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Der FC St. Gallen zieht mit einem 1:0-Erfolg im Stade de Genève gegen Servette in den Cupfinal ein und trifft am Pfingstmontag auf den FC Luzern.
War vielleicht seine Kollision mit dem Pfosten schuld, dass Jérémy Frick derart im Schilf stand?
Der Goalie des FC Servette war kurz zuvor bei einer Rettungsaktion gegen das Aluminium geprallt und hatte Pflege am Rücken benötigt. Und stand dann indisponiert viel zu weit vor seinem Tor, als der St. Galler Basil Stillhart sieben Minuten vor dem Ende am rechten Flügel nach einem Doppelpass mit Junior Adamu erkannte, dass Frick die nahe Ecke preisgibt und den Ball flach ins Tor schlug. Aufbauerkollege Lukas Görtler sagte: «Unser Torhütertrainer Stefano Razzetti erklärte mir vor dem Spiel, dass Servettes Goalie tendenziell zu weit vor dem Tor stehe, und dass ich es mal auf die kurze Ecke versuchen solle. Und dann macht es Basil eiskalt genauso...»
Es sollte der Siegtreffer im Stade de Genève sein. Nach dem Abpfiff lagen sich die St. Galler Verantwortlichen mit Präsident Matthias Hüppi und Sportchef Alain Sutter auf der Tribüne in den Armen, und unten auf dem Spielfeld feierten Trainer Peter Zeidler und seine Spieler den ersten Cupfinaleinzug seit 23 Jahren. Am Pfingstmontag haben sie nun im Wankdorf die Chance, dem einzigen St. Galler Cupsieg aus dem Jahre 1969 einen zweiten hinzuzufügen. Es ist die fünfte Finalteilnahme.
Die Partie war auch ein Duell der beiden Trainer Alain Geiger und Zeidler gewesen. Während der 109-fache Schweizer Internationale schon als Spieler neun Titel gesammelt hatte und als Trainer einmal algerischer Meister und Cupsieger wurde, lechzt der 58-jährige Deutsche nach einer Trophäe. Lediglich mit Liefering war er 2013 in der österreichischen Regionalliga West Erster geworden. Seinem Ziel ist er nun einen wichtigen Schritt näher gekommen, was aus statistischen Gründen nicht überrascht. Denn in acht Vergleichen hat Geiger gegen Zeidler nur einmal gewonnen. «Wir sind über die Grenzen hinaus gegangen, brauchten auch Glück und Goalie Zigi, um diesen Erfolg zu feiern», sagte Zeidler hinterher.
Die Gäste, die in diesem Kalenderjahr in der Super League elf Punkte weniger als Servette gesammelt haben, boten den Genfern Paroli. In jenem Stadion, in dem sie seit dessen Eröffnung 2003 nur eine von neun Partien verloren hatten, traten sie durchaus selbstbewusst auf. Überhaupt: Bis Servette am dritten März dieses Jahres in St. Gallen 1:0 gewinnen konnte, hatte es Grün-Weiss 17 Jahre lang in 16 Spielen nie bezwingen können.
Vielleicht inspiriert vom attraktiven ersten Halbfinal zwischen Aarau und Luzern am Tag zuvor, legten Servette und St. Gallen vor der Pause noch einen Zacken zu. Zumindest was das Kreieren von Torchancen betrifft. Aber auch, was das Sündigen im Abschluss angeht. So stand es bei Halbzeit 0:0 statt 3:3, weil auf Ostschweizer Seite Jérémy Guillemenot in bester Position zweimal das Tor um Zentimeter verfehlt und in einem Fall für eine angebliche Schwalbe von Schiedsrichter Adrien Jaccottet die Gelbe Karte gesehen hatte. Allerdings hatte ihn Gaël Clichy deutlich am Fuss getroffen, was den VAR zum Eingreifen hätte veranlassen müssen; ein Penaltyentscheid wäre korrekt gewesen. Bei den ganz in Schwarz angetretenen Grenat waren es Grejohn Kyei, Alex Schalk, Timothé Cognat und Théo Valls, welche zu wenig kaltblütig waren.
Nach der Pause verflachte das Spiel. Es gab kaum noch Torchancen und für die grösste Aufregung sorgte ein brutales Foul von Servettes Gaël Ondoua, der Görtler rücksichtslos mit offener Sohle gegen den Knöchel trat und Rot hätte sehen müssen. Das Spiel lebte fast nur noch von der Spannung. Und irgendwie passte dann das entscheidende Tor ganz gut zum Geschehen.
Die St. Galler tun nun gut daran, ihr Augenmerk auf die letzten vier Spieltage in der Super League zu richten. Am Sonntag empfangen sie Schlusslicht Sion und eine Niederlage würde sie im Abstiegskampf in die Bredouille bringen. «Gewinnen wir, wäre das ein noch schönerer Moment», sagte Zeidler.
Servette dagegen hat zwar gute Chancen, via Liga die Qualifikation für die neue Conference League zu schaffen, der verpasste Sprung in den ersten Cupfinal seit 20 Jahren schmerzt indes enorm.