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Einen Tag nach den Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen, muss sich das Internationale Olympische Komitee für einen Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2026 entscheiden. Mailand und Stockholm hoffen auf den Zuschlag - und setzten ganz auf den Faktor Nachhaltigkeit.
Zu den Klängen von John Lennons «Imagine» feierte das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Tag vor der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2026 sein 125. Bestehen. IOC-Präsident Thomas Bach unterstrich bei der Einweihung des neuen Stammsitzes am Genfer See die Bedeutung von Frieden und Nachhaltigkeit für die olympische Bewegung.
«Die friedvolle Welt, die wir uns laut John Lennon vorstellen sollen, ist das, wofür wir arbeiten», sagte Bach. Die Nachhaltigkeit wird zum entscheidenden Faktor, wenn die 134. IOC-Session am Montag in Lausanne (18 Uhr) die Winterspiele 2026 an Mailand/Cortina d’Ampezzo (Italien) oder Stockholm (Schweden) vergibt.
«Wir sind zufrieden, dass beide Kandidaten der Agenda 2020 folgen», sagte Bach über sein Reformwerk, das zu Kostensenkungen und Nachhaltigkeit aufruft. Die früher üblichen Mega-Ausgaben für neue Sportanlagen wurden sowohl von Stockholm als auch von Mailand deutlich reduziert. Beide Städte setzen zu über 80 Prozent auf bereits vorhandene oder temporäre Anlagen.
Das hat jedoch zur Folge, dass nicht mehr von Olympischen Spielen der kurzen Wege gesprochen werden kann. Stockholm hat mit Åre, Falun und Sigulda (Lettland), das auf der anderen Seite der Ostsee liegt, gleich drei weitere Austragungsorte eingebunden.
Mailand kooperiert mit dem über 400 Kilometer entfernten Cortina d’Ampezzo, das bereits 1956 Gastgeber von Olympischen Winterspielen war. Stockholm hatte zuletzt Defizite beim Rückhalt in der Bevölkerung, setzt aber auf eine neue Umfrage. Demnach sei die Anzahl der Befürworter von Olympischen Spielen 2026 von 55 auf 63 Prozent gestiegen, wie Stockholms Bewerbungschef Richard Brisius am Samstag mitteilte. Nur noch elf Prozent im Lande seien gegen die Spiele.
«Wir feiern die Leistungen der olympischen Athleten in einem magischen Winterwunderland», versprach Brisius vor der Entscheidung. Sein Land sei eine «echte Winternation», obwohl es noch nie Winterspiele ausgerichtet hat. «Es ist fast unsere Pflicht, sie auszutragen», so Brisius.
Allerdings gab es auch Probleme. Das IOC hatte Stockholm am 14. Juni in einem Brief aufgefordert, weitere Belege für staatliche Garantien einzureichen. Es fehlten «verbindliche Zusagen», hiess es. Kein gutes Zeichen, wenn man weiss, wie wichtig dem IOC geregelte finanzielle Verhältnisse seiner Kandidaten sind.
Beide Bewerber kommen mit einem kleinen Budget von gut 1,3 Milliarden Euro aus. Zwei Drittel der Ausgaben werden durch Zahlungen des IOC und der Sponsoren gedeckt. Weiteres Geld spülen der Ticketverkauf und das Merchandising in die Kassen.
Mailand setzt auf die Euphorie in Italien, die von Beginn an grösser war als in Schweden und bei 83 Prozent liegt. «Der Optimismus rund um unsere Kandidatur ist gross. Noch nie hat es so viel Enthusiasmus um eine italienische Olympia-Bewerbung gegeben», sagte Premierminister Giuseppe Conte, der neben den Ski-Stars Alberto Tomba und Sofia Goggia bei der letzten Präsentation am Montag in Lausanne auftritt.
Schweden schickt Kronprinzessin Victoria und Regierungschef Stefan Löfven ins Rennen und vielleicht noch mehr. «Ich fürchte, sie werden Abba zur Unterstützung mitbringen», unkte Italiens Sportminister Giancarlo Giorgetti und konterte humorvoll: «Wir können mit Albano und Romina Power jedoch mindestens 20 sichere Punkte erobern.»
Italien war bereits 2006 mit Turin Gastgeber der Winterspiele. Im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion soll die Eröffnungsfeier stattfinden, in Veronas Amphitheater das Abschlussfest. Weitere Olympia-Standorte sind Cortina d’Ampezzo (Alpin-Ski, Bob und Rodeln), Antholz (Biathlon) und Val di Fiemme (Skilanglauf, Nordische Kombination).