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Am Freitag besetzen die Sportverbände den letzten offenen Platz im Exekutivrat – die Frauen fordern ihn wohl vergeblich ein.
Mit nur vier Vertreterinnen sind die Frauen im Exekutivrat von Swiss Olympic in der klaren Minderheit. Der zweite Wahlgang um den letzten freien Sitz könnte die geschlechtliche Schieflage ein wenig korrigieren. Unter den sieben verbleibenden Interessenten befinden sich mit Claudia Nessier vom Streethockey-Verband sowie Françoise Jaquet vom Schweizer Alpen-Club zwei Frauen.
Vor allem Nessier hat im ersten Wahlgang mit 151 erhaltenen Stimmen – dem zweitbesten Resultat aller Nichtgewählten – aufhorchen lassen. Die 32-jährige Bernerin verdankt das gute Wahlresultat ihrer erfrischenden Präsentation. Viele Beobachter waren sich einig: Ihre dreiminütige Vorstellung überstrahlte die weitestgehend biederen Auftritte der zur Wahl stehenden Verbandsvertreter.
Nessier sagt, es brauche in der Führung von Swiss Olympic «die Stimme der Jungen, der Frauen und der Vertreter von Randsportarten. All dies verkörpere ich». Sie hat die Zeit seit der wegen einer nicht funktionierenden elektronischen Abstimmung vertagten Wahl zu mehreren Gesprächen mit anderen Sportverbänden genutzt.
In ihrer Lobbyarbeit unterstützt wird Claudia Nessier vom Netzwerk «sporti{f}» für Frauen im Sport. Dieses wendet sich mit einer öffentlichen Wahlempfehlung an die Sportverbände. Man müsse jetzt konsequent eine zusätzliche Frau ins Gremium wählen. Ob Nessier oder Françoise Jaquet lässt man bewusst offen. Nessier stehe für die Diversität des Schweizer Sports, Jaquet wäre eine Verstärkung der ebenfalls klar untervertretenen Romandie. Dem taktischen Spiel einer Bündelung der Kräfte mittels Rückzug einer Kandidatin erteilte sporti{f} bereits im Ansatz eine Absage.
Zurückgezogen hat sich hingegen mit Patrick Hunger der Vertreter von Swiss Cycling. Allerdings nicht mit der Absicht, den Weg frei für eine Frau zu machen. Die Radfahrer waren noch nie in der Exekutive von Swiss Olympic vertreten und auch deswegen mit Hoffnungen zur Wahl angetreten. Doch sie spürten im ersten Wahlgang zu wenig Rückhalt aus der Schweizer Sportfamilie.
Zurück zum Geschlechterkampf bei der freitäglichen Wahl. Zieht die Frauenkarte auch wirklich? Die Aussichten erscheinen nicht allzu rosig. Denn die Gegnerschaft ist stark. Claude-Alain Schmidhalter von Swiss-Ski hat im ersten Wahlgang 31 Stimmen mehr erhalten als Claudia Nessier. Zudem rühre der Schweizer Skiverband die Werbetrommel für ihren Vizepräsidenten hinter den Kulissen in gekonnter Weise. Mehrere Exponenten tippen auf einen klaren Wahlsieg des Wallisers Schmidhalter.
Mit diesem Szenario rechnet wohl auch das Frauen-Netzwerk sporti{f}. Denn gemeinsam mit der Wahlempfehlung richtet man einen Appell an die Sportverbände. Sie sollen mit einer konsequenten Frauenförderung in ihren Gremien den Weg ebnen, damit für die nächste Ausmarchung in vier Jahren eine paritätische Kandidaturliste für den Exekutivrat möglich sei.