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Der Langenthaler Sven Bärtschi (23) ist bei den Vancouver Canucks aufgeblüht und hat sich endlich den lang ersehnten Stammplatz in der NHL erkämpft.
Sven Bärtschi: Ich habe im Sommer und Anfang Saison hart gearbeitet. Das zahlt sich langsam aus. Das Tor in Detroit (am 18. Dezember erzielte er dort nach einer langen Durststrecke seinen dritten Saisontreffer, die Red.) gab mir nochmals einen Extra-Kick, ich bekam Selbstvertrauen. Dann ging es so weiter. Ich kreierte viele Chancen, und mit den Chancen kamen auch die Tore.
Die meisten Leute schauen nur auf die Tore. Das heisst quasi, wenn man einen Treffer erzielt, hat man gut gespielt. In den letzten 25 Spielen ist es mir sehr gut gelaufen. Vorher sind die Pucks vielleicht nicht reingegangen. Es wurde aber immer besser, ich fand die Stabilität. Die Eiszeit wurde immer mehr, ich bin im Powerplay in einer guten Position, um etwas zu kreieren. Dann kam alles zusammen. Mit dem Selbstvertrauen kommen dann auch die Punkte.
Es war ein Sich-daran-Gewöhnen. Ich wurde hier gleich in der zweiten Linie eingesetzt, erhielt direkt viel Verantwortung. Es ist schwierig, sich an solche Situationen zu gewöhnen. Ich brauchte etwas Zeit. Nun fühle ich mich als wichtige Person in dieser Mannschaft. Ich kann viel dazu beitragen, dass wir gewinnen. Ich schaue nicht zurück. Natürlich will man während der gesamten Saison gut sein, aber es läuft halt nicht immer so.
Ja, sicher. In den letzten Jahren versuchte ich stets, einen Stammplatz zu ergattern, aber es hat nie richtig funktioniert. Es war nie einfach. Ich kann mich gut erinnern: Als wir in New York im Madison Square Garden waren (am 19. Januar), schaute ich etwas umher und sah die Fotos der besten Musiker der Welt. Da habe ich zu mir selber gesagt: «Ich bin angekommen in der NHL.» Es hat halt einfach so lange gebraucht. Ich habe das Vertrauen vom Trainer, vom GM, von den Mitspielern. Wenn ich zurückschaue, war es gut, vielleicht brauchte ich das alles. Bei den Junioren in Portland ging alles gut. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass das hier die beste Liga der Welt ist, ich gegen die besten Spieler antrete. Nach der harten Zeit fühlt es sich umso besser an.»
Viel. Das sind die ultimativen Eishockey-Profis. Wie sie sich ernähren, wie hart sie trainieren, wie hart sie im Kraftraum arbeiten, wie hart sie jeden Tag spielen, ihre Kreativität. Sie legten eine solche Karriere hin und veränderten sich dennoch nie. Es ist schön, zu sehen, dass sie am Boden geblieben sind. Als junger Spieler will man von ihnen lernen.
Ich habe mich als Mensch richtig kennen gelernt. Es hat mir gutgetan. Ich lernte, was man machen muss, um hier in der Liga mitzuspielen – Sachen neben dem Eis, das Training im Sommer, das sehr wichtig ist. Ich bin mit 17 Jahren weg von zu Hause, musste mir alles selber beibringen. Ein paar Spieler kommen auf Anhieb von den Junioren in die NHL und sind dann dort für zehn Jahre. Ich benötigte viel länger. Nun habe ich das Gefühl, angekommen zu sein.
Ich bin ein Spieler, der im Powerplay am meisten kreieren kann. Vorher hatte ich das Gefühl, die Leute wollten etwas aus mir machen, dass ich gar nicht sein kann. Nach dem Trade wurde von mir einzig verlangt, so zu spielen, wie ich das kann. Das hat auf Anhieb geklappt.
Das ist schwierig zu sagen. Ich war damals gar nicht so gut, die Pucks sind einfach reingegangen. Ich war nicht reif für die NHL, war nicht bereit, um dort dabei zu sein. Die meisten Leute erwarteten das nachher jedoch. Klar soll man nicht die Erwartungen anderer wahrnehmen, aber im Unterbewussten ist das dennoch der Fall. Als ich dann in der folgenden Saison die ersten Spiele bestritt, merkte ich, dass es trotz der Tore ein riesiger Schritt ist, um richtig mitzuspielen. Nun habe ich ein besseres Gefühl fürs Spiel.
Ich rede viel mit mir selber. Für mich ist es wichtig, dass ich mich selber kennen lerne. Ich habe das Gefühl, das hilft mir nun. Ich schaute oft in den Spiegel und sagte zu mir: «Weiter, weiter, es kommt schon gut.» Das musste ich drei Jahre durchziehen. Ich mache das immer noch. Es hat sich nichts verändert, ausser dass ich mich besser kenne. Ich fokussiere mich nun auf andere Sachen, wenns mir nicht so gut läuft.
Nein. Ich bin keiner, der sich bei anderen ausweint. Zu 99 Prozent liegt es an einem selber. Dann ziehe ich das Ding auch mit mir selber durch.
Das musste ich lernen. Ich war nie geduldig. Das hat sich ergeben. Das Ziel war immer die NHL und bleibt es auch. Wenn es Geduld braucht, braucht es Geduld. Wenn es harte Zeiten braucht, braucht es harte Zeiten. Es ist egal, was es braucht.