Langlauf
Die richtigen Puzzleteile - Cologna will in der Olympiasaison wieder die erste Geige Spielen

Was soll er dazu sagen? Die Ansprüche an Dario Cologna sind hoch, seine eigenen Ambitionen nicht kleiner. Erst recht, wenn Olympische Spiele anstehen. Von dort kehrte der 31-Jährige schliesslich stets als Goldmedaillengewinner heim.

Rainer Sommerhalder
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Dario Colognas erste Renneinsätze in diesem Winter versprechen für die Olympiasaison viel.

Dario Colognas erste Renneinsätze in diesem Winter versprechen für die Olympiasaison viel.

Keystone

Kurz vor dem Weltcupstart gibt sich Cologna entsprechend optimistisch, ohne den verbalen Zweihänder auszupacken. Die Sprüche eines Petter Northug sind ihm fremd, die Ankündigungen nach zwei durchzogenen Saisons eher defensiv formuliert. Klar will der Bündner im Februar mit Edelmetall aus Pyeongchang zurückkehren, doch in die weite Welt hinausposaunen wird er diesen Auftrag an sich selber nicht.

Vieles ist ganz einfach gut

Der dreifache Olympiasieger spricht von einem guten Sommertraining, in welchem vieles gut gelaufen sei. Seine Leistungstests zeigten gute Werte, er habe die Vorbereitung auf gutem Niveau absolviert. Unspektakulär, beinahe schon langweilig. Schliesslich sind auch die ersten Renneindrücke gut.

Beim Fis-Wettkampf im schwedischen Gällivare war Cologna der einzige Nicht-Russe an der Ranglistenspitze. Über 15 km Freistil gelang ihm der Sprung aufs Podest (3.), in der für seine linke «Problemwade» heikleren klassischen Technik fand er sich ebenfalls auf dem verheissungsvollen 5. Platz wieder. Der Olympiawinter kann für Dario Cologna definitiv kommen.

Der Olympia-Winter kann kommen.

Der Olympia-Winter kann kommen.

KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Unspektakulär erscheinen auch die Veränderungen im Trainingsalltag des Münstertalers. Verzicht auf ein Höhentrainingslager, weil dieses im letzten Winter nicht zu einer Leistungssteigerung im Wettkampf verhalf.

Qualitativ gute Trainings auf dem neuen Laufband im Trainingszentrum Davos. Mehr Rennkilometer vor dem ersten Weltcupeinsatz am kommenden Wochenende im finnischen Ruka. Und als Quintessenz all dieser Puzzleteile Colognas Bemerkung: «Die Vorbereitung verlief auf jeden Fall besser als in den letzten Jahren». Fast schon ein Versprechen.

Die wichtigsten Pizzleteile

Die drei wichtigsten Puzzleteile, an denen der erfolgreichste Schweizer Langläufer in der schneefreien Zeit arbeitete, erwähnt Cologna gar nicht. Erstens versuchte er zusammen mit der medizinischen Abteilung sein Leistungsasthma, das ihn bei hoher Belastung und grosser Kälte zunehmend plagt, besser in den Griff zu kriegen. Die Gleichung ist einfach: weniger husten in der Nacht, bessere Erholung fürs Rennen am nächsten Tag. Es besteht Zuversicht, dass man auch hier einen spürbaren Schritt vorwärts gemacht hat.

Zweitens das Wiedererlangen der Endschnelligkeit. Während Cologna in Bestform auch grosse Siege dank seinem Antritt in der Schlussphase des Rennens einfuhr, zog er in den vergangenen zwei Saisons im Kampf Mann gegen Mann auf den letzten Metern auffällig oft den Kürzeren.

«Ich sehe mein Schlusstempo nicht als Schwäche an. Ich mache mir darüber keine grossen Gedanken.»

«Ich sehe mein Schlusstempo nicht als Schwäche an. Ich mache mir darüber keine grossen Gedanken.»

KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Der 31-Jährige will dieser Tatsache nicht zuviel Gewicht beimessen. «Ich sehe mein Schlusstempo nicht als Schwäche an. Ich mache mir darüber keine grossen Gedanken», sagt er fast schon trotzig. Es hänge viel mit der allgemeinen Form zusammen. Stimmt diese, dann klappt es auch auf den letzten Metern. Trotzdem investierte der Bündner bei gleichbleibendem Gesamtaufwand mehr Trainingszeit in die Schnelligkeit. Sicher ist sicher.

Ein neues Bewegungsmuster

Den grössten Effekt erhofft man sich bei Swiss Ski von einer technischen Umstellung im klassischen Laufstil. Dario Cologna hat auf dem Laufband intensiv daran gearbeitet, den Abstoss kürzer und dynamischer zu gestalten.

Dafür hat er seine Körperhaltung beim Abstossen minim angepasst. Die Massnahme soll ihm mehr Stabilität verleihen und gleichzeitig seine Problemwade entlasten. «Ich bin tief beeindruckt, wie Dario auch als etablierter Athlet bei einer solchen technischen Korrektur mitmacht», sagt Disziplinenchef Hippolyt Kempf.

«Ich bin tief beeindruckt, wie Dario auch als etablierter Athlet bei einer solchen technischen Korrektur mitmacht.»

«Ich bin tief beeindruckt, wie Dario auch als etablierter Athlet bei einer solchen technischen Korrektur mitmacht.»

KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Nun gelte es, den neuen Bewegungsablauf unter Höchstbelastung im Wettkampf stabil umzusetzen. Auch dies ein Puzzleteil, das letztlich darüber mitentscheidet, ob ein Rennen auf dem Podest oder in den Top 10 endet. Dario Cologna jedenfalls steigt mit Motivation und Vorfreude in die ersten Rennen. «Denn dort erfährt man, ob alles passt», sagt er.