Leichtathletik
Beide Schweizer Sprint-Staffeln kämpfen am Sonntag um Edelmetall

Die Schweizer Sprint-Staffeln kämpfen an den Europameisterschaften in Zürich am Sonntag um die Medaillen. Die Männer meldeten sich im Vorlauf eindrucksvoll zurück. Das Quartett stellte in 38,54 Sekunden einen Schweizer Rekord auf.

Michael Schenk
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Die Schweizerinnen ziehen in den Final der 4-mal-100-Meter-Staffel ein
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Die Weissrussin Maryna Arzamasova holt Gold über 800 Meter.
Pawel Fajdek freut sich über Silber im Hammerwerfen.
Der Ungare Krisztian Pars holt Gold im Hammerwerfen.
Die Polin Joanna Jozwik freut sich über die Bronze-Medaille im 800-Meter-Final.
Der Franzose Renaud Lavillenie springt über 5,80 Meter zum Europameistertitel.
Daumen hoch für den Rekord
Alex Wilson rennt für die Schweizer Staffel der Männer. Im Vorlauf der 4-mal-100-Meter-Staffel holen sie sich den zweiten Rang und laufen einen Schweizer Rekord.
Die Schweizer Männer jubeln über den Schweizer Rekord
Leichtathletik-EM in Zürich: Tag 5
Christelle Daunay holt sich den EM-Titel.
Maja Neuenschwander zeigt eine starke Leistung.
Die Spitze in einer 30er-Zone.
Nicola Spirig (links) und die Spanierin Alessandra Aguilar.
Die Frauen starten zum Marathon.
Der Startschuss ist gefallen, bald werden sich die Favoritinnen an der Spitze einreihen.

Die Schweizerinnen ziehen in den Final der 4-mal-100-Meter-Staffel ein

Keystone

Nicht die Frauen, sondern die Schweizer 4x100-m-Staffel der Männer sorgte am zweitletzten Wettkampftag der Titelkämpfe im Zürcher Letzigrund für den Wow-Effekt aus Schweizer Sicht. Pascal Mancini, Amaru Schenkel, Suganthan Somasundaran und Alex Wilson unterboten die vier Jahre alte Bestmarke von 38,69 Sekunden, aufgestellt an den Europameisterschaften in Barcelona, um 0,15 Sekunden - und dies, obwohl das Quartett erstmals in dieser Zusammensetzung angetreten war. Amaru Schenkel, der Captain des Quartetts, zeigte sich von der eigenen Leistung nicht überrascht. "Wir waren in der Vergangenheit immer bereit, wenn es an Titelkämpfen darauf ankam", sagte der 26-jährige Zürcher. "Wir wussten, was wir können und haben unseren Job getan."

Die Resultate des 5. EM-Tags

Finals der Männer

Stab: 1. Renaud Lavillenie (Fr) 5,90. 2. Pawel Wojciechowski (Pol) 5,70. 3. Jan Kudlicka (Tsch) und Kévin Menaldo (Fr), 5,70. 5. Aleksandr Gripitsch (Russ) 5,65. 6. Piotr Lisek (Pol) 5,65.

Hammer: 1. Krisztian Pars (Un) 82,69 (JWB). 2. Pawel Fajdek (Pol) 82,05. 3. Sergej Litwinow (Russ) 79,35. 4. Pawel Kriwitski (WRuss) 78,50. 5. Szymon Ziolkowski (Pol) 78,41. 6. Primoz Kozmus (Sln) 77,46.

Finals der Frauen

800 m: 1. Marina Arsamasowa (WRuss) 1:58,15. 2. Lynsey Sharp (Gb) 1:58,80. 3. Joanna Jozwik (Pol) 1:59,63. 4. Jekaterina Poistogowa (Russ) 1:59,69. 5. Swetlana Rogosina (Russ) 2:00,76. 6. Vania Stambolova (Bul) 2:00,91.

5000 m: 1. Meraf Bahta (Sd) 15:31,39. 2. Sifan Hassan (Ho) 15:31,79. 3. Susan Kuijken (Ho) 15:32,82. 4. Jelena Korobkina (Russ) 15:32,89. 5. Nuria Fernandez 15:35,59. 6. Sara Moreira (Por) 15:38,13.

400 m Hürden: 1. Eilidh Child (Gb) 54,48. 2. Anna Titimez (Ukr) 54,56. 3. Irina Dawidowa (Russ) 54,60. 4. Denisa Rosolova (Tsch) 54,70. 5. Yadisleidy Pedroso (It) 55,90. 6. Vera Rudakowa (Russ) 56,22.

Drei: 1. Olga Saladucha (Ukr) 14,73. 2. Jekaterina Konewa (Russ) 14,69. 3. Irina Gumenjuk (Russ) 14,46. 4. Ruth Ndoumbe (Por) 14,14. 5. Gabriela Petrova (Rum) 14,13. 6. Dana Veldakova (Slk) 13,87.

Diskus: 1. Sandra Perkovic (Kro) 71,08 (JWB). 2. Mélina Robert-Michon (Fr) 65,33. 3. Shanice Craft (De) 64,33. 4. Anna Rüh (De) 62,46. 5. Julia Fischer (De) 61,20. 6. Zinaida Sendriute (Lit) 60,65.

Marathon: 1. Christelle Daunay (Fr) 2:25:14. 2. Valeria Straneo (It) 2:25:27. 3. Jessica Augusto (Por) 2:25:41. 4. Lisa Nemec (Kro) 2:28:36. 5. Elvan Abeylegesse (Tür) 2:29:46. 6. Anna Incerti (It) 2:29:58. 7. Rasa Drazdauskaite (Lit) 2:30:32. 8. Jessica Draskau-Petersson (Dä) 2:30:53. 9. Maja Neuenschwander (Sz) 2:31:08. Ferner: 24. Nicola Spirig (Sz) 2:37:12. 26. Patricia Morceli Bühler (Sz) 2:38,41. 33. Martina Strähl (Sz) 2:42:21. 39. Ursula Spielmann-Jeitziner (Sz) 2:43:20. 44. Magali di Marco (Sz) 2:46:53. - 48 klassiert.

Team: 1. Italien 7:27:59. 2. 2. Portugal 7:33:06. 3. Russland 7:42:03. 4. Litauen 7:45:38. 5. Schweiz 7:47:01. 6. Holland 7:49:55. - 11 Teams klassiert, die besten 3 Läuferinnen kamen in die Wertung.

Vorläufe der Männer

4x100 m. 1. Serie: 1. Grossbritannien 38,26. 2. Schweiz (Pascal Mancini, Amaru Schenkel, Suganthan Somasundaram und Alex Wilson) 38,54 (SR, zuvor 38,69 2010). 3. Holland 38,90. - 2. Serie: 1. Deutschland 38,15. 2. Frankreich 38,55. 3. Italien 38,71. 4. Polen 38,75. 5. Portugal 38,79, alle im Final.

4x400 m. 1. Serie: 1. Grossbritannien 3:00,65. 2. Frankreich 3:00,85. 3. Deutschland 3:02,41. 4. Tschechien 3:04,07. - 2. Serie: 1. Russland 3:03,19. 2. Polen 3:03,52. 3. Irland 3:03,57. 4. Belgien 3:03,83, alle im Final. - Ferner ausgeschieden: 7. Schweiz (Silvan Lutz, Daniele Angelella, Philipp Weissenberger, Johannes Wagner) 3:08,63.

Finals der Frauen

4x100 m. 1. Serie: 1. Frankreich 42,29. 2. Holland 42,77. 3. Schweiz (Mujinga Kambundji, Marisa Lavanchy, Ellen Sprunger, Lea Sprunger) 42, 98. 4. Italien 43,29. 5. Schweden 43,80. - 2. Serie: 1. Grossbritannien 42,62. 2. Ukraine 43,37. 3. Russland 43,47, alle im Final. Deutschland nach Wechselfehler ausgeschieden.

4x400 m. 1. Serie: 1. Ukraine 3:28,18. 2. Frankreich 3:28,58. 3. Italien 3:31,31. 4. Belgien 3:32,22. - 2. Serie: 1. Russland 3:28,42. 2. Grossbritannien 3:28,44. 3. Polen 3:29,79. 4. Deutschland 3:30,39, alle im Final.

Vor vier Jahren in Barcelona sprinteten die Schweizer auf Platz 4 und verpassten dabei eine Medaille um 25 Hundertstelsekunden, vor zwei Jahren in Helsinki resultierte am Ende der 5. Rang. Danach aber war es ruhig geworden um die Schweizer Equipe. Mancini musste eine Dopingsperre verbüssen, Schenkel legte zwischenzeitlich den Fokus auf die eigene Karriere und liess das Staffel-Projekt links liegen, und in den letzten Monaten war immer wieder von fehlender Harmonie innerhalb des Teams die Rede. Die Frauen liefen den Männern den Rang ab, nachdem diese jahrelang als die Hoffnungsträger von Swiss Athletics bei den Staffeln gegolten hatten.

Die Schweizer meldeten sich am Samstag rechtzeitig und eindrucksvoll zurück - und dürfen am Sonntag sogar auf eine Medaille hoffen. Nur die hochfavorisierten Briten (38,15) und Deutschland (38,26) liefen im Vorlauf schneller als die Schweizer. "Am Sonntag machen wir einen Schweizer Nationalfeiertag. Wir wollen etwas Magisches und Spezielles schaffen und werden alles raushauen", so Schenkel, der über 100 m bereits in den Vorläufen gescheitert war. "Wir sind bereit und freuen uns auf den Final", sagte Alex Wilson, der als Schlussläufer ein starkes Rennen zeigte. Der grösste Konkurrent neben Grossbritannien und Deutschland im Kampf um einen Platz auf dem Podest dürfte Frankreich mit dem zweifachen Silbermedaillengewinner Christophe Lemaitre sein.

Ein weiterer Rekord liegt in der Luft

Für einmal im Schatten der Männer stand die Frauen-Staffel, die bereits im Vorfeld der EM den Gewinn einer Medaille zum Ziel erklärt hatte. Zum Auftakt der gestrigen Wettkämpfe im Letzigrund liefen Mujinga Kambundji, Marisa Lavanchy, Ellen und Lea Sprunger im ersten Vorlauf über 4x100 m ein souveränes und abgeklärtes Rennen und verpassten in 42,98 Sekunden den Anfang Juli bei Athletissima Lausanne aufgestellten Schweizer Rekord nur um 0,04 Sekunden, ohne dabei grosse Risiken eingehen zu müssen. Am Ende qualifizierten sie sich mit der viertbesten Zeit für den Final, der am Sonntag die letzte von 49 Entscheidungen von Zürich bringen wird.

Die Chancen der Schweizerinnen auf einen Coup sind intakt, zumal sich mit Titelverteidiger Deutschland ein Medaillenkandidat nach einem schlechten Wechsel von Rebekka Haase auf Tatjana Lofamakanda Pinto vorzeitig verabschiedete. "Wir müssen aber noch viel schneller laufen", sagte Coach Laurent Meuwly. Dass das Potenzial der Schweizerinnen noch nicht ausgereizt ist, war bei den Athletinnen spürbar. "Mit einem Super-Lauf und ein wenig Glück können wir es schaffen", sagte Mujinga Kambundji, die in ihrem siebten Einsatz für einmal am Start nicht ganz so explosiv wirkte. In Erinnerung an den unvergesslichen Freitagabend, als sie über 200 m Schweizer Rekord gelaufen und Kariem Hussein über 400 m Hürden zu Gold gestürmt war, sagte sie: "Mit Selbstvertrauen ist alles möglich."

Läuferisch scheinen für die Schweizerinnen im Final nur die Französinnen ausser Reichweite zu liegen. Angeführt von Myriam Soumaré deuteten diese in 42,29 Sekunden ihr Potenzial an, allerdings waren die Französinnen in der Vergangenheit wie zuletzt an den Weltmeisterschaften 2013 nicht immer ohne Fehler über die Runden gekommen. Platz 2 nach dem Vorlauf belegte Grossbritannien (42,62) vor den von der Doppel-Europameisterin Dafne Schippers angeführten Holländerinnen (42,77). Klar scheint, dass die Schweizerinnen ihren nationalen Rekord ein weiteres Mal unterbieten werden müssen, um am Ende jubeln zu können. Auch deshalb kündigte die Schlussläuferin Lea Sprunger für den Final an: "Wir werden volles Risiko eingehen. Wir sind zuhause und haben nichts zu verlieren."

Hussein verzichtete auf Staffel

Ohne Chance auf ein Weiterkommen war die Schweizer 4x400-m-Staffel der Männer. Silvan Lutz, Daniele Angelella, Philipp Weissenberger und Johannes Wagner klassierten sich in 3:08,63 Minuten im 14. Schlussrang. Kariem Hussein, der frischgebackene Europameister über 400 m Hürden, verzichtete 17 Stunden nach seinem Traumlauf zu Gold auf einen weiteren Einsatz. (SI)