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Der SC Bern und die ZSC Lions, die beiden Klub-Schwergewichte des Schweizer Eishockeys, durchleben derzeit eine schwierige Phase. In Bezug auf den amtierenden Meister Bern ist das allerdings jammern auf hohem Niveau.
Klar: Das Ausscheiden aus der Champions League im Viertelfinal gegen den schwedischen Vertreter Växjö Lakers (3:2, 2:4) war für den SCB, der im europäischen Wettbewerb hohe Ziele anvisiert hatte, schmerzhaft.
Und die vier Niederlagen in den letzten fünf Meisterschaftsspielen deuten ebenfalls darauf hin, dass sich in der Hauptstadt ein kleines Adventstief installiert hat. Aber eben: Auf der anderen Seite stehen die Berner in der Tabelle immer noch allein auf weiter Flur an der Spitze.
Durch die jüngste Niederlagenserie schmolz der Vorsprung auf den ersten Verfolger Lugano auf immer noch sehr komfortable sieben Punkte.
Die aktuelle SCB-Depression ist ein klassischer Fall von «Wohlstandverwahrlosung». Wenn es einer Mannschaft wochenlang läuft, sie kaum Widerstände überwinden muss, dann kommt in der Regel irgendwann einmal der Punkt, an dem man den nötigen Extra-Effort eben nicht mehr leistet.
Die Berner verspielten bei den Heimniederlagen gegen die Strichteams Langnau (3:5), Biel (4:5 nach Penaltyschiessen) und Servette (3:4 nach Verlängerung) zweimal eine 3:0- und einmal eine 3:1-Führung. Headcoach Kari Jalonen stellte bei seinen Spielern, die fast drei Monate lang kaum Schwächen gezeigt hatten, plötzlich eine gewisse Nervosität fest.
Und auch fehlende Energie bei (den von ihm oft forcierten) Leistungsträgern. Aus dem anfänglichen Betriebsunfall gegen Langnau, entwickelte sich eine Negativspirale, welche mit dem Ausscheiden aus der Champions Hockey League einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.
Muss man sich beim Meister deswegen Sorgen machen? Kaum. Diese Mannschaft ist schlicht zu gut und zu breit besetzt, als dass diese Schwächephase allzu lange dauern wird.
Ganz anders sieht die Situation bei den ZSC Lions aus. Die Zürcher tun sich schon seit dem Saisonstart schwer, in den Rhythmus zu kommen. Nach einem schlechten Auftakt in die Meisterschaft folgte eine gute Phase, ehe sich die Mannschaft zuletzt wieder von der sehr unkonstanten Seite zeigte.
Die 1:5-Heimniederlage gegen Schlusslicht Kloten am vergangenen Samstag förderte all die Probleme, die die Lions aktuell plagen, zu Tage. Ein Blick auf die Abwesenheitsliste zeigt aber, dass die nicht von Ungefähr kommen.
Mit Robert Nilsson (verletzt), Frederik Pettersson (aktuell mit der schwedischen Nationalmannschaft unterwegs) und Pius Suter (verletzt, gab am Dienstag sein Comeback) fehlten fast permanent eines oder mehrere Mitglieder des Paradesturms. Stammgoalie Lukas Flüeler, der nach langer Durststrecke endlich wieder in Form gekommen war, verletzte sich ebenfalls und fällt noch ein paar Wochen aus.
Mit Christian Marti und Severin Blindenbacher fehlen zwei der wichtigsten Verteidiger. Und der Amerikaner Drew Shore, auf welchen man in Zürich nach seiner starken letzten Saison in Kloten grosse Hoffnungen gesetzt hat, fehlt seit längerem wegen einer Gehirnerschütterung.
Dass sich auch die Lions aus der Champions Hockey League verabschiedet haben, ist angesichts des momentanen personellen Aderlasses nicht überraschend. In den zwei Partien gegen den tschechischen Vertreter aus Liberec gelang den dezimierten Zürchern nur ein Törchen, welches immerhin zu einem 1:0-Sieg in Tschechien gereicht hatte.
Letztlich schied man im Rückspiel (0:1) erst nach Penaltyschiessen aus. Was allerdings aus Sicht der ZSC Lions trotz allen Abwesenden bedenklich ist, ist die Tatsache, dass aus der zweiten Reihe, die angesichts von Spielern mit Roman Wick, Chris Baltisberger, Reto Schäppi, Fabrice Herzog oder Inti Pestoni auch nicht gerade untalentiert ist, kaum Support kommt, wenn Not am Mann ist.
Klar ist: Im Gegensatz zu den Bernern dürfte die aktuelle Schieflage den Zürchern noch weit länger Kopfzerbrechen bereiten. Dem Trainerduo Wallson/Johansson, das seit Wochen unter erhöhter Beobachtung steht, stehen weitere, heikle Tage bevor. Die Weihnachtspause kann für sie nicht früh genug kommen.
Schweizer Teams stehen im Halbfinal der Champions Hockey League, nachdem
der SC Bern und die ZSC Lions am Dienstag ausgeschieden sind. In den letzten beiden Saisons hatte es je ein NL-Team in die Vorschlussrunde geschafft. 2016/17 Fribourg-Gottéron (out gegen Frölunda), 2015/16 der HC Davos (out ebenfalls gegen Frölunda).