Innerhalb von fünf Tagen werden zwei Aushängeschilder der Schweizer Leichtathletik in Doping-Schlagzeilen verstrickt. Das trübt auch die Welle, auf welcher der Verband derzeit surft. Ein Kommentar.
Die Schweizer Leichtathletik tanzt von Höhepunkt zu Höhepunkt. Rekordteams bei Olympia und an internationalen Nachwuchs-Titelkämpfen, Medaillen als selbstverständliches Souvenir bei sämtlichen Grossanlässen, ein dynamischer Verband fern von Intrigen und Skandalen: Immer wenn man denkt, nun sei der sportliche Zenit erreicht, wird es noch besser.
Und jetzt das! Innert fünf Tagen doppelter Dopingalarm bei zwei Aushängeschildern von Swiss Athletics. Zuerst lässt sich Sprinter Alex Wilson bei einer Trainingsübung mit einem lebenslang gesperrten Dopingcoach aus Jamaika filmen. Just nachdem er bei einem Rennen in den USA angebliche Fabelzeiten auf die Bahn gezaubert hat. Wilson ist wegen den coolen Sprüchen und seiner Zugänglichkeit ein Idol, das bei den Jungen zieht. Der Verband macht sich dessen Wirkung zunutze und wirbt auf grossen Bannern mit ihm.
Während Wilson kaum wegen Dopings zur Kasse gebeten werden kann, ist dies bei Kariem Hussein am Eröffnungstag von Olympia bereits geschehen. Weil er zur Unzeit ein «Turbo-Sugus» eingenommen hat, eine Lutschtablette aus Traubenzucker und ebenso stimulierendem wie verbotenem Wirkstoff. Hussein ist als Goldgewinner an der Heim-EM 2014 so etwas wie der Begründer der neuen Schweizer Leichtathletik-Welle.
Mögen Wilson und Hussein tatsächlich so naiv sein, wie sie sich geben. Bei Swiss Athletics lösen sie den Panikknopf im dümmsten Moment aus. Die Schweizer Leichtathletik wollte sich auch im Sommer 2021 feiern lassen und nicht selbst geisseln.