Eindrücke von der Tour de France, dem drittgrössten Sportanlass der Welt – als VIP im In-Race-Car von Partner Skoda
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Radrennen mit zu verfolgen. Am Fernsehen zum Beispiel lässt sich das vornehmlich tun. Ebenso am Strassenrand, vielleicht in einer Steigung, wo man die Fahrer und den Moment etwas intensiver geniessen kann. Doch es geht auch ganz anders. Nämlich, das Renngeschehen in einem der vielen Begleitfahrzeuge der wichtigsten Sponsoren des Grossanlasses hautnah zu erleben. Einzutauchen in die Welt des Radsports, in dieses unfassbar grosse Business, zu welchem die Tour de France seit ihrer ersten Austragung im Jahr 1903 geworden ist.
So verschieben jeden Tag mehr als 2 000 Fahrzeuge mit der Tour vom Start- zum Zielort, darunter auch sieben VIP-Wagen von Skoda, welche mit total 250 Fahrzeugen im Feld vertreten sind. Der VIP-Service wird seinem Namen mehr als gerecht, hinzu kommt, dass die bloss zweiköpfige Journalistengruppe im einzigen In-Race-Car Platz nehmen darf. Das heisst, dass Fahrer Maurice sein ganzes fahrerisches Können abrufen muss, um sich im vorderen Teil des Feldes durch Radprofis, Töffs und andere Personenwagen manövrieren zu können.
Zuerst steht ein Augenschein der eindrücklichen Werbekarawane an, welche auf den riesigen Wankdorf-Parkfeldern auf die Abfahrt wartet. 15 Millionen «Goodies» werden die 170 Fahrzeuge bis Paris an die Fans am Strassenrand verteilt haben, heruntergeworfen von fantasievollen Gefährten. Der Tross erinnert an eine Mischung aus Fasnacht und Street Parade, mit lauter gut gelaunten Gesichtern und viel positiver Energie. Dann geht es ab ins Begleitfahrzeug.
Via Radio Tour, den offiziellen Funksprüchen also, wird man auf dem Laufenden gehalten. So werden resolut Angriffe gefahren, sobald Kilometer null erreicht ist. Als einer 13-köpfigen Gruppe der entscheidende Fluchtversuch gelingt, sitzt die 12-köpfige VIP-Gruppe bereits im Helikopter nach Gstaad-Saanenmöser. Das Profil der Etappe verliert in dieser Höhe an Tiefe, dabei geht es jetzt richtig zur Sache für die Fahrer. Zuerst hoch zur Côte de Saanenmöser, dann weiter zum Col des Mosses, alles weit vor dem schnellst errechneten Fahrplan. Da der Vorsprung zwischen Feld und Spitzengruppe auf zehn Minuten angewachsen ist, dürfen sich einzelne Begleitfahrzeuge von Sponsoren hinter der Spitze einreihen – und diese, in einer mehr als rasanten Abfahrt, mit teils gegen 100 km/h, zu verfolgen und auf der Fläche vor Martigny zu überholen.
Das Rennen verläuft ideal, die Sonne brennt vom wolkenlosen Himmel, das Ziel kommt näher. Während sich die zunehmend grössere Gruppe von geladenen Gästen an einem erstaunlich reichhaltigen Büffet auf einem dreistöckigen VIP-Truck genüsslich tut, leiden die Profis in den letzten steilen Kehren hinauf zur Staumauer von Emosson. Hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – wenn nicht gerade die Tour de France Halt macht.
Diese Tatsache verändert das Bild dieses abgelegenen, versteckten Seitentals oberhalb Martignys schlagartig. Tausende jubeln und johlen auf den letzten Kilometern, bis auch der letzte Fahrer das Ziel auf fast 2 000 Metern über Meer erreicht hat. Ob im Bikini, als Vikiger oder Oberlix verkleidet, mit Hinkelstein auf dem Rücken oder Landesflagge in der Hand – und auch Didi Senft, der Teufel, darf im Schlussaufstieg natürlich nicht fehlen.
So schwierig sich die letzten Meter für die Profis auf den letzten, weil steilsten Meter des Tages gestalten: der weitaus nervenaufreibendste und mühsamste Teil des Tages steht Fahrern inklusive Begleittross noch bevor. Die Frage, wie all die Fahrzeuge aus der Sackgasse zurück ins Tal gelangen sollten, lösten die Organisatoren offenbar genial. Man entschied sich, den Tross durch einen acht Kilometer langen Tunnel, welcher extra und ausschliesslich für den Bau des Stausees gebaut wurde, nach Chamonix weiterzuleiten.
Doch der Plan geht schief. Mehr als drei Stunden, nachdem der erste Fahrer die Ziellinie überfahren hat, stecken noch immer Profis in den Mannschaftsbussen vor dem Tunnelportal fest. Ganz abgesehen von Dutzenden und Hunderten von Begleitfahrzeugen, welche die früheren und späteren Abendstunden bis weit nach Sonnenuntergang in der wilden, wenngleich faszinierenden Bergwelt am südwestlichen Zipfel der Schweiz verbringen.
Und damit nicht genug. Im Tunnel geht das Warten weiter, weil entgegenkommende Busse abgewartet werden müssen. Mittlerweile ist es 20.30 Uhr, rien ne va plus im Tunnellabyrinth auf dem Weg nach Chamonix. Von 280 Fahrzeugen sei man ausgegangen, erklärt der Mann von der Martinacher Feuerwehr mitten im Tunnel – passiert haben zu diesem Zeitpunkt bereits weit über deren 400. Zumindest erweist sich der vorausgesagte Stau vor Chamonix als halb so schlimm. Und doch wird das Ende dieses 20. Juli als ziemlich unrühmliches Kapitel in die Annalen der Tour eingehen.