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Roger Federer wehrt bei den Australian Open sieben Matchbälle ab und steht in den Halbfinals. Statt nun vom Turniersieg zu träumen, sollte man dankbar sein für die Emotionen, die Federer uns damit schenkt. Auch wenn er uns damit altern lässt. Der Kommentar.
Auch mit 38 Jahren versetzt Roger Federer die Tenniswelt immer wieder ins Staunen. Und ein Ende ist nicht absehbar. In Australien sind gerade wieder einmal solche Tage. Schon vor dem Halbfinal gegen Novak Djokovic ist klar: Es sind wieder neue, unvergessliche Kapitel in dazugekommen in seiner beispiellosen Karriere.
Es gab Zeiten, da waren es vor allem Titel und Rekorde, mit denen Federer verblüffte. Diese Zeiten sind vorbei. Nun sind es einzelne Momente, ganz gewöhnliche Spiele, in denen seine Magie plötzlich aufblitzt. Doch die Emotionen, die Federer mit solchen dramatischen Siegen wie an diesen Australian Open gegen John Millman oder Tennys Sandgren entfacht, werden nicht kleiner. Seine Leistung kann gar nicht hoch genug eingestuft werden. Auch wenn diese Resultate keinen Eingang in die Geschichtsbücher des Tennis finden werden.
Überhaupt: die Rekorde. Federer hat längst aufgehört, sie zu jagen oder sich an sie zu klammern. Er weiss, dass seine derzeitige Spitzenmarke von 20 Grand-Slam-Siegen irgendwann übertroffen wird. Von seinen Rivalen Rafael Nadal oder Novak Djokovic. Oder von beiden. Er geht entspannt damit um. Denn ob grosse Titel oder «gewöhnliche» Siege, Federer geniesst seine verbleibenden Momente in der Tennis-Familie. Mit derart viel Eifer und Leidenschaft, dass es schwer fällt, zu glauben, dass da tatsächlich ein 38-Jähriger auf dem Tennisplatz steht. Manchmal wird man das Gefühl nicht los, dass nur jene altern, die ihm beim Tennisspielen zuschauen.