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Claudio Sulser: «Der Delegierte ist nicht mehr zeitgemäss»

Der scheidende Natioalmannschaftsdelegierte Claudio Sulser zieht nach seiner dreijährigen Amtszeit eine positive Bilanz. Der Anwalt gibt aber auch zu, Fehler gemacht zu haben.

Christian Brägger
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Claudio Sulser legt sein Amt als Nati-Delegierter Ende dieses Monats nieder.

Claudio Sulser legt sein Amt als Nati-Delegierter Ende dieses Monats nieder.

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Müssen oder wollen Sie als Nationalmannschaftsdelegierter aufhören?

Claudio Sulser: Ich will aufhören. Das Amt des Nationalmannschaftsdelegierten ist ein 100-Prozent-Job. Und dieses Volumen will und kann ich nicht leisten. Mein Hauptberuf ist Anwalt, und das möchte ich auch bleiben.

Ist es nicht so, dass Bernhard Heusler und Georg Heitz in ihrem Bericht gesagt haben, dass Sie wegmüssen?

Ich habe selbst lange mit beiden geredet und ihnen gesagt, dass man diese Arbeit nicht im Nebenamt machen könne. Es stehen tagtäglich Aufgaben an, aber wenn man prioritär einen anderen Beruf ausübt, kommt man immer wieder in Konflikt mit seinen verschiedenen Aufgaben. Der Delegierte in dieser Form ist nicht mehr zeitgemäss, deshalb kommt nun der Teammanager.

Was passiert, wenn bis Ende des Monats kein Teammanager da ist? Bleiben Sie interimistisch im Amt?

Fragen Sie mich nochmals, falls es tatsächlich so weit kommen sollte. Ich habe schon lange kundgetan, dass ich aufhören werde. Aber ich stehe noch zur Verfügung, bis der Teammanager gefunden und eingesetzt ist.

Zur Person:

Claudio Sulser arbeitete nach der Fussballkarriere als Anwalt und übernahm ab 2010 verschiedene Funktionärsposten im Fussball. Nach der EM 2016 wurde er Delegierter des Schweizer Nationalteams. Diese Funktion legt er Ende dieses Monats nieder. Der 63-Jährige wohnt in Lugano, ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.

Wer ist Ihr Favorit für den Posten?

Es kursieren Namen. Aber es liegt nicht an mir, darüber zu spekulieren. Man wird nach der Bestimmung des Teammanagers sofort informieren.

Sie sind nun drei Jahre im Amt, haben eine Endrunde an der WM erlebt. Wie fällt die Bilanz aus?

Positiv aus sportlicher Sicht. Wir hatten viele imponierende Siege in der WM-Qualifikation. Auch die Qualifikation für das Final Four in Portugal war top, das wurde meiner Meinung nach zu wenig honoriert. So gesehen bin ich zufrieden, allerdings fehlt das i-Tüpfelchen.

Russland hallte lange nach, vielleicht tut es das noch immer.

Ich würde heute im Nachhinein ein paar Dinge anders machen. Es gab gewisse Konstellationen, die konfus waren und in denen wir falsch reagierten. Ich habe Fehler gemacht, die ich nicht mehr rückgängig machen kann. Dazu muss ich stehen. Wir haben viel gelernt, Massnahmen getroffen, Prozesse angepasst.

Die Folge war der Heusler-Bericht.

Schon vorher war klar, dass die Rollen und Strukturen angepasst werden müssen. Vor allem wussten wir, dass die Position des Delegierten so nicht mehr zeitgemäss war und ist. Die Professionalisierung auf ein Vollzeitmandat und die Anpassung des Auftrags sind nun die richtigen Schritte.

Was machen Sie in Zukunft?

Ich hatte ein Leben vor dem Delegiertendasein, und ich werde auch danach eineshaben. Für mich war es eine intensive Zeit und eine gute Lebensschulung.