Wer holt am Sonntag den Pokal? 26 Anekdoten von A bis Z vor dem Highlight des Fussball-Jahres.
A wie Ameise. Es werden einige Tausendernoten sein, die der Europameister als Prämie kassiert. Mit dem Finaleinzug sind Frankreich 23,5 Millionen Euro garantiert, Portugal 22,5 Millionen. Wer gewinnt, erhält noch drei Millionen dazu. Auch die Spieler müssen nicht darben. Portugal beteiligt seine Helden im Falle des Titelgewinns mit 300 Ameisen pro Spieler, Frankreich immerhin mit 200 Ameisen.
B wie Balthazar. Der Hahn der Nation. Seit 1982 ist der Krankenpfleger Clément Tomaszewski immer dabei, wenn Frankreich spielt. Immer an seiner Seite, das lebende Maskottchen: Hahn Balthazar. Doch diesmal bleibt dem Tier der Zutritt ins Stadion verwehrt. Und der bekannteste Fan der Franzosen leidet. Denn der EM-Final wird das letzte Live-Spiel an einem Grossanlass für den 68-Jährigen.
C wie Champagner. Die grosse Frage lautet: Sehen wir zum Ende der EM endlich noch ein wenig Champagner-Fussball? Nach vier Wochen, die fussballerisch gesehen etwas zu häufig enttäuschend waren.
D wie Duell. Frankreich gegen Portugal, dreimal gab es diese Paarung an einer EM oder WM, dreimal im Halbfinal, dreimal gewann Frankreich. 1984 und 2000 wurden «Les Bleus» danach Europameister, 2006 scheiterten sie im WM-Final an Italien. Überhaupt ist es für Portugal eine Bilanz des Schreckens. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es in 15 Spielen nur zwei Siege – 1973 und 1975.
E wie «Equipe». Die Sportbibel Frankreichs. «Ekstase!», titelte die Zeitung nach dem Finaleinzug der Franzosen gestern. 13 Seiten widmete sie dem Halbfinal gegen Deutschland. Danach berichtete sie auf weiteren acht Seiten über Finalgegner Portugal und sonstige EM-Facts.
F wie Fado. Melancholischer Musikstil aus Portugal. Erinnert ein bisschen an den Fussball, den Portugal an dieser EM bislang zeigt. Aber im Zweifel gilt eben doch überall: Am schönsten ist der Erfolg. Egal wie.
G wie gesperrt. Michel Platini, Ikone auf dem Platz. Gefallener Held daneben. Nach vielen Skandalen als Uefa-Präsident von der Fussball-Bühne verbannt. Verfolgt jetzt die EM, die auch ein bisschen seine ist wegen all der erfolgreichen Lobby-Arbeit, jenseits von Rampenlicht und Stadien. Auch den Final?
H wie Haargelsson. Übername für Cristiano Ronaldo seit dem missglückten Start Portugals gegen Island. Gegen Österreich verschiesst CR7 auch noch einen Penalty. Die Zweifel mehren sich, sogar Häme muss er über sich ergehen lassen. Doch Ronaldo ist da, als es ihn braucht. Zwei Tore gegen Ungarn, Teamplayer gegen Kroatien und Polen, dann wieder entscheidender Mann gegen Wales. Und plötzlich ist der Gedanke, dass es seine EM wird, nicht mehr abwegig.
I wie Irrenhaus. 81 338 Menschen passen ins Stade de France. Am Sonntag wird jeder einzelne Platz besetzt sein. Gänsehautstimmung garantiert. Egal, ob bei Toren oder Marseillaise. Die Suva-Normen können da schon mal verletzt werden.
J wie Jacques Chirac. Der ehemalige Präsident Frankreichs prägt nach dem WM-Titel 1998 zu Hause den Begriff «black, blanc, beur». Der Fussball ist plötzlich Vorreiter für die Gesellschaft. Multikulti als Erfolgsmodell. Doch der Jubel ist nicht nachhaltig. In weniger erfolgreichen Zeiten ist das Gemenge der Kulturen plötzlich schuld an den Misstönen. Gerade freut sich «la grande nation» wieder mit Pogba, Matuidi, Sissoko, Evra, Sagna und Co.
K wie Kinder. Es gibt regelwütige Menschen, denen man das Handwerk sofort stoppen sollte. Jüngstes Beispiel: Die Uefa verbietet den Spielern, nach Match-Ende auf dem Rasen mit ihren Kindern zu feiern.
L wie Laufsteg. Man fragt sich manchmal zu Recht, wie viel Zeit Fussballer beim Coiffeur verbringen. Doch nicht nur für sie ist der Rasen ein Laufsteg. Manch einer schnappt sich Haargelsson auf dem Platz zum Selfie. Oder schmuggelt sich aufs Teamfoto. CR7 lächelt, immer.
M wie Mexiko. André-Pierre Gignac ist gewiss nicht der begabteste Fussballer Frankreichs. Dafür einer der beliebtesten. 2015 wechselt er von Marseille nach Mexiko, trotz Angeboten aus halb Europa. Er wolle eine Art Botschafter sein für beide Länder, die ihre Fussball-Kultur gegenseitig kaum kennen.
N wie Newcomer. Renato Sanches heisst das 18-jährige portugiesische Wunderkind. 40 Millionen Franken zahlte der FC Bayern München für seine Dienste. Je nach Erfolg vielleicht dann auch 80 Millionen. Sanches ist, was Ronaldo 2004 im bisher einzigen EM-Final Portugals war: ein wunderbares Versprechen.
O wie Oscar. Preis für herausragende, schauspielerische Leistungen. Womit Portugals Pepe auf immer und ewig ein Gewinner sein müsste, auch wenn es nicht zum EM-Titel reicht.
P wie Pfiff. Seit gestern ist bekannt: Mark Clattenburg wird den Final leiten. Die Schiedsrichter machten an dieser EM bisher eine gute Figur. Hoffentlich auch morgen. Clattenburg hat bereits den Champions-League-Final zwischen Real und Atlético Madrid arbitriert.
Q wie Quote. Die Wettanbieter sind sich einig. Frankreich ist Favorit. Wer 100 Franken auf den Gastgeber als Titelgewinner setzt, kriegt im Erfolgsfall etwa 145 Franken zurück. Wer 100 Franken auf Portugal setzt, bekommt dagegen bei einem Sieg etwa 285 Franken.
R wie Raser. Normalerweise rast Franck Ribéry auf den Aussenbahnen den Fussballplatz hoch und runter. An der EM fehlt er aber. Nationaltrainer Deschamps liess den Bayern-Star zu Hause. Ribéry vertreibt sich die freie Zeit in seinem Auto. In einem Internet-Video zeigt er sich, wie er mit einem Rapper die französischen Strassen unsicher macht.
S wie Sexvideo. Ein solches steht am Anfang aller Ängste von Frankreich. Dass die Heim-EM zum Debakel wird. Benzema soll Mitspieler Valbuena erpresst haben, seine schweren Kumpel aus Lyon würden schlüpfrige Aufnahmen veröffentlichen, wenn er nicht zahle. Trainer Deschamps verzichtete auf beide. Ohne sportliche Folgen. Die Affäre ist trotzdem nicht zu Ende, im Gegenteil, sie droht zur gerichtlichen Schlammschlacht zu werden.
T wie Trittbrettfahrer. Welch wunderbare Bilder und Geschichten haben uns die Isländer beschert! Und irgendwann wurde ganz Europa Fan von diesem «Hu!»-tastischen Jubel. Auch die Franzosen. So sehr, dass sie ihn jetzt kopiert haben. «Beschämend!», twittert der isländische Fussballverband.
U wie unschlagbar. Frankreich und die grossen Turniere zu Hause. Es ist eine Erfolgsgeschichte. 1984 Europameister, 1998 Weltmeister – und nun? «Wiederholt die Geschichte!», hat die «L’Équipe» schon zu Beginn gefordert. Der letzte Schritt steht kurz bevor.
V wie verlorener Sohn. 14-jährig war Antoine Griezmann, als er nach Spanien ging, um als in Frankreich verschmähter Jüngling die Fussball-Welt doch noch zu erobern. Mittlerweile ist er einer der besten Stürmer der Welt. Und die Franzosen jubeln ihm noch so gerne zu.
W wie WAGs: Nur zu gerne schwenken die TV-Kameras in einer ruhigen Sekunde auf die Zuschauerränge. Besonders beliebtes Sujet: Spieler-Frauen («Wives & Girlfriends», kurz: WAGs). Die sehen in der Regel nämlich ziemlich gut aus. Schliesslich müssen auch die Klatsch-Magazine etwas zu schreiben haben an einem EM-Final.
X wie XXL. Erstmals findet eine EM mit 24 Teams statt. Selbst vier von sechs Gruppendritte qualifizieren sich für den Achtelfinal. Nur deshalb scheidet Portugal nach drei Unentschieden nicht vorzeitig aus dem Turnier aus. Und hat jetzt sogar die Möglichkeit, Europameister zu werden. Absurd? Kein absurder Gedanke.
Y wie Youtube. Europameister war er nie. Trotzdem gehört Eric Cantona zu den besten Fussballern in der französischen Geschichte. Für «Eurosport» begleitet der 50-Jährige die EM. Wunderbar selbstironisch. Wunderbar zynisch. Ob er sich jetzt als neuer Nationaltrainer Englands bewirbt, oder gerade den EM-Kultsong «Will Grigg’s on fire» zum Besten gibt – Cantona ist ein Leckerbissen.
Z wie Zaza. Der tänzelnde Italiener vom Penaltypunkt. Eingewechselt in der 120. Minute gegen Deutschland. Nur für den Penalty. Kläglich versagt. Und so ein perfektes Beispiel dafür, wie man es im Final eher nicht tun sollte.