FC Wohlen
Wohlen und sein Luxusproblem auf der Torhüterposition

Der Freiämter Challenge-League-Klub verfügt mit Joël Kiassumbua und Flamur Tahiraj über ein starkes Goalie-Duo. Massgebenden Einfluss daran hat Goalietrainer Boris Ivkovic.

Dean Fuss
Drucken
FCW

FCW

Alexander Wagner
Flamur Tahiraj müsste aufgrund seiner Qualitäten ebenfalls regelmässig spielen

Flamur Tahiraj müsste aufgrund seiner Qualitäten ebenfalls regelmässig spielen

Raphael Biermayr

Flamur Tahiraj verlässt den Rasen des Stadions Niedermatten enttäuscht. Soeben hat sein FC Wohlen an diesem Samstagabend den Cup-Sechzehntelfinal gegen den FC Zürich mit 0:1 verloren. Und das, obwohl der 29-Jährige im Tor des Underdogs eine bärenstarke Leistung abgeliefert hatte. Die Zürcher Offensive verzweifelte Angriff für Angriff an Tahiraj.

Seine Enttäuschung ist mehr als nachvollziehbar. Nicht nur haben Tahiraj und seine Freiämter einmal mehr die Chance auf einen Coup gegen einen Super-League-Klub denkbar knapp verpasst, damit gibt es auch kein Spiel mehr, in dem Tahiraj mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zum Einsatz kommt. Denn als Nummer 2 im Tor der Wohler spielt Tahiraj Stand jetzt nur im Cup oder wenn Stammtorhüter Joël Kiassumbua nicht zur Verfügung steht. Seit Sommer 2014 ist das so. Der damalige Trainer Ciriaco Sforza hatte Tahiraj den 23-jährigen kongolesisch-schweizerischen Doppelbürger damals als Nummer 1 vor die Nase gesetzt.

Tahirajs schwierige Situation

Tahiraj, der seit 2010 beim FC Wohlen unter Vertrag steht, setzte die Degradierung anfänglich zu. Er war enttäuscht und dachte über einen vorzeitigen Abgang nach. Schliesslich aber akzeptierte er den Entscheid des Trainers und stellte sich dem Konkurrenzkampf mit Kiassumbua: «Mir wurde klar, dass ich nicht den Weg des geringsten Widerstands gehen kann», sagte Tahiraj wenige Wochen nach seiner Degradierung gegenüber der «az». Vor der laufenden Saison hat Tahiraj seinen Vertrag beim FC Wohlen verlängert.

Sein Konkurrent Kiassumbua spielt seit 2012 beim FC Wohlen. Er hat seinen Vertrag im Freiamt vor etwas mehr als einem Jahr bis 2018 verlängert. Weil er sich kaum Fehler erlaubt und auch in dieser Saison nahtlos an seine starken Leistungen aus der vergangenen Spielzeit anknüpft, gibt es für Trainer Martin Rueda keinen Grund, nicht mehr auf ihn zu setzen.

«Zwei so gute Torhüter im Kader zu haben ... ja, das kann man sicher als Luxusproblem bezeichnen», sagt Goalietrainer Boris Ivkovic. Der 59-Jährige arbeitet tagtäglich mit den beiden zusammen. «Für Flamur ist das eine schwierige Situation. Aber er hat genug Erfahrung und versteht das.» Und obwohl er auch Tahiraj als ausgezeichneten Torhüter bezeichnet – Ivkovic kann sich durchaus vorstellen, dass der 29-Jährige früher oder später den Sprung in die Super League noch schafft –, kann er nachvollziehen, dass man beim FC Wohlen in erster Linie auf Kiassumbua setzt. «Joël ist jünger und hat noch eine grosse Karriere vor sich», sagt er.

In der vergangenen Sommerpause sollen sich sowohl Klubs aus der Super League als auch aus dem Ausland für Kiassumbua interessiert haben. Kein Wunder, denn seit rund einem Jahr kann sich der 23-Jährige mit der Nationalmannschaft der Demokratischen Republik Kongo auch auf internationalem Niveau beweisen.

Das Verhältnis zwischen Kiassumbua und seinem Stellvertreter beschreibt Ivkovic als sehr gut. «Die beiden sind gute Kollegen. Dazu kommt Roman Heiniger (Torhüter von Wohlens U23, Anm. d. Red.), der unser starkes Goalietrio ergänzt.» Der 20-Jährige profitiere enorm von den beiden etablierten Torhütern – namentlich von «Flamurs grosser Erfahrung und von Joëls enormem Ehrgeiz».

Das Verdienst Ivkovics

Seit 16 Jahren trainiert Ivkovic die Torhüter des FC Wohlen. Unter anderem ging auch der heutige FCZ-Goalie Yanick Brecher durch seine Schule. Dass sich die Freiämter überhaupt mit dem Luxusproblem auf der Torhüterposition beschäftigen darf, ist in erster Linie das Verdienst Ivkovics. Natürlich ist dieser stolz darauf, was aus den Goalies unter seinen Fittichen geworden ist. Und doch geht es auch an ihm nicht spurlos vorbei, dass Tahiraj trotz seiner starken Leistungen etwas untendurch muss. «Aber schlussendlich kann man nun einmal nur einen Torhüter aufstellen», sagt er bedauernd.

Und dieser eine Torhüter wird – wenn nicht noch Unvorhergesehenes eintritt – auch heute Abend im Heimspiel gegen den FC Biel (19.45 Uhr) Joël Kiassumbua sein.