NHL-Finalserie
Capitals-Captain «Owi» greift mit Washington mit einer Hand nach dem Cup

Die Washington Capitals führen in der NHL-Finalserie nach dem 6:2-Sieg gegen Luca Sbisas Vegas Golden Knights mit 3:1 – und greifen zum ersten Mal nach dem Stanley Cup.

Uli Schember, Washington
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Mit 14 Toren ist Capitals-Captain Alexander Owetschkin (hinten) der beste Playoff-Torschütze der NHL.

Mit 14 Toren ist Capitals-Captain Alexander Owetschkin (hinten) der beste Playoff-Torschütze der NHL.

Keystone

Völlig ausgelaugt sass er in der Kabine. Kein Lächeln kam ihm über die Lippen, es war Alexander Owetschkin nicht anzusehen, dass er in der NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt, nur noch einen Sieg von seinem ersten Stanley-Cup-Triumph entfernt ist. «Es fühlt sich gut an, aber es ist noch nicht vorbei», sagte der Captain der Washington Capitals nach dem so wichtigen 6:2 gegen die Vegas Golden Knights in der Nacht auf Dienstag (MEZ).

Mit 3:1 führen die «Caps» jetzt in der Finalserie, die Belohnung dafür sind drei Matchbälle. Schon in der Nacht auf Freitag könnte mit einem weiteren Sieg fast genau 44 Jahre nach der Klubgründung vom 11. Juni 1974 das lange Warten in der US-Hauptstadt auf den ersten NHL-Titel ein Ende haben.

«Wir haben jetzt ein paar Tage Zeit, um uns das Spiel nochmals anzuschauen», sagte Owetschkin, «wir haben nicht unser bestes Eishockey gezeigt, aber die Ergebnisse stimmen.» Für den Gegner muss das wie eine Drohung klingen. «Hart und klug» will Owetschkin mit seinem Team spielen, damit der Titeltraum fast 13 Jahre nach seinem NHL-Debüt Wirklichkeit wird.

Immer noch auf dem Eis

Owetschkin war in den vergangenen Jahren immer wieder früh in den Play-offs gescheitert – zuletzt dreimal nacheinander in der zweiten Runde. Meist reiste der 32-Jährige zur Weltmeisterschaft nach und verstärkte dort die Russen, mittlerweile ist der WM-Final zwischen der Schweiz und Schweden (2:3 n. P.) zweieinhalb Wochen her – und «Owi» steht immer noch in Nordamerika auf dem Eis.

Und wie: Der linke Flügelstürmer führt mit 14 Treffern die Torschützenliste der Playoffs an. In der Finalserie hat er bisher in jedem der vier Spiele gepunktet (zwei Tore, zwei Assists).

Weniger gut lief es zuletzt den Vegas Golden Knights. Das Überraschungsteam der Saison mit dem Zuger Verteidiger Luca Sbisa steht nach drei Niederlagen in Serie – das gab es seit Februar nicht mehr – mit dem Rücken zur Wand. In Spiel vier half es auch nichts, dass sich der 28-Jährige beim Treffer zum 2:4 einen Assist gutschreiben lassen konnte.

Das fünfte Finalduell mit dem Expansionsteam aus der Wüste findet in der Spielermetropole Las Vegas statt. Die Capitals werden alles daransetzen, die märchenhafte Saison des Gegners, der es als erste Franchise in der Premierensaison so weit gebracht hat, schnellstmöglich zu beenden.

Beste Punktesammler der Playoffs

Bauen kann Washington dabei neben dem starken Braden Holtby im Tor auch auf seine offensive Ausgeglichenheit: Gleich sechs verschiedene Spieler trafen beim 6:2. Und neben dem Playoff-Top-Torschützen Owetschkin wissen die «Caps» mit dem Russen Jewgeni Kusnezow und seinen 31 Punkten (12 Tore, 19 Assists) auch den besten Punktesammler der Playoffs in ihren Reihen.

«Alle vier Reihen spielen gutes Eishockey», lobte Kusnezow die Teamleistung und bedankte sich für die Unterstützung von den Tribünen: «Wir haben in dieser Saison dafür gesorgt, dass das Publikum glücklich ist. Das ist wichtig für uns. Wir fühlen die Energie.»

Vieles spricht bei der ersten Finalteilnahme seit 20 Jahren für Washington. 76 Jahre ist es her, seit zuletzt eine Mannschaft im Stanley-Cup-Final eine 3:1-Serienführung verspielt hat. 1942 war es, als die Detroit Red Wings in aussichtsreichster Position doch noch an den Toronto Maple Leafs gescheitert sind. Owetschkin hat bereits eine Hand am Stanley Cup und er wird alles daransetzen, ihn in die Höhe zu stemmen.