Eishockey-WM
Der richtige Nationalcoach: Patrick Fischer hat nicht viel falsch gemacht

Hätte Patrick Fischer mit besserem Coaching den Viertelfinal gegen Deutschland gewinnen können? Wahrscheinlich schon.

Klaus Zaugg
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Patrick Fischer redet auf Joel Vermin (rechts) und Noah Rod (links) ein.

Patrick Fischer redet auf Joel Vermin (rechts) und Noah Rod (links) ein.

Salvatore Di Nolfi/Keystone (Riga, 3. Juni 2021)

Wenn Napoléon ein fähiger Truppenführer zur Beförderung zum General vorgeschlagen wurde, soll er jeweils nur eine Frage gestellt haben: «Hat der Mann Glück?» Der Kaiser der Franzosen wusste: Noch so viel militärischer Sachverstand hilft nicht, wenn im alles entscheidenden Moment das Glück fehlt. Patrick Fischer wäre unter Napoléon nicht General geworden. Weil er kein Glück hat. Niederlagen gegen Deutschland in der Verlängerung im olympischen Achtelfinal von 2018 und im Penaltyschiessen bei der WM 2021. Finalniederlage gegen Schweden 2018 nach Penaltys.

Beim WM-Viertelfinal gegen Kanada 2019 fehlten 0,4 Sekunden zum Sieg und zum Halbfinal. Die wichtigste Eigenschaft eines Nationaltrainers: Er muss dazu in der Lage sein, die Nationalmannschaft zu verkaufen. Nach innen und nach aussen. Der Einsatz im Nationalteam ist immer freiwillig. Alles Gerede von der vaterländischen Pflicht, in der nationalen Mannschaft zu dienen, bleibt leer, wenn es der Nationaltrainer nicht versteht, die Spieler für seine Sache zu gewinnen. Patrick Fischer ist der noch bessere Verkäufer des Nationalteams, als es Ralph Krueger war. Damit macht er seine Schwäche im Coaching bei weitem wett. Mag sein, dass er zu sehr Dichter, Denker, Psychologe und Esoteriker und zu wenig autoritäre, kaltblütige Führungsperson für Extremsituationen ist.

Assistenten sollten ersetzt werden

Aber versagt hat bei dieser WM nicht der Nationaltrainer. Versagt haben seine drei Assistenten. Tommy Albelin hätte sehen müssen, dass Jonas Siegenthaler in der letzten Minute gegen Deutschland nicht mehr aufs Eis gehört. Aber er ist ein exzellenter Taktik-Lehrer und seine Position steht nicht zur Debatte. Christian Wohlwend ist sicherlich gut für die Stimmung und um regelmässig ein paar Scheite in den Kachelofen der Emotionen zu legen. Aber auch er ein Bandengeneral ohne Fortune wie sein klägliches Scheitern mit dem HC Davos in den Pre-Playoffs gegen den SCB gezeigt hat und keine Hilfe in heiklen Situationen. Definitiv nichts an der nationalen Bande verloren hat Marco Bayer, der U20-Nationaltrainer. Weder Bandengeneral noch Taktiker noch Psychologe. Er bringt null Mehrwert. Das Problem Patrick Fischer ist mit ein paar Handgriffen zu lösen: durch die Berufung von zwei Assistenten anstelle von Wohlwend und Bayer, die seine Schwäche kompensieren. Die Frage ist allerdings, ob Verbandssportdirektor Lars Weibel der richtige Mann für diese heikle Aufgabe ist. Die Schuhe seines Vorgängers Raeto Raffainer sind für ihn nach wie vor ein paar Nummern zu gross.

Über die Assistenztrainer Christian Wohlwend (links) und Marco Bayer (rechts) kommen Zweifel auf.

Über die Assistenztrainer Christian Wohlwend (links) und Marco Bayer (rechts) kommen Zweifel auf.

Claudio Thoma/Freshfocus (Riga, 3. Juni 2021)