Eishockey
NHL-Verteidiger Roman Josi: «Ein Star? Das bin ich sicher nicht»

Der 24-jährige Berner Roman Josi gehörte mit seinen 55 Skorerpunkten zu den produktivsten Verteidigern der NHL. Wir sprachen mit ihm am Telefon über die erfolgreiche Saison, die anstehenden Playoffs und eine mögliche WM-Teilnahme.

Marcel Kuchta
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Nashville-Predators-Goalie Pekka Rinne und Roman Josi.

Nashville-Predators-Goalie Pekka Rinne und Roman Josi.

KEYSTONE

Wie fühlt es sich an, wenn man plötzlich in einem Atemzug mit Spielern wie PK Subban, Erik Karlsson oder Shea Weber genannt und als heisser Kandidat für die Norris-Trophy, die den besten NHL-Verteidiger auszeichnet, gehandelt wird?

Roman Josi: Ich bekomme davon ehrlich gesagt gar nicht so viel mit und mache mir auch keine grossen Gedanken in diese Richtung. Das ist eher ein Thema in den Medien. Es war für das ganze Team bisher eine sehr gute Saison, davon profitieren natürlich auch die einzelnen Spieler.

Sie bilden mit Shea Weber zusammen das vermutlich beste Verteidigerpaar der ganzen NHL. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Je länger wir zusammen spielen, umso besser verstehen wir uns. Wir profitieren gegenseitig voneinander, lernen immer wieder neue Aspekte. Für mich ist er ein absolutes Vorbild, wie er sich auf und neben dem Eis verhält.

Roman Josi bezwingt den Schweizer Torhüter Jonas Hiller:

Haben Sie auch in Ihrer persönlichen Wahrnehmung so gut gespielt wie noch nie?

Es war bis jetzt sicher das beste Jahr meiner Karriere. Ich absolviere meine vierte Saison in der NHL. Und natürlich hofft man, dass man jedes Jahr Fortschritte macht. Auch jetzt gibt es noch viele Aspekte in meinem Spiel, die ich verbessern kann und muss.

Wieso gab es diesen neuerlichen Leistungsschub?

Das ist für mich hauptsächlich eine Sache der Erfahrung. Je mehr man spielt, umso mehr lernt man dazu, umso mehr weiss man, wie man sich in den verschiedenen Situationen auf dem Eis verhalten muss. Sehr positiv war natürlich auch, dass ich jedes Spiel bestreiten konnte und von Verletzungen verschont wurde.

Wie gross ist der Anteil Ihres neuen Trainers Peter Laviolette?

Er lässt ein sehr aggressives Eishockey spielen und fordert auch uns Verteidiger auf, uns immer wieder in den Angriff einzuschalten. Aber der Hauptgrund für die Steigerung ist sicher, dass die Mannschaft als Ganzes besser spielt.

Was hat sich bei Laviolette gegenüber Vorgänger Barry Trotz verändert?

Ich habe auch unter Trotz sehr gerne gespielt. Deshalb ist es schwierig, gross zu differenzieren. Was auffällt: Laviolette ist ein sehr positiver Trainer, der auch ein gutes Wort für die Spieler übrig hat, wenn es mal nicht so läuft.

Roman Josi kriegt mächtig viel Lob von den NHL-Experten:

Hat sich Ihre Rolle innerhalb des Teams verändert?

Nein eigentlich nicht. Ich versuche natürlich schon, auf dem Eis mehr Verantwortung zu übernehmen. In der Garderobe verfügen wir über einige Spieler mit enorm grosser Erfahrung, die Leaderrollen übernehmen. Da habe ich nicht das Gefühl, dass ich gross das Wort ergreifen muss.

Sind Sie da nicht zu bescheiden?

Nein. Das ist nicht die Rolle, die man von mir erwartet und die ich spielen will.

Ihre Leistungen auf dem Eis sprechen eine deutliche Sprache. Sie stehen immer öfter im Scheinwerferlicht. Fühlen Sie sich manchmal als Star?

Als Star sicher nicht. Zumal man sehen muss, dass sich die Nashville Predators in der Wahrnehmung der Leute eher unter dem Radar bewegen. Sowieso bekommt man mit Trainings, Spielen und Reisen nur wenig mit von dem, was geschrieben und geredet wird.

Werden Sie von den Gegnern härter angepackt als früher?

Eigentlich nicht. Aber in der NHL ist es so, dass man in jedem Spiel dagegenhalten muss – egal, wie man heisst und wie man spielt.

Sie sind ja nicht nur einer der besten Punktesammler unter allen NHL-Verteidigern, sondern auch einer der Besten im Bereich der geblockten Schüsse der Gegner. Woher haben Sie denn diese Gabe?

Das weiss ich ehrlich gesagt auch nicht. Vermutlich stehe ich so oft falsch, dass ich die Schüsse immer blocken muss (lacht). In der NHL macht das jeder Spieler. Bei mir hängt die Häufigkeit vermutlich einfach mit meiner vergleichsweise hohen Eiszeit zusammen.

Blicken wir auf die Playoffs voraus. Die Nashville Predators gelten nach dieser starken Qualifikation als Titelkandidat. Sehen Sie das auch so?

Wenn man in die Playoffs kommt, dann will man auch den Stanley-Cup gewinnen. Das ist bei allen Mannschaften das Ziel. Darauf arbeiten wir ja die ganze Saison hin. Aber es ist ein weiter und harter Weg dorthin. Es gibt keine einfachen Gegner.

Roman Josi mit einem sehenswerten Treffer:

Was braucht es, um in den Playoffs erfolgreich zu sein?

Konstanz ist ein wichtiger Faktor. Wir haben in den letzten Spielen zu viele Fehler gemacht und wurden dafür bestraft. Das können wir uns in den Playoffs nicht mehr erlauben. Dort ist die Fehlermarge noch viel kleiner.

Spürt man in Nashville eine Art Aufbruchstimmung nach dem bisherigen Saisonverlauf?

Ja, definitiv. Die Leute haben Freude daran, wie es läuft. Die Stimmung im Stadion ist ausgezeichnet. Wir hatten 30 Heimspiele, die ausverkauft waren. Und man wird auch öfter angesprochen auf der Strasse.

Falls die Predators früh scheitern würden: Würden Sie ein WM-Aufgebot wahrnehmen?

Daran habe ich keine Gedanken verschwendet. Aber wenn es so sein sollte, würde ich sicher nach Prag reisen. Ich gehe immer sehr gerne an die WM. Aber ich hoffe natürlich, dass ich in diesem Jahr nicht dabei bin ...