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Marc Gisin (32) zieht einen Schlussstrich unter seine Comeback-Versuche. Der Engelberger Skirennfahrer hat sich von seinem schweren Sturz 2018 in Gröden nie ganz erholen können.
«Over and out», schreibt Marc Gisin in den sozialen Medien. Aus und vorbei. Unter dieser Überschrift erklärt der Engelberger seinen Rücktritt als Skirennfahrer, mit 32 Jahren. Erstaunlich ist das nicht, Gisins Karriere war geprägt von vielen schweren Verletzungen. 2012 riss er sich das Kreuzband. 2015 zog er sich bei einem Sturz auf der eisigen Streif ein Schädel-Hirn-Trauma mit Hirnblutung zu. Die Saison 2016/2017 liess er aus, weil er unter Schlafproblemen litt.
Besonders in Erinnerung bleibt aber sein brutaler Sturz vor zwei Jahren in Gröden. Die Ärzte kämpften an der Piste um sein Leben. Gisin war fünf Tage im künstlichen Koma. Er erlitt 16 Brüche am Rippenbogen, Verletzungen an der Lunge und an der Hüfte. Von diesem Unfall hat sich der Bruder von Dominique und Michelle Gisin nie ganz erholt. Bei seiner Rückkehr auf die Piste fuhr die Verunsicherung mit. In den Trainings fuhr er der Konkurrenz hinterher, Rennen bestritt er keine mehr. Vor kurzem teilte der Abfahrtsspezialist noch mit, dass er sich bis Mitte Dezember zum Auftakt der Speed-Rennen entscheiden wolle, ob das Rennfahren für ihn noch Sinn mache. Jetzt hält Gisin fest: «Seit meinem Sturz im Dezember 2018 habe ich alles Erdenkliche versucht, um ein weiteres Mal von einer Verletzung zurückkommen.» Er wollte seinem Körper die nötige Zeit geben, um sich vollständig zu erholen. «Aber mein Körper hat anscheinend endgültig genug.»
Marc Gisin sieht sich nicht mehr in der Lage, seinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden und im Weltcup konkurrenzfähig zu bleiben. Seine Laufbahn bleibt damit unvollendet. Der grossgewachsene Athlet, der 2009 in Wengen sein Weltcup-Début gab, wurde zweimal Fünfter in Kitzbühel (2016 und 2018), es sind seine besten Klassierungen auf oberster Stufe. Im Februar 2018 nahm er an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teil (21. in der Abfahrt). Den Schritt nach ganz vorne schaffte er nie. Gegenüber «Blick» sagte Gisin: «Ich habe zwar nicht das Gefühl, dass ich in meiner Karriere mein volles Potenzial abrufen konnte. Aber es gibt Athleten, die wegen Verletzungen ihren Traum einer erfolgreichen Laufbahn viel früher beenden mussten als ich.»
In einer Videobotschaft nimmt Marc Gisin Stellung zu seinem Rücktritt: