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Acht Niederlagen in Serie und eine Situation, die verehrender nicht sein könnte: Dem EHC Biel schwimmen in der National League die Felle davon. Trotzdem hält der Verein an seinem Trainer fest - auch wenn Antti Törmänen beim SCB ist in einer weniger kritischen Situation gefeuert worden ist.
Biel ist nicht Bern. Auch deshalb ist Antti Törmänen nach wie vor im Amt. Am 22. November 2013 hatte sich SCB-Manager Mark Lüthi nach einer 1:4-Heimpleite gegen Biel höchstpersönlich in die Kabine begeben und den Finnen gefeuert. Obwohl Antti Törmänen den SCB ein halbes Jahr zuvor zum Meistertitel geführt hatte. Ein solches Szenario ist in Biel unvorstellbar.
Obwohl die Situation eigentlich kritischer ist als damals in Bern. Zumindest statistisch. Antti Törmänen hatte mit dem SCB zwei der letzten acht Partien vor seiner Entlassung gewonnen. Nun hat er in Biel achtmal hintereinander verloren. Die Niederlagen im Cup (gegen Ajoie) und in der Champions League (gegen Göteborg) mitgerechnet sind es gar zehn Flops in Serie. Aber eben: Biel ist nicht Bern. Der Trainer wird nicht in Frage gestellt.
Das will zwar wenig heissen. Noch jedem Trainer ist vor der Entlassung das Vertrauen ausgesprochen worden. Sportchef Martin Steinegger tappt nicht in diese Falle. Er sagt auch nicht, der Trainer sei kein Thema – was ja in solchen Fällen sonst der Brauch ist. Er hat für die Situation seiner Mannschaft eine treffende Formulierung: «Acht Niederlagen sind eine Krise. Aber wir spielen kein Krisenhockey.»
Das tönt doch schon mal gut. Und stimmt ja auch: Die Mannschaft zeigt keinerlei Zerfallserscheinungen, die auf einen Autoritätsverlust des Trainers hindeuten. Sie spielt schnelles, gut strukturiertes Tempohockey. Der Vorwurf «kein System» wäre pure Polemik.
Martin Steinegger sagt, die Mannschaft habe einen «Game-Plan» und der werde befolgt. Die Situation sei auch nicht vergleichbar mit der Krise damals unter Kevin Schläpfer, die im November 2016 nach einer Serie von nur einem Sieg in zehn Spielen mit der Trennung endete.
Eigentlich ist alles soweit in Ordnung. Nur die Resultate nicht. «Nun entscheiden oft Kleinigkeiten in knappen Spielen gegen uns und nicht mehr für uns wie am Anfang der Saison.» Davos gewann am Sonntag gegen Biel durch einen Treffer zwei Sekunden vor Ende der Verlängerung. Die Ausgeglichenheit ist tatsächlich gross wie nie: Diese Saison sind bereits 54 Partien erst in der Verlängerung oder nach Penaltys entschieden worden. Während der ganzen letzten Qualifikation waren es bloss 38.
Als grösstes Problem sieht Martin Steinegger die vielen verletzungsbedingten Ausfälle. Gegen Davos fehlten erneut sechs wichtige Spieler. «Wir haben die Saison mit 16 Stürmern und 10 Verteidigern begonnen. Und doch reicht es jetzt nicht.»
Er stehe da, sehe das Problem, aber helfen könne er nicht. «Der Markt gibt nichts her, da ist nichts zu machen und diese Hilflosigkeit ist frustrierend.» Um eine breitere Basis zu bekommen, sei auch schon das Projekt eines Farmteams diskutiert worden. «Aber eine Umsetzung ist nicht realistisch.»
Martin Steinegger ist kein Romantiker. Ihm ist klar, dass es so nicht mehr lange weitergehen darf. Und doch wird er vorerst keine Massnahmen treffen. «Wenn wir in Aktionismus verfallen, wissen wir bald nicht mehr, warum etwas funktioniert oder eben nicht funktioniert.» Eine vernünftige Analyse sei nur dann möglich, wenn die Linie eingehalten werde. Was man auch so formulieren kann: Spiele verlieren, aber nicht den Kurs. Es gibt ja immerhin auch eine gute Nachricht: Biel ist vor Meister Bern und Langnau nach wie vor die Nummer 1 im Kanton.