Die Vertragsverlängerung mit dem Fussball-Nationaltrainer Vladimir Petkovic überrascht nicht wirklich. Gleichwohl hat sie keine beruhigende Wirkung.
Es scheint, als hätte Petkovic die Verbandsspitze (SFV) um Präsident Peter Gilliéron einzig mit Worten von sich überzeugt. Denn seit den letzten, zwiespältigen Auftritten im November gegen die Slowakei und Österreich hatte Petkovic gar keine Möglichkeit, mit Taten zu glänzen. Dabei sind viele Fragen offen: Wie schüttet Petkovic den Balkan-Graben zu? Wie löst er das Problem Inler, der den Höhenflug bei seinem Klub Leicester meist nur von der Tribüne aus verfolgt? Wie schafft er Nähe zur Öffentlichkeit? Wie stoppt er den schleichenden Identifikationsverlust zwischen dem Volk und seiner Nati? Wie treibt er dem offensiven Schlüsselspieler Xherdan Shaqiri die Launenhaftigkeit aus?
Vielleicht hat der Fussball-Verband Antworten auf diese und weitere Fragen erhalten. Falls ja, sind diese aber nur rein theoretischer Natur. Kurz: Petkovic ist bislang einiges schuldig geblieben. Umso unverständlicher ist es, dass er schon jetzt mit einer Vertragsverlängerung belohnt wird. Denn seine wahres Examen folgt erst im Juni mit der Europameisterschaft in Frankreich.
Erstaunlich ist zudem, dass vom Zeitpunkt der erfolgreichen EM-Qualifikation bis zur Vertragsverlängerung beinahe fünf Monate vergangen sind. Dies, obwohl beide Parteien ihre Absicht an einer weiterführenden Zusammenarbeit beteuert haben. Wegen der langen Zeitspanne ist der Verdacht aber nicht abwegig, Petkovic habe den internationalen Markt sondiert. Und: Er habe beim SFV seinen Marktwert ausgelotet, um mehr Geld gepokert. Beide Aktionen sind legitim. Aber nicht opportun, wenn man sich wie Petkovic über die fehlende Wertschätzung in der Schweiz beklagt.
Verdächtig ist, dass die Vertragsverlängerung ausgerechnet an einem Tag kommuniziert wird, an dem «alle in diesem Zusammenhang relevanten SFV-Protagonisten an Euro-Workshops in Frankreich oder Uefa-Kongressen sind», wie es in einem Communiqué heisst. Welch ein Zufall. Dabei müssten die SFV-Bosse gar keinen Orkan an kritischen Fragen befürchten. Denn Petkovic hat es in eineinhalb Jahren als Nationaltrainer nicht geschafft, die ganz grosse Masse zu bewegen.