Olympiasieger Simon Ammann im Interview über seine spezielle Sonnenbrille, und die Busse, die er von der kanadischen Polizei wegen überhöhter Geschwindigkeit aufgebrummt bekam.
Felix Bingesser, Whistler Mountain
Simon Ammann, was ist das für eine Brille, die Sie tragen?
Simon Ammann: Das ist das gewisse Etwas. Die Brille habe ich in Japan von meinem Ausrüster bekommen und damals schon getragen. Allerdings durfte ich sie hier bei der Siegerehrung nicht aufsetzen. Die Dame da hat gesagt, ihr Boss ganz weit oben erlaube solche Dinge nicht. Wenn ich hier nochmals bei einer Medaillenfeier bin, dann schmuggle ich die Brille aber rein. Eine gewisse Coolness muss sein, das ist das gewisse Extra, das es braucht. Das habe ich in Salt Lake City schon erlebt. Und eigentlich wollte ich auch noch länger auf der Bühne bleiben. Aber man hat uns runter geschickt.
Und offenbar sind Sie heute morgen von der Polizei gestoppt worden.
Ammann: Also ich bin nicht selber gefahren. Aber plötzlich sahen wir hinter uns das Blaulicht. Die Polizisten haben mich nicht erkannt. Und ich habe die Busse von 130 Dollar gesponsert. Denn ich trage eine Mitschuld, weil ich zu spät dran war und wir im olympischen Dorf spät losgefahren sind. Sie nehmen es hier halt sehr genau.
Sie haben das dritte Olympiagold. Was bedeutet das für Sie?
Ammann: Damals kam alles aus dem Nichts. Und dann hatte ich auch einige Tiefs. Aber ich hatte immer den Wunsch, einmal als ganz aussergewöhnlicher Skispringer in Erinnerung zu bleiben. Dafür haben diese zwei Goldmedaillen nicht ausgereicht. Aber mit diesem Erfolg habe ich diese Stufe erreicht. Jetzt bin ich in dieser Liga und das ist für mich unglaublich.
Sie haben eine neue Art von Jubel gezeigt. Von wem haben Sie das abgeschaut?
Ammann: Von Usain Bolt. Aber ich glaube, der hat sich das früher schon einmal bei uns abgeschaut.
Sie streicheln ständig Ihre Medaille. Das muss Liebe sein?
Ammann: Diese Medaille ist von kanadischen Ureinwohnern gestaltet. Sie ist schwer, aber sie ist wunderschön. Und es ist gut, wenn man etwas in den Händen halten kann. Dann wird der Erfolg so richtig greifbar. Wer will kann sie mal in die Hände nehmen.
Wann sind Sie ins Bett gekommen?
Ammann: Um halb. Genauer kann ich es nicht sagen. Es ist wichtig, diese Momente auch zu geniessen. Da darf es auch mal spät werden. Ich habe mir auch schon das Video meiner Sprünge und von der Siegerehrung angeschaut. In den Momenten, in denen alles passiert, kann es gar nicht so richtig abspeichern. Es war ja schon verrückt, dass auch die Schweizer Skifahrer bei meinen Erfolg dabei sein konnten. Als ich sie gesehen habe, hat mich das für einen Moment fast etwas irritiert. Ich habe gedacht: Wow, dieser Teamspirit. Nun werden die wohl auch bei ihren Einsätzen topmotiviert sein. Aber Ratschläge brauchen die keine von mir. Die wissen, was sie zu tun haben.
Wie geht es nun für Sie weiter?
Ammann: Ich werde mich erholen und die Zeit geniessen. Wir legen uns auch einmal in das Jacuzzi. Hart trainiert haben wir im Sommer.
Dann holen Sie ihr viertes Olympiagold?
Ammann: Ich lasse das in Ruhe auf mich zukommen. Die anderen sind mehr unter Druck, auch wenn bei mir die Erwartungshaltung wohl nochmals gestiegen ist. Aber ich kann mit dem umgehen und werde die Ruhe bewahren. Ich gehöre zu den Favoriten, das ist klar. Und ich kann jetzt auch Energie sparen. Früher war ich nach jedem Wettkampf platt. Jetzt kann ich gewinnen, ohne in jeder Beziehung absolut ans Limit zu gehen. Wir haben im letzten Herbst Messungen gemacht. Bei einem guten Flug sind die Muskeln ganz entspannt.
Sie sollen in der letzten Nacht auch ein interessantes Angebot erhalten haben?
Ammann: Man hat mir vorgeschlagen, ich solle als Athletenvertreter ins Internationale Olympische Komitee kommen. Aber dafür ist es noch zu früh. Ich bin im «indian summer» meiner Karriere. Jetzt warten wir einmal die Weltmeisterschaften im nächsten Jahr in Oslo ab.
Verändert sich ihre Leben mit diesem dritten Olympiagold nochmals?
Ammann: Man gewöhnt sich an alles.