Fussball
Der FC Barcelona hat den Nachfolger von Lionel Messi gefunden

Der knapp 18-jährige Wunderstürmer Ansu Fati hat sich entschieden, für Spanien zu spielen. Am Samstagabend tritt er in Madrid im Rahmen der Nations League gegen die Schweiz an.

Drucken
Der König und sein Nachfolger: Lionel Messi (links) und Ansu Fati im Trikot des FC Barcelona.

Der König und sein Nachfolger: Lionel Messi (links) und Ansu Fati im Trikot des FC Barcelona.

Keystone

Vielleicht ist es ganz gut gewesen, dass Trainer Luis Enrique sein Kronjuwel am Mittwoch beim 0:0 im Testspiel zwischen Portugal und Spanien nicht von der Leine liess. So brauchte Bori Fati keine Angst zu haben, sein Sohn könnte ein Tor schiessen und sein Land zum Verlierer machen. «Ansu soll für Portugal spielen.

Als Menschen aus Guinea-Bissau fühlen wir uns als Portugiesen», hatte Bori gesagt, als sein Filius noch die Wahl hatte, für Guinea-Bissau, Portugal oder Spanien aufzulaufen. Er wurde enttäuscht. Vor gut einem Jahr schaffte es der spanische Verband, Ansu davon zu überzeugen, künftig für La Roja zu spielen. Nicht ahnend, dass dieser nach der flott über die Bühne gebrachten Einbürgerung bereits ein Jahr später im A-Team debütieren würde.

Vor fünf Wochen nämlich schickte Luis Enrique den Teenager in der Nations League beim 1:1 in Deutschland auf den Rasen und machte ihn zum zweitjüngsten Spieler, der je für Spanien aufgelaufen war. Damit nicht genug: Als ihn der Trainer drei Tage später beim 4:0 gegen die Ukraine in die Startelf berief, schoss der Flügel sein erstes Länderspieltor und wurde mit 17 Jahren und 311 Tagen der jüngste Torschütze in Spaniens Historie.

Die vorläufige Krönung einer Migrantenstory

Es ist die vorläufige Krönung einer Migrantengeschichte, die im Jahr 1998 beginnt. Als Bori Fati aus der früheren portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau in Westafrika nach Portugal auswandert und später nach Herrera in Spanien übersiedelt, um am Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke der spanischen Bahn mitzuarbeiten. 2009 folgt ihm die Familie mit dem sechsjährigen Ansu nach Europa.

Am letzten Mittwoch in Lissabon: Ansu Fati kommt im Länderspiel gegen sein zweites "Heimatland" Portugal nicht zum Einsatz.

Am letzten Mittwoch in Lissabon: Ansu Fati kommt im Länderspiel gegen sein zweites "Heimatland" Portugal nicht zum Einsatz.

CH Media

Der Kleine beginnt beim CDF Herrera zu kicken und tut das so gut, dass wenig später der FC Sevilla den Achtjährigen engagiert. 2012 holt der FC Barcelona den inzwischen Zehnjährigen dann in seine Akademie La Masia. Ein Schien- und Wadenbeinbruch verzögert dessen Entwicklung, doch Ansu gibt nicht auf. Sein Jugendtrainer sagt: «Er hat nicht nur in den Füssen Talent, sondern genauso im Kopf.»

Als dem FC Barcelona im vorletzten Sommer mit Messi, Suarez und Dembelé gleich drei Offensivspieler fehlen, holt Trainer Ernesto Valverde den blutjungen Ansu zu den Profis und setzt gleich auf ihn. Mit 16 Jahren und 9 Monaten wird er der jüngste Debütant des FC Barcelona. Und schon im zweiten Ligaspiel macht er sich zum jüngsten Torschützen in der Geschichte der Katalanen. Lionel Messi hatte für seinen ersten Treffer ein Jahr mehr gebraucht.

Ansu Fati ist so jung, dass die Eltern für ihn unterschreiben müssen, damit er an Abendspielen teilnehmen darf. Erstmals in der Startformation, trifft er beim 5:2 gegen Valencia mit seinem dritten Ballkontakt zum 1:0 und legt mit dem achten De Jong das 2:0 auf. Mit seinen nur 1,78 Metern Körpergrösse geht er auf der linken Aussenbahn unbekümmert mit Höchstgeschwindigkeit ins Dribbling.

Von welchem Planeten bist du gekommen?

Am Tag danach fragt ihn die Zeitung «Sport» in grossen Lettern: «Von welchem Planeten bist du gekommen?» Und «El Mundo» titelt: «Ein Star ist geboren!» Endlich hat wieder ein Eigengewächs von La Masia den Durchbruch geschafft. Am 12. Dezember schliesslich trifft Fati als 5-Minuten-Joker gegen Inter Mailand zum 2:1-Sieg und wird jüngster Torschütze in der Champions League. Barça verlängert seinen Vertrag bis 2022 und hebt die Ausstiegsklausel auf 400 Millionen Euro an.

Beflügelt startet Ansu Fati in die aktuelle Spielzeit. Gegen Villarreal schiesst er zwei Tore und holt einen Penalty heraus, den der allen Gerüchten zum Trotz im Camp Nou verbliebene Lionel Messi verwandelt. Es ist eine symbolhafte Begebenheit dafür, wie der Shootingstar gerade dabei ist, in die Fussstapfen des katalanischen Fussballgotts zu treten. Aber noch zu jung, um «Man of the Match» zu werden. Weil die Auszeichnung von einem amerikanischen Bierbrauer vergeben wird und Jugendliche unter 18 Jahren in Spanien kein Bier trinken dürfen, muss Fati noch warten. Aber nicht mehr lange: In 22 Tagen wird er achtzehn.