfolge ins Netz. Es sollte der Anfang vom Untergang der Berner werden.
Was bleibt von diesem Abend? Eine grosse Portion Ernüchterung. Vielleicht sogar etwas Frust. Die Hoffnung, dass YB auf europäischem Parkett nachhaltig eine gute Figur abgeben wird, ist jedenfalls ziemlich abrupt gestoppt.
Ajax Amsterdam – Young Boys 3:0 (0:0)
Johan-Cruyff-Arena. – 0 Zuschauer. – SR Marco Guida (ITA).
Tore: 62. Klaassen 1:0. 82. Tadic 2:0. 92. Brobbey 3:0.
Ajax: Stekelenburg; Rensch (67. Schuurs), Timber, Lisandro Martinez, Tagliafico; Alvarez, Gravenberch; Klaassen; Antony (68 Idrissi), Tadic, Neres (82. Brobbey).
Young Boys: Faivre; Hefti, Aly Camara (34. Zesiger), Lustenberger, Lefort; Fassnacht (85. Siebatcheu), Lauper (71. Sierro), Aebischer, Sulejmani (46. Ngamaleu); Elia (71. Mambimbi), Nsame.
Bemerkungen: 34. Camara mit Wadenverletzung ausgeschieden. 86. Pfostenschuss Brobbey. Verwarnungen: 49. Lauper (Foul), 53. Tagliafico (Foul), 64. Aebischer (Foul, im Rückspiel gesperrt), 77. Sierro (Foul).