Bittere Niederlage
Gebrochene Herzen: Die Schweiz verliert gegen Kanada nach einem Drama 2:3 nach Verlängerung

Was für ein Drama für die Schweizer Hockeynati! An der WM in der Slowakei verlieren die Schweizer ihren Viertelfinal gegen Kanada 2:3 nach Verlängerung. Den 2:2-Ausgleich erzielten die Kanadier mickrige 0,4 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit.

Marcel Kuchta
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WM-Viertelfinal: Kanada-Schweiz
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Kanada gelingt in der Verlängerung der Siegtreffer.
Die Enttäuschung bei den Schweizern ist riesig.
0.4 Sekunden vor Schluss kassiert die Schweiz den Ausgleichstreffer!
Der Treffer aus einer anderen Perspektive.
3(!) Sekunden vor Ablauf des zweiten Drittels schiesst Nico Hischier das 2:1.
Matt Murray im Tor der Kanadier bleibt ohne Abwehrchance.
Der Schweizer Jubel nach dem erneuten Führungstreffer.
In der 26. Minute kassiert die Schweiz den Ausgleich.
Kanadischer Jubel.
Scherwey räumt auf.
Der Eindruck täuscht: Die Schweiz führt nach dem ersten Drittel mit 1:0.
Andrighetto schiesst die Schweiz kurz vor Ende des ersten Drittels in Überzahl in Führung.
Der Jubel nach dem Schweizer Führungstreffer.
Können die Schweizer die Führung im zweiten Drittel ausbauen?
Die Schweizer kommen bereits in der zweiten Minute zu einer riesen Möglichkeit
Die Kanadier können in extremis klären.
Kanadas Torhüter Matt Murray bleibt bisher unbezwungen.
Auch Genoni muss im ersten Drittel mehrmals eingreifen.
Einer der wenigen verbliebenden Verteidiger in der Schweizer Mannschaft: Raphael Diaz.
Findet Trainer Patrick Fischer die richtigen Worte für diese Partie?
Schweizer Nati-Spieler wärmen sich beim Fussballspielen vor dem Stadion in Kosice auf
Imposantes Stadion: Die Steel-Arena in Kosice
Die Schweizer Nati im Training, im Bild: Kevin Fiala, Raphael Diaz, Simon Moser

WM-Viertelfinal: Kanada-Schweiz

Keystone

Ein Schweizer Spieler nach dem anderen schleicht durch die Mixed-Zone der Steel-Arena in Kosice. Den Blick nach unten gesenkt. Reden will man nach so einem Spiel lieber nicht. Und doch muss einer nach dem anderen den wartenden Journalisten Auskunft geben. Den meisten stehen die Tränen zuvorderst in den Augen.

Und sie ringen allesamt nach Worten, um zu erklären, was eigentlich gar nicht erklärbar ist: Eine Niederlage, nachdem man 0,4 Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit noch mit 2:1 geführt hatte, die Halbfinal-Qualifikation eigentlich schon perfekt war, ein paar Spieler auf der Bank bereits jubelten.

0.4 Sekunden

Wie hatte es so weit kommen können? Gaetan Haas hatte die Chance, den Puck entscheidend aus dem Schweizer Drittel hinauszubefördern, zögerte aber einen Hauch zu lange. Die Scheibe kam an die blaue Linie zum kanadischen Verteidiger Damon Severson. Der zog ab, sah seinen Schuss aber von Simon Moser geblockt.

Doch der Puck kam erneut auf die Schaufel von Severson, der wieder schoss. Diesmal fand das Spielgerät den Weg durch eine Vielzahl von Körpern hindurch zum Schweizer Tor, am starken Goalie Leonardo Genoni vorbei und trudelte irgendwie über die Linie. Fast gleichzeitig ertönte im Stadion die Schlusssirene, was die Schiedsrichter dazu veranlasste, sich die Bilder nochmals anzusehen. Und dort war dann klar ersichtlich: Die Uhr blieb bei 0,4 Sekunden stehen, als der Puck vollumfänglich im Tor war. Das 2:2 zählte.

«Unglaublich bitter»

Dass die Kanadier das Spiel am Ende in der Verlängerung zu ihren Gunsten entschieden, entsprach irgendwie der Logik. Man sah es kommen. Die Schweizer rappelten sich zwar wieder auf. Aber man spürte: Die letzte Überzeugung fehlt. Mark Stone, der beste Spieler der Ahornblätter, schloss einen Konter schliesslich kaltblütig ab. 3:2 für Kanada. Aus, vorbei, Ende.

Kehren wir zurück in die Mixed-Zone: Wie soll man so eine Niederlage erklären? Andres Ambühl, der mit diesem Viertelfinal Mathias Seger als Schweizer WM-Rekordspieler (es war sein 107. WM-Spiel) ablöste, sagt: «Es hat so wenig gefehlt, um auf der lachenden Seite zu sein. Jetzt bist du auf der anderen Seite.» Oder Roman Josi: «Das ist unglaublich bitter. Aber ich bin stolz auf die Mannschaft, wir sind immer unseren Weg gegangen. Ganz zum Schluss hat es halt nicht ganz gereicht.»

Fast wie beim Skifahren

Oder Simon Moser: «Wir hatten den Gameplan perfekt umgesetzt, haben unsere Chancen im Powerplay zweimal genutzt. Wenn dies dann um 0,4 Sekunden nicht reicht, dann ist das einfach nur bitter. Manchmal ist alles eng beieinander. Vielleicht ist das Glück, das wir vor einem Jahr hatten, nun einfach aufgebraucht gewesen. Im Moment überwiegt der Frust, aber ich bin stolz, Teil einer so talentierten und hungrigen Mannschaft zu sein.

Captain Raphael Diaz vermutet sogar, dass irgendwo eine versteckte Kamera platziert gewesen sein muss und irgendwer sich einen schlechten Scherz erlaubt hat: «So am Schluss den Ausgleich zu kassieren, ist unglaublich bitter. Aber was willst du machen? Es ist eine Hundertstel-Entscheidung, fast wie beim Skifahren. Wir können aber wirklich stolz sein, auf unsere Leistung. Wir wissen, dass wir mit den besten Teams mithalten können. Aber es tut extrem weh.»

Ja, die Schmerzen, die die gebrochenen Herzen verursachen, werden die Schweizer Spieler in ihre Ferien, die jetzt beginnen, wohl noch eine Weile begleiten.

Kanada - Schweiz 3:2 n.Vrl. (0:1, 1:1, 1:0, 1:0)

Kosice. - 7440 Zuschauer. - SR Frano/Rantala (CZE/FIN), Lhotsky/Sormunen (CZE/FIN). - Tore: 19. Andrighetto (Diaz, Fiala/Ausschluss McCann) 0:1. 26. Stone (Fabbro, Dubois) 1:1. 40. (39:57) Hischier (Martschini, Niederreiter/Ausschluss Marchessault) 1:2. 60. (59:59) Severson (Stone) 2:2. 66. (65.07) Stone (Dubois, Theodore) 3:2. - Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Kanada, 1mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Kanada: Murray; Fabbro, Theodore; Severson, Nurse; Stecher, Chabot; Myers; Jost, Turris, McCann; Stone, Dubois, Marchessault; Reinhart, Couturier, Cirelli; Joseph, Strome, Henrique.

Schweiz: Genoni; Frick, Fora; Loeffel, Genazzi; Diaz, Josi; Ambühl, Bertschy, Simon Moser; Fiala, Hischier, Niederreiter; Andrighetto, Haas, Hofmann; Martschini, Kuraschew, Scherwey; Praplan.

Bemerkungen: Kanada ohne Mantha (gesperrt), Schweiz ohne Weber und Janis Moser (beide verletzt), Berra (Ersatzgoalie), Mayer (überzähliger Torhüter) und Bertaggia (nicht gemeldet). - Timeouts: Kanada (59:07); Schweiz (57.). - Lattenschuss Marchessault (22.). - Schüsse: Kanada 36 (12-7-17); Schweiz 20 (5-9-6). - Powerplay-Ausbeute: Kanada 0/1; Schweiz 2/3.

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