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Für NFL-Fans steigt am Samstag mit den ersten zwei Partien der «Wild Card Round» die aufregendste Zeit des Jahres: die Playoffs. 12 Teams kämpfen innerhalb von einem Monat um den Einzug in den Super Bowl. Vieles spricht dafür, dass in diesem Jahr den Zuschauern so viel Spannung bevorsteht, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr.
Die 100. NFL-Saison hatte es (bisher) in sich! 17 Wochen voller Spektakel, Überraschungen und Enttäuschungen gehören der Vergangenheit an. Es war zudem auch eine reguläre Saison geprägt von Ausfällen auf der Quarterback-Position. Bereits nach zwei Spieltagen hatte die Verletzungshexe bei fünf Spielmachern zugeschlagen und sie blieben nicht die einzigen Opfer.
Nun geht die Saison in die heisse Phase: Von 32 Teams sind noch 12 übrig geblieben. Alle wollen am 2. Februar 2020 im Hard Rock Stadium in Miami Gardens im Super Bowl stehen, allerdings ist der Weg dorthin besonders hart.
Anders als in der NHL, in der NBA und auch in der MLB (ausgenommen Wild-Card-Spiel), braucht es in der NFL nur eine Niederlage in der «Post-Season» und der grosse Traum vom Titel ist geplatzt. Eine Regelung, die grosse Spannung verspricht und so ziemlich jedes Playoff-Spiel sehenswert macht.
The #NFLPlayoffs are set! pic.twitter.com/JUPNOiDKSA
— NFL (@NFL) December 30, 2019
Nebenbei gibt es drei weitere gute Gründe, warum diese Playoffs um einiges spannender werden könnten, als die der vergangenen Jahren.
Geniales Coaching (Bill Belichick), ein routinierter Star-Quarterback (Tom Brady), eine starke Defense, sowie ein paar (wenige) nervenstarke Passempfänger (Julian Edelman, Rob Gronkowski) bescherten den New England Patriots in den letzten fünf Jahren vier Super-Bowl-Teilnahmen und dabei drei Siege. Fast schon nach dem Motto: «Super Bowl ist, wenn die Patriots im Februar noch Football spielen».
Auch diese Saison deutete lange alles darauf hin, dass die Patriots erneut eine dominante Saison hinlegen würden. Bis und mit Week 8 gewannen die Pats alle Spiele auf beeindruckende Art und Weise. Die Defense dominierte den Gegner nach Belieben.
Doch danach geriet Sand ins Getriebe der Patriots-Maschine. Die Schwächen in der Offensive wurden in den Spielen gegen die Baltimore Ravens, die Houston Texans, die Kansas City Chiefs und die Miami Dolphins gnadenlos aufgedeckt.
Und so haben nun sämtliche Playoff-Gegner Gewissheit: Dieses Team ist zu schlagen, obwohl die Defense statistisch die besten Werte der Liga aufweist. Tom Brady fehlt die Qualität in der Offensiv-Abteilung. Und auch der 42-jährige Quarterback selbst wirkt nicht mehr so heiss wie in anderen Jahren.
"No matter where you came from, you have to earn it." #EarnedNotGiven | #GoPats pic.twitter.com/REbNJj1Ova
— New England Patriots (@Patriots) January 3, 2020
Gut möglich also, dass es in dieser Spielzeit zum ersten Mal seit 2016 keine Patriots im Endspiel zu sehen gibt, auch wenn die erste Aufgabe in der «Wild Card Round» mit den Tennessee Titans noch als machbar gilt.
Eines ist garantiert: In diesen Playoffs gibt es jeden Quarterback-Superstar zu bestaunen, den man derzeit spielen sehen muss. Mit Lamar Jackson (22) von den Baltimore Ravens und Patrick Mahomes (24) von den Kansas City Chiefs sind zwei Spielmacher vertreten, die derzeit gerade richtig abliefern. Mahomes etwas mehr durch die Lüfte, Jackson vor allem auf dem Boden.
Diesen zwei QBs gehört die Zukunft der NFL. Deshaun Watson (24) von den Houston Texans könnte man ebenfalls noch in diesen Kreis dazuzählen, obwohl er in dieser Saison nicht ganz auf dem gleichen Level wie Jackson und Mahomes spielt.
Auf der anderen Seite ist mit Aaron Rodgers (36) von den Green Bay Packers, Drew Brees (40) von den New Orleans Saints, Russell Wilson (31) von den Seattle Seahawks und natürlich Tom Brady (42) auch die «alte Garde» so prominent vertreten wie schon länger nicht mehr. Die vier Spielmacher (allesamt bereits Super-Bowl-Sieger) prägten die NFL teilweise sogar über die letzte Dekade hinaus.
Und dann wären da auch noch Spielmacher wie Carson Wentz (27) von den Philadelphia Eagles, der sein Team trotz zahlreichen Ausfällen auf Schlüsselpositionen in die Playoffs gebracht hat. Oder Ryan Tannehill (31) von den Titans, der seit seinem Wechsel von den Miami Dolphins bei seinem neuen Team endlich so richtig aufblüht.
Tannehill gehört definitiv zu den ganz grossen Gewinnern der regulären Saison. Dank seiner Übernahme in Woche 7 konnte die Offensive endlich ihr volles Potential ausschöpfen. Mit durchschnittlich 30 Punkten pro Spiel waren nur die Baltimore Ravens in dieser Zeit noch gefährlicher als die Titans.
Zudem darf auch Jimmy Garoppolo (28) nicht unterschätzt werden. Seine San Francisco 49ers gehören in dieser Saison zu den ganz grossen Überraschungen. Der Quarterback wurde endlich seinen hohen Erwartungen gerecht. «Jimmy G» – der bereits zwei SB-Siege als Backup feiern konnte – ist zwar nicht für spektakuläre Plays bekannt, aber seine Routine sowie seine Nervenstärke machen ihn in dieser Saison besonders gefährlich. Nicht zuletzt, weil er sich auf eine hervorragende Defense verlassen kann.
Die Baltimore Ravens (14-2) gehen nach ihrer beeindruckenden Serie von 12 Siegen am Stück als Favorit in die Playoffs. Dicht auf den Fersen sind ihnen die San Francisco 49ers (13-3), die New Orleans Saints (13-3), die Green Bay Packers (13-3) sowie die Kansas City Chiefs und die New England Patriots mit einer Bilanz von 12 Siegen und 4 Niederlagen.
Dass gleich so viele Teams die Liga dominiert haben, gab es zuletzt in der Saison 10/11. Damals gewannen übrigens die New York Giants, die nach der regulären Saison mit 9-7 mit der zweitschlechtesten Bilanz in die Playoffs gestartet sind.
Natürlich sind die Bilanzen alleine kein Garant dafür, dass die Teams auch in den Playoffs durchmarschieren werden. Immerhin ist die Saison lang und die Liste der Verletzten meistens noch länger, aber wenn man den Verlauf der Ravens, 49ers, Saints und Chiefs genauer unter die Lupe nimmt, dann fällt auf, dass die Teams pünktlich zur «Post-Season» so richtig heiss laufen.
Etwas kritischer darf man hingegen (neben den Patriots) mit den Packers sein. Das Team von Aaron Rodgers hatte einen relativ einfachen Spielplan, zwei Siege gegen die Vikings sowie einen gegen die Chiefs (ohne Mahomes) waren die schwersten Herausforderungen für die Franchise. Ob es den Packers weiter als bis ins «Championship Game» reicht, darf stark bezweifelt werden.