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Für einmal sind sich die Demokraten und Republikaner in der USA einig. Der neue Gesetzesentwurf, der Betrug und Doping kriminalisieren möchte, überzeugt beide und könnte ein Fall für Präsident Trump werden. Doch nicht die ganze Sportwelt ist begeistert über den Entwurf.
Bald befasst sich der amerikanische Kongress mit einem Gesetzesentwurf, der Sportbetrug und Doping kriminalisiert. Benannt ist der «Rodtschenkow-Act» nach dem ehemaligen Leiter des Moskauer Antidoping-Labors.
Grigori Rodtschenkow flüchtete 2016 in die USA und wirkte als Whistleblower massgeblich daran mit, dass das Ausmass des russischen Dopingbetrugs bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi ans Tageslicht kam.
Obwohl sich Demokraten und Republikaner in den beiden Kammern grundsätzlich bekämpfen und neutralisieren, hat das Gesetz gute Chancen, es bis aufs Pult von Präsident Trump zu schaffen.
Bei der Eingabe des Entwurfs waren sich die beiden grossen US-Parteien für einmal einig, schliesslich geht es um den gemeinsamen Feind Russland. Die Initianten bezeichnen das Gesetz als Reaktion auf die Wiederaufnahme der russischen Antidoping-Behörde durch die Wada. Es verkörpert die typisch amerikanische Mentalität: Wenn die Welt ein Problem nicht lösen kann oder will, dann machen wir es.
Wie derzeit fast alle Lösungsansätze für das Dopingproblem, polarisiert das Gesetz die Sportwelt. Manche sprechen von einem historischen Meilenstein – etwa US-Antidopingchef Travis Tygart. Andere warnen vor den Konsequenzen – etwa das IOC oder die Wada. Leider fehlt einmal mehr der Blick auf die Nuancen. Und differenzieren tut gerade bei Ideen aus den USA bisweilen gut.
Dass der Rodtschenkow-Act eine kraftvolle, weltweite Abschreckung vor dem Gebrauch von Doping darstellt, tut dem Kampf dagegen gut. Schliesslich erhöht es nur den Druck auf jene, die betrügen.
Das Gesetz strahlt dabei die übliche Prise US-Patriotismus aus, indem es explizit den «Betrug an US-Sportlern bei internationalen Sportveranstaltungen» sanktioniert. Es sieht Geldstrafen bis zu einer Million Dollar und Haft bis zu zehn Jahre vor für Doper an Anlässen, bei denen US-Sportler starten oder welche Gelder von US-Sponsoren erhalten.
Positiv ist auch, dass es die Möglichkeiten von Zeugenschutzprogrammen für Whistleblower im Sport erhöht und die Koordination der Ermittlungen von staatlichen und sportlichen Behörden zulässt.
Zuoberst auf der Minusseite der geplanten Vorlage positioniert sich die Tatsache, dass das Gesetz nicht für nationale Anlässe und für Profiligen in den USA gilt. Unter diesem Gesichtspunkt fällt es auch schwer, zu akzeptieren, dass die USA damit weltweit Athleten unter das amerikanische Strafgesetz stellen. Ausgerechnet ein Land, das sich selber damit hervortut, internationale Gesetzgebungen immer weniger zu beachten.