Startseite
Sport
Eishockey
Beim Betrachten der Schweizer Formation kommt vor dem ersten Spiel an der Eishockey-WM Hoffnung auf. Mit Enzo Corvi und Nino Niederreiter stehen seit langem wieder einmal zwei Churer im Mittelpunkt.
Zum ersten Mal kommt es heute Samstag beim WM-Auftakt Schweiz gegen Österreich auf höchstem Niveau zu einem Duell zwischen zwei helvetischen Bandengenerälen: Roger Bader (53) gegen Patrick Fischer (42).
Gefühlt und statistisch sieht es für den Schweizer Nationaltrainer Patrick Fischer nicht gut aus. Zur Statistik: Wir sind gegen Österreich seit 25 Jahren ohne Sieg. Der letzte Erfolg datiert vom 25. April 1993. Wir siegten bei der WM in München 5:1 und stiegen am Ende doch ab. Seither gab es drei Unentschieden und zwei Niederlagen. Die letzte am 2. Mai 2015 in Prag (3:4 n. P.).
Zum Gefühl: Unter Patrick Fischer ist der Start zu allen drei Titelturnieren missglückt. An der WM 2016 in Moskau mit einer blamablen Niederlage gegen Aufsteiger Kasachstan (1:2 n. P.). An der WM 2017 vergeigten die Schweizer gegen Aufsteiger Slowenien eine 4:0-Führung und siegten erst nach Penaltys 5:4. Beim olympischen Turnier 2018 setzte es gleich eine 1:5-Pleite ab. Und so sagt Patrick Fischer: «Ich hoffe, dass es diesmal weniger dramatisch wird.»
Im letzten Training hat er die Mannschaft so zusammengestellt:
Erster Block: Diaz/Müller – Niederreiter/ Corvi/Hofmann
Zweiter Block: Untersander/Kukan – Scherwey/Haas/Andrighetto
Dritter Block: Genazzi/Siegenthaler – Moser/Vermin/Riat
Vierter Block: Fora/Frick – Rod/Schäppi/ Baltisberger
Walser übte als überzähliger Stürmer, Sutter als überzähliger Verteidiger. Wer im Tor stehen wird (Berra oder Genoni) ist offen. Aber gegen Österreich sollte es eigentlich unerheblich sein, wer unser letzter Mann ist.
Die interessanteste Variante in dieser Aufstellung ist ein Duo aus Chur. Chur ist ein vergessener «Hotspot» unseres Hockeys. Kulttorhüter Renato Tosio, 1992 in Prag im WM-Halbfinal, ist beispielsweise beim EHC Chur gross geworden. Nun stehen wieder zwei Churer im Mittelpunkt des nationalen Interesses. Enzo Corvi und Nino Niederreiter.
Ungewöhnlich dabei: Im Frühjahr 2012 stürmte Enzo Corvi für Chur noch in der obersten Amateurliga (1. Liga) und Nino Niederreiter bereits in der NHL. Corvi zügelte erst im Sommer 2012 zu Arno Del Curto nach Davos hinauf und buchte in seiner ersten NLA-Saison (2012/13) in 34 Spielen kein einziges Tor und bloss einen Assist. Nun trainierten die beiden hier in Kopenhagen gemeinsam in einer Linie – Enzo Corvi, der ehemalige 1.-Liga-Spieler, als Center des NHL-Powerflügels Niederreiter.
Vorrunde
Samstag, 5. 5., 12.15 Uhr:
Schweiz - Österreich
Sonntag, 6. 5., 20.15 Uhr:
Schweiz - Slowakei
Dienstag, 8. 5., 20.15 Uhr:
Schweiz - Tschechien
Mittwoch, 9. 5., 16.15 Uhr:
Schweiz - Weissrussland
Samstag, 12. 5., 20.15 Uhr:
Schweiz - Russland
Sonntag, 13. 5., 20.15 Uhr:
Schweiz - Schweden
Dienstag, 15. 5., 12.15 Uhr:
Schweiz - Frankreich
ev. Viertelfinals Do, 17. 5.
ev. Halbfinals Sa, 19. 5.
ev. Final So, 20. 5.
Es ist das wohl ungewöhnlichste Sturm-Duo unserer WM-Geschichte. Intern wird entsprechend viel von den beiden erwartet: Der tüchtige Mediengeneral Kick Janos hat jedenfalls bereits angekündigt, dass Corvi und Niederreiter nach der Partie gegen Österreich der schreibenden Zunft für Interviews nicht zur Verfügung stehen – er befürchtet wohl, dass nach einer grandiosen Leistung gegen Österreich der internationale Medien-Rummel um die beiden Churer zu gross werden könnte.
Wenn wir also die Aufstellung und die umsichtigen Massnahmen des Medienchefs sehen, kommt doch wieder Zuversicht auf, dass der erste Sieg gegen Österreich an einer WM seit 25 Jahren möglich ist.
Zumal aus dem gegnerischen Lager eine beruhigende Meldung kommt: Michael Raffl, der einzige NHL-Spieler, wird gegen die Schweiz noch nicht antreten. Nationaltrainer Roger Bader sagt, er erwarte seinen NHL-Stürmer aus Philadelphia erst für die dritte WM-Partie.
Was die Spieler aus der NHL für die Schweiz, sind für die Österreicher sowieso die Stars, die aus unserer NLA kommen. Luganos Verteidiger Stefan Ulmer ist der Mirco Müller und Ambris Stürmer Dominic Zwerger der Nino Niederreiter der Österreicher. Und zum ersten Mal sieht sich Zwerger vor der Partie gegen die Schweiz im Mittelpunkt des Medieninteresses. So wie bei den Schweizer Medien jeweils die aus Nordamerika angereisten Stars. Was ihn natürlich freut.
Dominic Zwerger bringt das Selbstvertrauen und Siegermentalität in seine Mannschaft, die wir Schweizer von unseren NHL-Stars gewohnt sind. Er sagt, es werde natürlich schwierig. «Aber wir sind hier, um Spiele zu gewinnen.»
Leicht werden es die Österreicher nicht haben. Seit 2008 hat nie mehr ein Aufsteiger den Klassenerhalt geschafft. Österreich ist letztmals 2004 oben geblieben. 2005 folgte der Abstieg und dann fünfmal nach dem Aufstieg der sofortige Wiederabstieg (2007, 2009, 2011, 2013 und 2015). Wir sollten nicht mitleidig lächeln.
Solche Zustände sind auch bei uns noch gar nicht so lange her: Abstieg 1993, Wiederaufstieg 1994, sofortiger Wiederabstieg 1995 – und dann erst die Rückkehr in die oberste WM am grünen Tisch. Weil wir 1998 in Zürich und Basel WM-Gastgeber waren. Immerhin: Seither sind wir nie mehr in Abstiegsgefahr geraten.