Kolumne
Kolumnist Klaus Zaugg: «Der grosse Nietzsche hat eben doch recht» – weshalb Langnau nun doch einen dritten und vierten Ausländer kaufen will

«Noch nie war es so einfach, vernünftig zu sein. Geld zu sparen. Die Sonntagsreden von Nachwuchsförderung in die Tat umzusetzen», schreibt Klaus Zaugg. Dennoch ist Langnau auf dem Transfermarkt tätig geworden.

Klaus Zaugg
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Der SC Langnau startete mit (KEYSTONE /Marcel Bieri)

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Marcel Bieri / KEYSTONE
Klaus Zaugg

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Der einfachste Weg, um in unserem Sport ein kleines Vermögen zu machen, ist es, mit einem grossen Vermögen zu beginnen. Eishockey und Fussball sind bei uns ein Verlustgeschäft. Warum investieren dann immer und immer wieder kluge Männer ihr Geld in den Sport? Warum gehen sie Risiken ein, die sie in ihrem angestammten Geschäftszweig niemals auf sich nehmen würden?

Solche Fragen sind im Oktober 2020 aktueller denn je. In der höchsten Eishockeyliga gibt es wegen der Viruskrise ausnahmsweise keinen Absteiger. Die Klubs sollen in schwierigen Zeiten vor unnötigen Geldausgaben bewahrt werden. Noch nie war es so einfach, vernünftig zu sein. Geld zu sparen. Die Sonntagsreden von Nachwuchsförderung in die Tat umzusetzen.

Und tatsächlich scheint im Sommer die Vernunft einzukehren. Langnau verzichtet darauf, einen dritten und vierten Ausländer zu verpflichten. Sie werden für diesen Akt der Klugheit viel gerühmt. Es wäre ja wahrlich eine Kalberei sondergleichen, in einer Saison ohne Abstieg Geld für zusätzliches ausländisches Personal zu verschwenden. Ob Sieg oder Niederlage ist sowieso einerlei: Alle verfügbaren Plätze sind bereits durch die Saisontickets verkauft.

Nach düsteren Prognosen – so ziemlich jedes Medium sieht Langnau auf dem letzten Platz – und der Auftaktniederlage ist soeben der dritte Ausländer in Langnau eingetroffen. Und die Verpflichtung eines vierten ausländischen Spielers ist schon in Vorbereitung. Eiligst wird versichert, den Klub koste es nichts. Die Finanzierung werde von privater Seite übernommen. Dabei könnte diese private Seite ja auch etwas in die Klubkasse einzahlen, um die drohenden Verluste zu mindern.

Gibt es eine rationale Erklärung für diese «Geldvernichtung»? Ja, sie ist einfacher, als wir denken. Friedrich Nietzsche liefert sie uns. Im Buch «Also sprach Zarathustra» des Philosophen lesen wir: «Im ächten Manne ist ein Kind versteckt: das will spielen.» So ist es. Der Mann will spielen. Wenn schon nicht mit seiner Firma (das wäre dann doch zu arg), dann wenigstens im Sport. Und beim Spiel will ein Kind, und erst recht ein Mann, nicht verlieren. Deshalb wird es auch in dieser Saison immer wieder unvernünftige Transfers geben. Wir sollten sie allerdings nicht noch mit Steuergeldern subventionieren.