Mit einem erkämpften 1:1 bei Omonia Nikosia sichert sich der FC Basel am 4. Spieltag das europäische Überwintern.
Es sind keine druckbaren Worte, die in der 57. Minute von den Tribünen des GSP Stadiums auf das Feld geschrien werden. In Richtung des Unparteiischen, der in den Augen des Anhangs von Omonia Nikosia eben gerade nicht neutral geurteilt hat. Es sind Szenen, in denen das Spiel zwischen Nikosia und dem gastierenden FC Basel kurz eskaliert. In dieser 57. Minute schiesst Liam Millar das 1:1 mittels schönem Schuss ins lange Eck und nach starker Vorarbeit von Darian Males.
Weil wenige Augenblicke zuvor aber Andronikos Kakoulli nach einem Zweikampf mit Tomas Tavares zu Boden geht, rasten die zypriotischen Fans aus. Sie fordern Penalty. Aber auch der FCB fordert noch ein paar Sekunden früher einen Elfmeter, nachdem Joelson Fernandes nach einem Zweikampf fällt. Beide Szenen werden nicht gepfiffen. Bei Tavares wohl zu Unrecht, bei Joelson zu Recht.
Aber der 1:1-Ausgleich des FC Basel in dieser 57. Minute, welcher gleichbedeutend mit dem Endstand ist, geht in Ordnung. Zumindest, wenn man die Leistung über die komplette Spieldauer anschaut. Nach Durchgang 1 jedoch sind die Basler im Rückstand. Weil sie die ersten zwanzig Minuten schlicht komplett verschlafen. Es ist haarsträubend, wie die FCB-Abwehr in den Startminuten agiert. Bereits nach zwei Minuten wird es brenzlig, weil Michael Lang nonchalant den Ball verliert. Die Unachtsamkeit bleibt ohne Konsequenzen.
In der 16. Minute ist das mangelhafte Abwehrverhalten Eray Cömerts dann aber folgenschwer. Nachdem seine Vordermänner den Gegner im Zentrum viel zu viel Raum gewähren, spielt Jordi Gomez einen genialen Pass in die Tiefe auf Andronikos Kakoulli. Dieser vernascht Cömert, indem er einen Haken schlägt und den Basler Innenverteidiger in die falsche Richtung schickt.
In den Minuten danach scheint der FCB regelrecht geschockt. Er verteidigt verunsichert, streut viel zu viele Fehlpässe und leistet sich zu häufige Ballverluste. Mit der Führung in der Hand zieht sich Omonia dann jedoch so weit zurück, dass der FCB vor der Pause ein Powerplay aufziehen kann. Nur: Gegen die kompakten Abwehrketten des Gegners finden die Basler keine Lösungen. Sie wirken ideenarm, noch immer etwas träge. Oder wie Patrick Rahmen es hart aber ehrlich formuliert:
«Im Ballbesitz war das im ersten Durchgang ein blutleerer Auftritt.»
Auf diese Blutleere reagiert Rahmen dann konsequent. Er wechselt in der Pause doppelt, nimmt Pajtim Kasami und Wouter Burger vom Platz. Und gleich zehn Minuten nach Wiederanpfiff greift der Coach noch einmal ein und ersetzt Dan Ndoye. Die Wechsel erzielen die erhoffte Wirkung. Der FCB kommt besser ins Spiel und erspielt sich mehr Torgefahr. Erstmals in der Szene, in der Joelson zu Fall geht. Und dann in der Aktion, in der Millar trifft. Letzterer müsste drei Minuten nach seinem Tor gar noch nachlegen. Aber er verpasst, ebenso wie Joelson in der 82. und Arthur Cabral, der ebenfalls in der 82. die Latte trifft.
Summa summarum ist das aber okay. Ein Sieg wäre etwas gar viel gewesen an diesem Abend. Rahmen sagt selbst:
«Das hätten wir auch nicht verdient gehabt, weil wir über 90 Minuten nicht umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen hatten.»
Dieses Remis aber, es reicht, um das Minimalziel «europäisch Überwintern» zu erfüllen. Denn weil Qarabag gewinnt, können sowohl Kairat Almaty als auch Nikosia den FCB nicht mehr überholen. Für die Basler geht es in den verbleibenden zwei Gruppenspielen nun noch um das Erreichen des ersten Platzes. Dieser würde die direkte Qualifikation für die Achtelfinals bedeuten. Mit Platz 2 müssten die Basler in die Playoffs. Aber das ist Zukunftsmusik. Erst müssen die Basler heute nach Hause reisen – und am Sonntag wartet bereits wieder St. Gallen in der Liga.