Die Schweiz gewinnt das letzte Testspiel vor der Europameisterschaft gegen Moldawien 2:1. Der Sieg gegen Moldawien war insgesamt solid. Aber nicht mehr.
Die EM rückt näher. Heute in einer Woche bestreitet die Schweiz ihre erste Partie des Turniers. Sieben Tage noch bis zum Tag der Wahrheit. Aber wie wird diese Wahrheit aussehen?
Zunächst einmal ist dieses 2:1 gegen Moldawien der Beweis dafür, dass die Schweiz im Jahr 2016 doch noch siegen kann. Dreimal verlor sie zuletzt. Gegen Irland (0:1) und Bosnien (0:2) auf indiskutable Weise. Gegen Belgien vor einer Woche nach einer ansprechendenLeistung. Der Auftritt gestern in Luganowar in gewissen Teilen eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Allerdings fehlte zwischendurch die letzte Konsequenz, um den Gegner deutlicher zu besiegen.
Der Gewinner des Abends heisst Blerim Dzemaili. Wie schon gegen Belgien erzielte der Mittelfeldspieler ein Tor. Es hätten auch mehrere sein können. Er hat gute Chancen, endlich als Stammspieler in ein grosses Turnier zu starten. Diese letztenbeiden Länderspiele waren seine besten seit langem.
Stand heute scheinen zehn der elf Startplätze gegen Albanien vergeben. Sommer wird das Tor hüten. Davor Lichtsteiner, Schär, Djourou und Rodriguez verteidigen. Xhaka, Behrami und Dzemaili bilden das Mittelfeld. Shaqiri ist sowieso gesetzt. Bleiben die Stürmer Seferovic, Embolo und Mehmedi – einer dieser drei wird aller Voraussicht nach gegen Albanien draussen bleiben.
Haris Seferovic fehlte gestern nach seiner roten Karte gegen Belgien wegen Schiedsrichterbeleidigung. Für die EM wird er nicht gesperrt sein. Doch bleibt er wirklich in der Startelf? Für den Moment ist schon noch davon auszugehen. Schliesslich ist Seferovic der Mann der wichtigen Tore. Er war es, der die Schweiz zum U17-Weltmeistertitel und zum Last-Minute-Sieg gegen Ecuador an der WM 2014 schoss.
Argumente für andere Überlegungen gäbe es durchaus. Breel Embolo überzeugt mit seinen Tempoläufen und ist variabler als Seferovic. Der Noch-FCB- und Bald-Bundesliga-Stürmer ist aber auch auf der linken Seite eine Option. Dann müsste Admir Mehmedi weichen. Der Siegtreffer gestern hat Mehmedi sicher gutgetan. Allerdings überzeugte er zuletzt nur selten – bei Leverkusen, wie auch im Nationalteam.
Eine der offenen Fragen betraf zuletzt auch die Innenverteidigung. Johan Djourou fehlte gestern angeschlagen. Er dürfte aber bis zur EM wieder fit – und damit gesetzt – sein. An der Seite des Romands hat Fabian Schär die besten Karten. Nachdem er sich im Training vergangene Woche den Fuss übertreten hatte, kehrte er gestern zurück. Und überzeugte mit wenigen Ausnahmen.
Das Spiel gegen Moldawien war insgesamt solid. Aber nicht mehr. Nationaltrainer Vladimir Petkovic möchte schon nach den Spielen gegen Albanien und Rumänien für den Achtelfinal qualifiziert sein. Dass dies gelingt, dafür bedarf es sicher einer Steigerung. Doch dazu ist dieses Schweizer Team fähig.
Dzemaili traf schon früh per Kopf zur Schweizer Führung. Er hätte noch vor Pause nachlegen können. Ihre beste Phase hatten die Schweizerdann rund um die 60. Minute. Innert kürzester Zeit kamen Embolo, von Bergen, Mehmedi, Shaqiri und Dzemaili einem Tor sehr nahe. Es fiel nicht. Im Gegenteil. Kurz darauf glich Ginsari mit einem schönen Distanzschuss für Moldawien sogar aus.
Den Test, auf einen Rückschlag reagieren zu können, bestanden die Schweizer souverän. Sie verschärften abermals das Tempo. Und durften schliesslich dank Mehmedis 2:1 doch noch jubeln. Wie sie mit einem, resultatmässig, erneuten Rückschlag umgegangen wären? Es ist zum Wohle aller, dies nicht debattieren zu müssen. Petkovic resümierte: «Wir haben Charakter gezeigt.» Derweil sagte Dzemaili: «Es war ein Sieg fürs Selbstvertrauen.»
Das Tessiner Publikum verabschiedete die Schweizer Nationalmannschaft mit einem warmen Applaus ins freie Wochenende. Am Montag fliegt das Team dann nach Montpellier, um sich den letzten Schliff zu holen. Das lang ersehnte Erfolgserlebnis ist mit im Gepäck. Diese positiven Emotionen gilt es, nun zu konservieren. Das Bild von jubelnden Schweizern darf in den nächsten Wochen gerne Gewohnheit werden.