Drei Teams haben letzte Saison die Erwartungen übertroffen. Nun gehen die Lakers, Servette und Gottéron unterschiedliche Wege, um dem vergangenen Ruhm gerecht zu werden. Nicht ganz überraschend spielen dabei die Torhüter eine zentrale Rolle.
Wer über Nacht Ruhm erntet, muss am nächsten Tag umso härter arbeiten. Die letzte Saison bescherte den Lakers, Servette und Gottéron überraschende Erfolge. Die Lakers erreichten erstmals seit 2006 den Halbfinal, Servette erst zum dritten Mal in der Geschichte den Final und Gottéron spielte die beste Qualifikation seit sechs Jahren.
Aber was nun? Alles ändern oder alles so lassen, wie es war?
Der Mut zur Veränderung...
Die Scheu vor Veränderungen ist auch im Sport gross und nur selten wagen erfolgreiche Teams ohne Not einen Umbruch. Die Lakers haben den Mut zur Veränderung. Trainer Jeff Tomlinson hat in sechs Jahren bei den Lakers die Ziele sogar übertroffen: Cupsieg, Aufstieg, Halbfinal. Trotzdem wird er ersetzt. Eine Torheit? Nicht unbedingt. Wir können auch sagen: besser den Trainer wechseln, wenn alles noch funktioniert, als wenn alles in Scherben liegt.
Sportchef Janick Steinmann hat mit Stefan Hedlund seinen Wunschkandidaten geholt. Kann der Schwede in Jeff Tomlinsons Schuhen stehen? Das ist die entscheidende Frage. Die Lakers haben noch nicht den sportlichen Kurswert eines Halbfinalisten.
Der Sportchef hat viel transferiert, den Verlust von Verteidigungsminister Dominik Egli mit einem ausländischen Verteidiger kompensiert, jeden erhältlichen Junioren-Nationalspieler geholt und die Kadertiefe vergrössert. Viel Umsatz, zu wenig Ertrag, den Erfolgstrainer verabschiedet (er arbeitet nun in Kloten) und hohe Erwartungen nach dem Halbfinal – das ist eher der Stoff für sportliche Dramen und weniger für neue Triumphe.
Zum Glück für die Lakers Ist Melvin Nyffeler ein Koala-Bär. Der Koala kann nur im Eukalyptus-Wald leben. Deshalb lässt er sich nicht weglocken. Melvin Nyffeler ist bisher nur bei den Lakers glücklich geworden und klugerweise bleibt er bei den Lakers und hat gleich vorzeitig bis 2026 verlängert. Er ist also ein Koala, der die Lakers nie verlassen wird. Von ihm hängt alles ab. Spielt er aus irgendeinem Grund nicht sein bestes Hockey, flackern bei den Lakers die Lichter oder sie gehen ganz aus.
….der Mut, alles zu lassen, wie es ist
Gottérons Sportchef und Trainer Christian Dubé scheut die Veränderung und versucht, den Erfolg zu konservieren. Er hat den Mut, fast alles zu lassen, wie es ist. Im Viertelfinal gegen Servette kläglich gescheitert? Na und? Dafür war die Qualifikation grandios (3.) – und besser eine Party vom September bis im März als bloss ein paar Wochen im Frühjahr.
Alles soll bleiben, wie es war und so dirigiert der smarte Kanadier inzwischen die mit Abstand älteste Mannschaft der Liga. Jeder Schlüsselspieler ist älter als 30 und ein «grauer Panther». Von Torhüter Reto Berra (34) über den neuen Abwehrchefs Raphael Diaz (35) und Philippe Furrer (36) bis zu Captain Julien Sprunger (35) und den vier Ausländern Chris DiDomenico (32), David Desharnais (34), Ryan Gunderson (35) und Daniel Brodin (31).
Routine und nachlassende Schnelligkeit statt der Dynamik der Jungen in Zeiten des Tempos. Auch bei Gottéron spielt der Torhüter eine zentrale Rolle: Reto Berra ist einer der besten und teuersten der Liga. Aber er hat nach wie vor für Gottéron keine Playoff-Serie gewonnen. Immerhin war er von September bis im März ein Titan.
Aber wenn im nächsten Frühjahr abgerechnet wird, genügt eine ruhige Qualifikation wie letzte nicht mehr. Reicht es nicht mindestens für den Halbfinal, dann stehen Gottéron und Christian Dubé mit dem aus der Zeit gefallenen Doppelmandat Trainer/Sportchef und der Strategie der «grauen Panther» vor einem Scherbenhaufen.
…oder der Mut, den wichtigsten Spieler zu vergessen
«Märchenfinalist» Servette hat seinen wichtigsten Spieler «vergessen» und verloren und niemanden scheint es zu kümmern. Die Genfer sind vom 6. Platz aus bis in den Final gestürmt. Zurecht ist Verteidiger Henrik Tömmernes als wichtigster Feldspieler gerühmt und gefeiert worden. Er bleibt und so scheint in Genf alles auf eine stabile Schönwetterlage hinzudeuten. Aber die Bedeutung eines Wechsels wird völlig unterschätzt. Weil es um einen Spieler geht, der während der Qualifikation eigentlich gar keine Bedeutung hatte, erst im Laufe der Playoffs zum Helden geworden ist.
Ersatztorhüter Daniel Manzato (37). Er ist sozusagen «vergessen» worden und als er zum Playoffhelden wurde, hatte er schon beim SCB unterschrieben. Es war noch Sportchef Chris McSorley (heute Trainer in Lugano), der vor einem Jahr ganz auf Gauthier Descloux setzte, aber wohlweislich Daniel Manzato zur Absicherung als Nummer 2 holte. Die Rechnung ist aufgegangen: Gauthier Descloux bewährte sich in der Qualifikation war noch vor Leonardo Genoni der statistisch drittbeste Goalie der Liga. Und als er verletzt aufgeben musste, trug Daniel Manzato das Team bis in den Final.
Aber nun ist er in Bern die Nummer 2 und Servette steht mit seiner «zerbrechlichen» Nummer 1 auf dünnem Eis: es fehlt hinter Gauthier Descloux eine ligafähige Nummer 2. Und wie wir es auch drehen und wenden: der finnische Stehgeiger Valtteri Filppula kann Topskorer und Laufwunder Linus Omark nicht ersetzen. Es fehlt bei Servette vor der schweren Saison der Bestätigung vorne und hinten. Die Absturzgefahr ist erheblich.