Endlich ist die Stimmung wieder zurück in den Arenen. Doch vieles ist noch nicht gewohnt. Auch darum bleiben einige Fans den Spielen noch fern.
Es ist ein Schritt zurück in die Normalität. An diesem Wochenende durften erstmals wieder mehr als 1000 Zuschauer in die Fussballstadien. In Zeiten, in denen Geisterspiele oder Partien mit wenigen Fans fast zur Gewohnheit geworden sind, ist es umso schöner, die Stadien wieder ein bisschen voller zu sehen. Und vor allem lauter.
Wie wichtig die Fans für die Publikumssportart Nummer eins sind, wissen alle, die regelmässig in Stadien anzutreffen sind. Die Fans sind der 12. Mann. Sie sind dann da, wenn das Team Unterstützung braucht. Sie hüpfen, singen und johlen. Und wenn sie unzufrieden mit Team, Gegner oder dem Schiedsrichter sind, gibt es auch mal Pfiffe. Emotionen gehören in die Fussballstadien. Sie machen einen Teil des Reizes dieses Sports aus.
Darum sind es wohltuende Momente für das Sportlerherz an diesem Wochenende. In den Arenen gibt es endlich wieder Gänsehautmomente. Dann, wenn die Teams zum Einlaufen aufs Feld kommen. Oder dann, wenn sie ein Tor bejubeln können. Das ist selbst an den TV-Geräten, wo die Emotionen der Fans wieder echt sind und nicht durch Audioeinspielungen nachgeahmt werden, zu spüren. Und bei den Fans im Stadion scheint die Freude an der Rückkehr beinahe greifbar.
Doch im Stadion ist einiges anders als früher. Das Schutzkonzept ist strikt: Eine Maske ist Pflicht, gegessen und getrunken wird nur auf dem Sitzplatz. Beim Einlass ist Abstandhalten angesagt. Insgesamt halten sich die Zuschauer an die Vorgaben. Auch wenn hie und da eine Nase aus der Maske hervorlugt und in den sozialen Medien Bilder vom Einlass ins Wankdorfstadion auftauchen, wo das Abstandhalten noch nicht ganz funktioniert hat.
Aber nicht nur die Maskenpflicht ist für viele Zuschauer gewöhnungsbedürftig, auch einiges sonst ist nicht so, wie man es sich gewohnt ist. Als der FC Luzern das 2:2 durch Lucas Alves in Basel erzielt, ist es im Joggeli plötzlich still. Der Jubel der Fans aus Luzern fehlt. Von Lugano bis Basel bleiben die Gästesektoren geschlossen.
Auch der organisierte Support der Heimfans fehlt. Die Fankurven haben gemeinsam in einem Communiqué kundgetan, dass sie dem Fussball unter diesen Umständen fernbleiben möchten. Wo sonst die Muttenzerkurve oder der Espenblock für Stimmung sorgen, sind derzeit Sitzplätze zu finden. Diese Tatsache sorgt an diesem dritten Spieltag in der Super League dafür, dass die Atmosphäre noch nicht mit der Vor-Coronazeit vergleichbar ist. Statt zu durchgehenden Fangesängen, kommt es häufig zu Szenenapplaus. Sei es nach einem gewonnen Zweikampf im Mittelfeld, einer gelungenen Grätsche in der Defensive oder einem guten Angriffsversuch.
In Basel sind die Ultras immerhin vor dem Match zu sehen. Die Fans, die sonst in der Muttenzer Kurve singen, stehen vor der Partie mit Abstand Spalier für den Mannschaftsbus. Eine motivierende und gelungene Aktion. Vielleicht auch dank der zurückgekehrten Fan-Unterstützung reicht es dem FCB gegen den FC Luzern zu einem 3:2-Sieg.
Doch wer gedacht hat, dass die Fans wieder in Scharen in die Stadien strömen, wird schon am Samstagabend enttäuscht. In Lausanne kommen zum 4:0-Erfolg gegen den FC Zürich nur 2350 Zuschauer – eigentlich wären 8371 Fans zugelassen gewesen. Im Stadion wird sogar nur die Haupttribüne geöffnet, was in Sachen Stimmung förderlich – in Zeiten einer Pandemie aber weniger sinnvoll erscheint. Auch in Lugano kommen am Samstagabend nur 2416 Zuschauer – im veralteten Cornaredo sind aber nicht mehr zugelassen.
Am Sonntag steigen die Zuschauerzahlen an. Kein Wunder, wenn die Topteams Young Boys, St. Gallen und Basel zu Hause antreten. Doch auch in diesen Stadien zeigt sich: Es kommen nicht ganz so viele Fans, wie eigentlich dabei sein dürften. In Basel sind es 9257 statt über 17000 und in Bern 11660 von 16500 Saisonabo-Inhaber. Nur der euphorische FC St. Gallen füllt sein Kontingent von 10000 Plätzen fast aus, es erscheinen 9244 Zuschauer.
Dass noch nicht alle den Gang in das Stadion antreten, ist verständlich. In Zeiten von Social Distancing, Maskenpflicht und Desinfektionsmitteln sind Menschenmassen ungewohnt. Viele dürften an diesem Wochenende noch abgewartet haben, ob sich das Schutzkonzept der Swiss Football League in den Stadien bewährt. Tatsächlich machen Konzept und Fans einen guten Eindruck. Doch gleich wie früher ist es noch nicht in den Schweizer Fussballstadien.