Champions Hockey League
Die schwankenden Riesen: Der SC Bern und die ZSC Lions stecken im Tief – aus unterschiedlichen Gründen

Der SC Bern und die ZSC Lions, die beiden Klub-Schwergewichte des Schweizer Eishockeys, durchleben derzeit eine schwierige Phase. In Bezug auf den amtierenden Meister Bern ist das allerdings jammern auf hohem Niveau.

Marcel Kuchta
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Geschlagen: Niklas Schlegel und die ZSC Lions verabschiedeten sich aus der Champions Hockey League

Geschlagen: Niklas Schlegel und die ZSC Lions verabschiedeten sich aus der Champions Hockey League

Keystone

Klar: Das Ausscheiden aus der Champions League im Viertelfinal gegen den schwedischen Vertreter Växjö Lakers (3:2, 2:4) war für den SCB, der im europäischen Wettbewerb hohe Ziele anvisiert hatte, schmerzhaft.

Und die vier Niederlagen in den letzten fünf Meisterschaftsspielen deuten ebenfalls darauf hin, dass sich in der Hauptstadt ein kleines Adventstief installiert hat. Aber eben: Auf der anderen Seite stehen die Berner in der Tabelle immer noch allein auf weiter Flur an der Spitze.

Durch die jüngste Niederlagenserie schmolz der Vorsprung auf den ersten Verfolger Lugano auf immer noch sehr komfortable sieben Punkte.

Ein Fall von Wohlstandsverwahrlosung

Die aktuelle SCB-Depression ist ein klassischer Fall von «Wohlstandverwahrlosung». Wenn es einer Mannschaft wochenlang läuft, sie kaum Widerstände überwinden muss, dann kommt in der Regel irgendwann einmal der Punkt, an dem man den nötigen Extra-Effort eben nicht mehr leistet.

Die Berner verspielten bei den Heimniederlagen gegen die Strichteams Langnau (3:5), Biel (4:5 nach Penaltyschiessen) und Servette (3:4 nach Verlängerung) zweimal eine 3:0- und einmal eine 3:1-Führung. Headcoach Kari Jalonen stellte bei seinen Spielern, die fast drei Monate lang kaum Schwächen gezeigt hatten, plötzlich eine gewisse Nervosität fest.

Und auch fehlende Energie bei (den von ihm oft forcierten) Leistungsträgern. Aus dem anfänglichen Betriebsunfall gegen Langnau, entwickelte sich eine Negativspirale, welche mit dem Ausscheiden aus der Champions Hockey League einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.

Muss man sich beim Meister deswegen Sorgen machen? Kaum. Diese Mannschaft ist schlicht zu gut und zu breit besetzt, als dass diese Schwächephase allzu lange dauern wird.

Die feucht-fröhliche Meisterfeier des SCB
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Thomas Rüfenacht hat sich teilweise in Skimontur geworfen.
David Jobin stemmt den Pokal hoch. Rund 5000 Fans haben mit dem SCB in Bern gefeiert.
Es ist der 15. Meistertitel des SCB. SCB Spieler David Jobin, rechts, und rund 5000 Zuschauer feiern den 15. Schweizermeistertitel nach dem sechsten Playoff-Final Spiel der National League A zwischen dem EV Zug und dem SC Bern am Montag, 17. April 2017 in der PostFinance Arena in Bern. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)
Die Spieler trafen nach Mitternacht in Bern ein, nachdem sie im sechsten Spiel in Zug alles klar gemacht hatten.
Luca Hischier gibt den Takt an.
Grenzenloser Jubel bei Samuel Kreis (links) und Joel Aebi.
Die obligate Champagnerdusche darf nicht fehlen.
Auch SCB-CEO Marc Lüthi feierte in Bern mit.

Die feucht-fröhliche Meisterfeier des SCB

LUKAS LEHMANN

Ganz anders sieht die Situation bei den ZSC Lions aus. Die Zürcher tun sich schon seit dem Saisonstart schwer, in den Rhythmus zu kommen. Nach einem schlechten Auftakt in die Meisterschaft folgte eine gute Phase, ehe sich die Mannschaft zuletzt wieder von der sehr unkonstanten Seite zeigte.

Die 1:5-Heimniederlage gegen Schlusslicht Kloten am vergangenen Samstag förderte all die Probleme, die die Lions aktuell plagen, zu Tage. Ein Blick auf die Abwesenheitsliste zeigt aber, dass die nicht von Ungefähr kommen.

Mit Robert Nilsson (verletzt), Frederik Pettersson (aktuell mit der schwedischen Nationalmannschaft unterwegs) und Pius Suter (verletzt, gab am Dienstag sein Comeback) fehlten fast permanent eines oder mehrere Mitglieder des Paradesturms. Stammgoalie Lukas Flüeler, der nach langer Durststrecke endlich wieder in Form gekommen war, verletzte sich ebenfalls und fällt noch ein paar Wochen aus.

Mit Christian Marti und Severin Blindenbacher fehlen zwei der wichtigsten Verteidiger. Und der Amerikaner Drew Shore, auf welchen man in Zürich nach seiner starken letzten Saison in Kloten grosse Hoffnungen gesetzt hat, fehlt seit längerem wegen einer Gehirnerschütterung.

Nur ein Tor in zwei Spielen

Dass sich auch die Lions aus der Champions Hockey League verabschiedet haben, ist angesichts des momentanen personellen Aderlasses nicht überraschend. In den zwei Partien gegen den tschechischen Vertreter aus Liberec gelang den dezimierten Zürchern nur ein Törchen, welches immerhin zu einem 1:0-Sieg in Tschechien gereicht hatte.

Letztlich schied man im Rückspiel (0:1) erst nach Penaltyschiessen aus. Was allerdings aus Sicht der ZSC Lions trotz allen Abwesenden bedenklich ist, ist die Tatsache, dass aus der zweiten Reihe, die angesichts von Spielern mit Roman Wick, Chris Baltisberger, Reto Schäppi, Fabrice Herzog oder Inti Pestoni auch nicht gerade untalentiert ist, kaum Support kommt, wenn Not am Mann ist.

Zürichs Patrick Thoresen, rechts, erzielt das Tor zum 0-1 gegen Berns Torhüter Leonardo Genoni.
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Die Zürcher Spieler jubeln nach dem Tor zum 0-1 durch Patrick Thoresen, rechts.
Zürichs Trainer Hans Wallson gibt Anweisungen.
Berns Martin Plüss, links, im Kampf mit Zürichs Ryan Shannon.
Zürichs Patrick Geering, links, im Kampf mit Berns Tristan Scherwey.
ZSC Lions - SC Bern 04.02.2017

Zürichs Patrick Thoresen, rechts, erzielt das Tor zum 0-1 gegen Berns Torhüter Leonardo Genoni.

Keystone

Klar ist: Im Gegensatz zu den Bernern dürfte die aktuelle Schieflage den Zürchern noch weit länger Kopfzerbrechen bereiten. Dem Trainerduo Wallson/Johansson, das seit Wochen unter erhöhter Beobachtung steht, stehen weitere, heikle Tage bevor. Die Weihnachtspause kann für sie nicht früh genug kommen.

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Schweizer Teams stehen im Halbfinal der Champions Hockey League, nachdem
der SC Bern und die ZSC Lions am Dienstag ausgeschieden sind. In den letzten beiden Saisons hatte es je ein NL-Team in die Vorschlussrunde geschafft. 2016/17 Fribourg-Gottéron (out gegen Frölunda), 2015/16 der HC Davos (out ebenfalls gegen Frölunda).