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Wegen der Coronakrise werden die Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio um ein Jahr verschoben. Für viele Schweizer Sportler platzt damit ein Traum. Doch die Entscheidung stösst auf grosses Verständnis.
Nicola Spirig gewann 2012 in London Olympia-Gold, in Rio de Janeiro holte sie Silber. Inzwischen ist die Triathletin 38 Jahre alt und Mutter von drei Kindern. In Tokio hätte Spirig zum fünften Mal an Olympischen Spielen teilnehmen wollen. Sie sagt: «Ich war hochmotiviert und habe alles diesem Ziel untergeordnet.» Doch in den letzten Monaten erschwerten sich die Bedingungen zunehmend, die Schwimmbäder blieben geschlossen, der Trainingsbetrieb eingeschränkt. Auch deshalb sagt Spirig: «Es ist richtig und im Interesse aller. Die Gesundheit geht vor. Was das für meine sportliche Zukunft bedeutet, kann ich im Moment nicht sagen.»
Sein grösster Konkurrent ist der holländische Alleskönner Mathieu Van der Poel, der auch auf der Strasse und im Radcross zu den Weltbesten gehört. Doch in Tokio wäre er Favorit gewesen: Nino Schurter, 32 Jahre alt, Olympia-Sieger von Rio de Janeiro, Silber-Gewinner von London 2012, Bronze-Gewinner von Peking 2008, dazu achtfacher Weltmeister. Obwohl er selber im Training kaum Einschränkungen hat, taxiert der 33-jährige Bündner die Verschiebung als richtigen Entscheid: «Ich bin persönlich froh, dass die Spiele verschoben und nicht ganz abgesagt wurden.»
Die WM-Dritte über 200 Meter von 2019 hat mit den Olympischen Spielen noch eine Rechnung offen, in Rio de Janeiro belegte sie die Plätze 14 über 100 Meter und 16 über 200 Meter. Mujinga Kambundji sagt: «Es gibt in dieser Zeit Dinge, die viel grösser und wichtiger sind als der Sport. Am wichtigsten ist, dass wir alle bei guter Gesundheit bleiben.» Die Verschiebung sei für sie keine Überraschung mehr gewesen, sagt die 27-jährige Bernerin. Gleichwohl hält sie an ihrem Training fest, wie sie im «BLICK» sagte. Sie habe auch keine Probleme, sich für das Training zu motivieren, obwohl unklar ist, wann es wieder Wettkämpfe geben wird.
Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gelang Giulia Steingruber Historisches. Als erste Schweizerin gewann sie eine Olympia-Medaille im Kunstturnen, mit Bronze im Sprung. Das Kunstturnen ist mit einem enorm grossen Trainingsaufwand verbunden, geplant wird in Olympia-Zyklen. Zudem gehört Steingruber in ihrem Sport mit ihren 26 Jahren bereits zu den Älteren, entsprechend stellt sich die Frage nach der Zukunft. Zwar sei die Verschiebung für sie keine Überraschung und sie halte sie für richtig und vernünftig, dem «TagesAnzeiger» sagte sie: «Ich werde Zeit brauchen, eine gewisse Enttäuschung zu verarbeiten und neu durchzustarten.»
Vor vier Jahren in Rio de Janeiro scheiterten die Schweizer Degenfechter um Max Heinzer als Anwärter auf Gold bereits in den Viertelfinals am späteren Silber-Gewinner Italien. Im Einzel erreichte der Luzerner die Viertelfinals. 2018 wurde er Mannschaftsweltmeister, Europameister war er schon, doch eine Olympia-Medaille fehlt in Heinzers Palmarès noch. Im August feiert er seinen 33. Geburtstag, inzwischen ist er auch Vater. Die Spiele in Tokio könnten seine letzten sein. Dennoch zeigt Heinzer für die Verschiebung viel Verständnis. Er sagt: Es war so zu warten und ist auch richtig. Trotzdem bleibt Enttäuschung, dass das grosse Ziel und die fast sichere Qualifikation nun wegfällt.» Sein Fokus gelte nun Tokio 2021.
Für Rollstuhlsportler Marcel Hug ist der Entscheid, die Paralympics zu verschieben, «nachvollziehbar»: Der 34-Jährige aus Nottwil setzt den Fokus nun auf die Marathons im Herbst, sofern diese denn stattfinden. Derzeit trainiert Hug zuhause für sich selber.
Video: Sven Epting / Swiss Paralympic