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Sport (AZ, BT)
Der FC Aarau erhofft sich von Geoffroy Serey Dié primär Emotionen – doch er kann viel mehr, wie ehemalige Wegbegleiter erzählen. Im Heimspiel gegen Schaffhausen feiert der 34-jährige Ivorer sein Debüt für seinen neuen Klub.
Vor einer Woche, am Tag nach der Vertragsunterschrift beim FC Aarau, wird deutlich, welch grosse Nummer da im Brügglifeld gelandet ist: Geoffroy Serey Dié, der Captain der afrikanischen Fussballmacht Elfenbeinküste, verkündet den Rücktritt aus dem Nationalteam. Die Nachricht findet auf dem ganzen Kontinent Aufnahme in die Newsportale und TV-Sender. Auf Instagram, wo Serey Dié seinen Abgang verkündete, gratulieren Weltstars wie Didier Drogba, Samuel Eto’o und Emanuel Adebayor zu seiner Nationalmannschafts-Karriere.
Gemessen am Renommee und den sportlichen Erfolgen, ist Serey Dié die schillerndste Neuverpflichtung der Klubhistorie. In der Schweiz hat er bei Sion (2008 bis 2012), Basel (2013 bis 2015 und 2016 bis 2018) und Xamax (Frühling 2019) tiefe Spuren hinterlassen. Das wird er, die Prognose sei gewagt, auch in Aarau: Vor seiner Brügglifeld-Premiere am Samstagabend gegen Schaffhausen erzählen Wegbegleiter über ihre Erfahrungen mit dem 34-Jährigen.
Vor elf Jahren holt Sion Serey Dié in die Schweiz. Zwischen dem Spieler und Präsident Constantin, zwei emotionale Sturköpfe, entsteht etwas, das das Umfeld als «Vater-Sohn-Beziehung» bezeichnt, in der es auch mal kracht. Constantin selber sagt:
Er war einer meiner besten Transfers. Einerseits sportlich: Er hatnach dem Wechsel zu uns 44 Länderspiele für die Elfenbeinküste gemacht, damals ein Weltklasse-Team. Aber auch finanziell: Für 100 000 Dollar habe ich ihn nach dem Tipp eines Freundes aus Algerien geholt, im Dezember 2012 hat Basel über 2 Millionen Franken bezahlt. Ich wollte ihn damals nicht verkaufen, aber die Basler haben ihm den Kopf verdreht, Serey flehte mich an, ihn gehen zu lassen. Wir haben in den vier gemeinsamen Jahren viel erlebt und uns sehr gut verstanden. Einmal wettete ich gegen ihn, dass ich ins Tor stehe und er von 20 Schüssen maximal 13 verwertet, er hat dann genau 13 Mal getroffen – zum Glück, sonst hätte ich ihm drei Tage meinen Ferrari ausleihen müssen. Auf dem Platz hatte er Leidenschaft, Herzblut und Kampfwille wie kein Zweiter. Ich kann Aarau zum Transfer nur gratulieren!
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Im Januar 2019 ist Xamax Tabellenletzter in der Super League, als die Neuenburger Serey Dié aus Basel ausleihen. Für Captain Nuzzolo der Schlüssel für den Ligaerhalt:
Die Verpflichtung von Serey war ein Signal an die Konkurrenz, dass Xamax noch lebt. Er hat uns tatsächlich Unmengen an Sauerstoff gegeben. Die jungen Spieler haben zu ihm hochgeschaut und wollten ihm beweisen, dass sie mit ihm mithalten können, das hat uns besser gemacht. Serey hat ab und zu etwas locker trainiert, aber jeder wusste, am Spieltag ist er zu 1000 Prozent bereit. Meistens hat man ihn in der Kabine schon von draussen gehört, aber es gab auch Tage, an denen er nichts geredet hat. Er ist sensibel, doch wenn er merkt, dass es die Leute gut mit ihm meinen, dann würde er für sein Team sterben. Mit Typen wie ihm gewinnt man Kriege. Übrigens: Bei Serey reden alle nur von seiner aggressiven Spielweise. Aber er ist genauso ein brillanter Fussballer, er kann nicht nur das gegnerische Spiel zerstören, sondern das der eigenen Mannschaft ankurbeln und Torchancen einleiten. Ich habe nur wenige Mitspieler gehabt, die sich mit der ersten Ballberührung so viel Raum verschaffen wie Serey.
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Yakin war von Anfang 2013 bis 2014 Serey Diés Trainer beim FC Basel, zweimal wurden Sie Meister, kein Trainer hat länger mit ihm zusammengearbeitet. Nun ist Yakin ausgerechnet Trainer beim ersten Gegner, auf den Serey Dié mit Aarau trifft:
Das ist schon ein sehr spezieller Transfer des FC Aarau, Serey Dié wird auf jeden Fall helfen. Er ist ein Spieler, den man als Trainer gerne hat, ein absoluter Leader. Er kann eine Defensive stabilisieren und die Mitspieler motivieren. Offensiv setzt er ebenfalls Akzente. Serey ist ein lebensfreudiger Typ, zu jedem Spass bereit. Auf dem Platz aber ist er total fokussiert, ein Winnertyp. Ich freue mich, ihn am Samstag im Brügglifeld zu sehen. Und ich freue mich für ihn, dass er wieder einen Platz gefunden hat.
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Klar ist: Der FC Aarau hat Geoffroy Serey Dié nicht für die Ersatzbank verpflichtet. Der Ivorer wird, sofern er gesund bleibt, im Heimspiel gegen Schaffhausen in der Startelf stehen. Der FCA braucht seine Aggressivität und fussballerische Klasse sofort – und die Euphorie über den spektakulären Transfer soll möglichst lange anhalten.
Wie wird der Ivorer das Team verändern? Taktisch kaum: Serey Dié wird auf seiner angewohnten Position vor der Abwehr spielen, entweder neben Elsad Zverotic oder als alleiniger Sechser, wobei Zverotic dann auf die Halbposition im Mittelfeld ausweichen würde. Mental dürfte Serey Dié der Mannschaft einen grossen Schub verleihen, das haben die ersten Trainings gezeigt, in denen es viel lauter ist als bisher. Serey Diè wird die anderen Anführer Neumayr, Maierhofer und Zverotic anstacheln und gleichzeitig Druck nehmen. (wen)