Tennis
Novak Djokovic steckt in der Zwickmühle: Ist der einstige Impfgegner längst geimpft?

Novak Djokovic hat sich bereits früh gegen die Corona-Impfung ausgesprochen. Doch nun tauchen Bilder auf, die vermuten lassen, dass der Serbe längst geimpft ist. Der Tennisprofi steckt in einem Dilemma.

Simon Häring
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Novak Djokovic hat sich früh als Impfgegner positioniert.

Novak Djokovic hat sich früh als Impfgegner positioniert.

Andy Rain / EPA

Wer nicht gegen das Coronavirus geimpft ist, darf nicht nach Australien einreisen. Und wer nicht einreisen kann, kann im Januar auch nicht bei den Australian Open in Melbourne antreten. So will es die australische Gesundheitsbehörde, die bei der Eindämmung der Pandemie besonders kompromisslos vorgeht. Mit der Ausbreitung der Deltavariante hat die Null-Covid-Strategie ausgedient. Stattdessen setzt man auf eine möglichst hohe Impfquote. Ausnahmen wie in diesem Jahr, als der Tennistross mit extra gecharterten Flügen nach Melbourne geflogen worden war und dort eine weiche Quarantäne absolviert hatte, wird es wohl nicht mehr geben.

Anfang 2021 erhielten die Weltbesten vor den Australian Open eine Spezialbehandlung und wohnten in feudalen Appartements.

Anfang 2021 erhielten die Weltbesten vor den Australian Open eine Spezialbehandlung und wohnten in feudalen Appartements.

Morgan Sette / EPA

Damit rückt die Frage in den Fokus, wer geimpft ist, oder eben nicht. Die Skepsis im Tenniszirkus ist bekanntlich besonders gross. Nach Angaben der Profi-Organisationen der Männer (ATP) und der Frauen (WTA) war bis zu den US Open erst die Hälfte der Spielerinnen und Spieler geimpft.

Besonders heftig wird derzeit darüber debattiert, ob Novak Djokovic sich die Impfung hat verabreichen lassen. Der Serbe ist der beste Tennisspieler der Gegenwart, neunfacher Sieger und Titelverteidiger bei den Australian Open. Und er hat sich im Frühling 2020 als klarer Impfgegner positioniert. Seine Worte damals: «Ich bin gegen eine Impfung und möchte nicht, dass mich jemand zwingt, einen Impfstoff einzunehmen, um reisen zu können. Ich möchte darüber entscheiden, was für meinen Körper am besten ist.»

Djokovic erklärt Impfung zur Privatsache

In diesem Herbst stellte er klar, dass er der Ansicht sei, dass es eine persönliche Angelegenheit sei, ob sich jemand impfen lassen wolle oder nicht. Djokovic hatte im Frühling 2020 auf dem Höhepunkt der ersten Welle die Adria-Tour veranstaltet, eine Turnierserie auf dem Balkan, die abgebrochen werden musste, nachdem es zu mehreren Ansteckungen gekommen war. Auch Djokovic und dessen Frau hatten sich infiziert, und waren daraufhin im Privatjet von Belgrad nach Monte Carlo ausgereist. Seinen Impfstatus erklärte der 34-Jährige seither zur Privatsache.

Das ist sein gutes Recht, hat aber zur Folge, dass Novak Djokovic nun in einer Zwickmühle steckt. Denn welche Glaubwürdigkeit hat einer, der sich erst als Impfgegner positioniert, nach Kritik des obersten Epidemiologen Serbiens geltend macht, selber darüber urteilen zu können, was für seinen Körper das Beste sei, und sich seither der Debatte um Lösungen entzieht?

Vermutlich ist Djokovic, der Kritiker der ersten Stunde, längst geimpft. Diesen Schluss legen Bilder nahe, die in den sozialen Medien aufgetaucht sind, seit über eine Impfpflicht für die Einreise nach Australien diskutiert wird. Sie zeigen den Serben an einem Sommerfestival im New Yorker Central Park, zu dem nur Geimpfte zugelassen waren. Es ist kaum davon auszugehen, dass Novak Djokovic dafür eine Extrawurst erhalten hat.

Djokovics Haltung ist nicht nur deshalb von Belang, weil er der beste Tennisspieler der Gegenwart ist, sondern auch, weil er vorgibt, sich als Präsident der Spielergewerkschaft PTPA (Professional Tennis Players Association) für die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen einzusetzen. Doch nichts prägt das gesellschaftliche Leben und damit auch den Sport derzeit mehr als das Coronavirus, ob wir das wollen oder nicht.

Novak Djokovic möchte sich nicht mehr exponieren, er bezieht keine Stellung – welcher Art auch immer. Stattdessen erklärt er das Thema Impfung zur Privatsache. Das trägt nicht zur Lösung des Problems bei. Es ist eine Bankrotterklärung.