Analyse
Eine Liga voller Meister – die beste Super League aller Zeiten ist es dennoch nicht

In der Super League spielen nur noch Schweizer Meister. Warum das Niveau dadurch zwar nicht höher, die Vorfreude aber gesteigert werden kann.

Raphael Gutzwiller
Raphael Gutzwiller
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Wer kann die Young Boys am neuerlichen Gewinn des Meistertitels hindern?

Wer kann die Young Boys am neuerlichen Gewinn des Meistertitels hindern?

Bild: Sven Thomann / Freshfocus

Der Abstieg von Vaduz und der Aufstieg von GC machen es möglich: In der Super League sind so viele Meistertitel vertreten wie noch nie. 106 Mal holte einer der zehn Teilnehmer der Super League in der Historie die Meistertrophäe. Neben den Top 6 in der Allzeitrangliste in Sachen Titel komplettieren vier weitere ehemalige Meister die Liga. Sie stellen zusammen auch in der ewigen Rangliste der Super League die zehn vordersten Ränge. Auf der Suche nach Superlativen titelte der «Blick» deshalb von der besten Super League aller Zeiten.

Anzahl Meistertitel der Super-League-Vereine

1. Grasshoppers (27 Titel)
2. FC Basel (20)
3. Servette FC (17)
4. BSC Young Boys (15)
5. FC Zürich (12)
6. Lausanne-Sport (7)
7. FC Lugano (3)
8. FC St. Gallen (2)
   . FC Sion (2)
10. FC Luzern (1)

Diese Schlussfolgerung wäre in Bezug auf den Sport übertrieben. Denn die Schweizer Liga kriselt seit einigen Jahren. Die letzte Saison verkam nicht nur wegen den Geisterspielen zu einer tristen Angelegenheit mit seltenen fussballerischen Highlights. Und international spielen die Schweizer Klubs seit längerem nicht einmal mehr die zweite Geige. Im Vorjahr war lediglich Meister YB europäisch dabei.

Rekordmeister GC spielt neu statt Underdog Vaduz in der Super League.

Rekordmeister GC spielt neu statt Underdog Vaduz in der Super League.

Martin Meienberger

Dass nun das Niveau in der Liga stark ansteigen soll, lassen auch die Transfers in die Liga kaum vermuten. Die Neuzugänge sind entweder unbekannte Talente oder ehemalige Grössen in Topligen, die wohl den Zenit überschritten haben: Holger Badstuber und Christian Gentner beim FC Luzern oder Michael Lang beim FC Basel. In den 1980er- oder 1990er-Jahren spielten teils hochklassige Ausländer in der Schweiz und die Stammspieler des Nationalteams agierten vorwiegend in der heimischen Liga. Davon sind wir heute weit entfernt. Selbst die Reservespieler in Topligen sind besser als die Stars in unserer Liga.

Und doch ist für Spannung in der Super League garantiert. Teams mit dem Saisonziel Ligaerhalt wie Thun oder Vaduz sind verschwunden, wurden in den letzten zwei Jahren durch die neureichen Traditionsklubs Lausanne und GC ersetzt. Zudem erhielt der FC Lugano einen neuen Besitzer mit Geld im Hintergrund. Diese Vereine oder der euphorisierte Cupsieger FC Luzern könnten zu möglichen Überraschungsteams werden, während an der Spitze die Young Boys erneut als Meisterfavorit vor Basel in die Saison steigen.

Wird der FC Luzern zu einer möglichen Überraschungsmannschaft?

Wird der FC Luzern zu einer möglichen Überraschungsmannschaft?

Martin Meienberger

Die Ausgangslage in Richtung Tabellenende scheint derweil offen. Über die klassischen Underdogs verfügt die Liga nicht mehr. Für den FC Vaduz war der Abstieg in diesem Sommer zwar ein grosser Rückschlag, aber keine Katastrophe. Ende Saison wird aber einer der ehemaligen Meister den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen.

Für Vorfreude sorgt auch die Tatsache, dass die Zuschauer wieder in die Stadien zurückkehren dürfen. Live-Fussball, Stadionwurst und Bier: Vieles wird wieder so, wie es einst war. Dank Covid-Zertifikaten gehören Geisterspiele vorderhand der Vergangenheit an. Es gilt zu hoffen, dass die kritischen Fankurven und damit auch die Stimmung wieder in die Arenen zurückkehren. Daumen drücken ist angesagt, dass Spielverschiebungen wie in der Challenge League zwischen Schaffhausen und Kriens wegen positiven Coronafällen die Ausnahme bleiben.

Klar ist: Auf die neue Fussballsaison darf man sich freuen. Ganz egal, ob es die beste Super League aller Zeiten ist – oder nicht.