Die Schweizer U21-Nationalmannschaft verliert trotz Überzahl in den Niederlanden mit 0:2.
Mauro Lustrinelli predigt es immer wieder: «Wir wollen jedes Spiel gewinnen.» Das gelte genau so gegen Wales wie gegen die Niederlande, sagte er vor dieser eminent wichtigen Spitzenpartie in den Niederlanden. Seine Botschaft wird wenige Stunden vor dem Knüller auch in den sozialen Medien verbreitet. Abwechselnd sagen die Spieler: «Egal, ob die Sonne scheint oder es regnet. Egal, ob in einem Heimspiel oder auswärts, wir haben immer das gleiche Ziel: zu gewinnen.»
Auf dem Rasen ist von diesem Mut und Siegeswillen dann aber wenig zu sehen. 0:2 verliert die Schweizer Equipe schliesslich verdient, dem eingewechselten Niederländer Elayis Tavsan gelingt zwischen der 76. und 78. Spielminute ein Doppelschlag. «Wir haben auch dieses Spiel gewinnen wollen», sagt Lustrinelli später. «Doch der Gegner war einfach zu stark.»
Die Schweizer finden lange nicht richtig in dieses Spitzenspiel. Die Ausgangslage, wonach bereits ein Remis im Hinblick auf die Qualifikation ein Erfolg gewesen wäre, ist spürbar. Wenig ist übrig geblieben von der Offensivpower der Schweiz, mit der Wales am Freitag in Lausanne mit einem 5:1-Sieg regelrecht zerpflückt wurde. Geblieben ist eine defensive Grundorganisation rund um die stabile Innenverteidigung mit Marco Burch und Leonidas Stergiou. Doch nach vorne geht so wenig, dass spätestens zum Ende der ersten Halbzeit klar wird, dass diese Passivität irgendwann bestraft werden könnte.
Dabei hat die Schweiz lange sogar noch das Glück auf ihrer Seite. Gleich zwei gegnerische Tore werden aberkannt, zumindest eines davon durchaus umstritten. Zweimal klatscht der Ball an die Schweizer Torumrandung. Und als Wouter Burger, der Basler im holländischen U21-Nationalteam, nach einem Foulspiel an seinem Klub-Teamkollegen Dan Ndoye mit Gelb-Rot vom Platz fliegt, ist das Momentum auf der Seite der Schweiz. Tatsächlich sind die folgenden 15 Minuten die einzigen, in der die Schweiz auf den Führungstreffer drückt. Doch die Schweizer Torchancen bleiben ungenutzt: Omeragic scheitert per Kopf an Scherpen, Jankewitz’ Abschluss wird gerade noch abgefälscht und Ndoyes Kopfball klatscht an den Pfosten. «Hätten wir in dieser Phase, das Tor gemacht, dann hätten wir siegen können», hadert Lustrinelli nach dem Spiel.
Ausgerechnet in dieser guten Phase der Schweiz fallen die Gegentore. Elayis Tavsan schiebt zunächst den Ball über die Linie, wenig später trifft er in herrlicher Robben-Manier zum 2:0. Auch wenn Lustrinelli später darauf hinweist, dass mit Ryan Gravenberch ein Spieler auf dem Platz gestanden hatte, der beinahe alleine einen so hohen Marktwert besitzt wie die gesamte Schweizer Elf, entscheidet kein hochdekoriertes holländisches Talent die Partie. Tavsan spielt beim vergleichsweise kleinen Nijmegen, sein Marktwert beträgt lediglich 800000 Franken. Er war nur wegen einer Verletzung von Captain Joshua Zirkzee überhaupt eingewechselt worden. Jener Zirkzee hatte noch beim 2:2 im Hinspiel beide Tore erzielt.
Für die Schweizer U21-Nationalmannschaft ist die erste Niederlage in dieser EM-Qualifikation ein herber Rückschlag. So gut hatte die Ausgangslage für die erneut als «Mission 21» ausgerufene EM-Qualifikation ausgesehen, so schwierig ist die Situation nun nach der Niederlage. Das Team von Mauro Lustrinelli droht die direkte Qualifikation für die Europameisterschaft zu verpassen. «Unser Ziel bleibt die Teilnahme an der EM», sagt Lustrinelli. Und er ergänzt: «Für diese Mannschaft ist es das erste Mal, dass sie verliert. Manchmal ist das für die Entwicklung auch gut.» Nach Verlustpunkten sind die Schweizer nun zwei Punkte hinter der Niederlande klassiert. Patzen die Oranje nicht mehr wie zuletzt beim 0:0 in Bulgarien, dann ist der Gruppensieg nicht mehr aus eigener Kraft möglich. Der fehlende Mut in diesem Spitzenspiel wurde hart bestraft.
Tore: 76. Tavsan 1:0. 78. Tavsan 2:0.
Niederlande: Scherpen; Van Ewijk, Van den Berg, Burger, Bakker; Timber, Taylor (82. Maatsen), Gravenberch; Ekkelenkampf, Buitink (46. Brobbey); Zirkzee (69. Tavsan).
Schweiz: Saipi; Omeragic, Stergiou, Burch (86. Husic), Blum (86. Bares); Imeri, Sohm (92. Males), Jankewitz (81. Stojilkovic); Amdouni; Ndoye, Mambimbi. Bemerkungen: 52. Lattenschuss Bakker. 58. Gelb-Rot Burger (Foulspiel). 68. Pfostenschuss Ndoye. 75. Pfostenschuss Taylor.