Das Zitat des früheren FC-Aarau-Trainers René Weiler spricht Bände: «Dem Menschen René Weiler geht es sehr gut, der Trainer René Weiler ist am Verdauen.»
Mehr will der 44-Jährige nach dem unschönen Abgang als Trainer des RSC Anderlecht nicht sagen. Dann sage ich es: Die Entlassung von Weiler ist ein Wahnsinn. Sie zeigt, wie verrückt der Fussball sein kann. Weiler führte den belgischen Traditionsverein nach drei erfolglosen Jahren an die Spitze der nationalen und internationalen Bühne.
Er wurde Meister, Supercup-Sieger und erreichte die Viertelfinals der Europa League. Dort scheiterte der gebürtige Winterthurer knapp an Manchester United. Als Sahnehäubchen qualifizierte sich Weiler mit Anderlecht für die Champions League 2017/18.
Weiler hat den RSC in den vergangenen 15 Monaten salonfähig gemacht. Sportlich lief es wie am Schnürchen. Finanziell nahm der Verein rund 60 Millionen Euro ein, auch deshalb, weil einige gute Spieler verkauft wurden. Weiler wurde «Trainer des Jahres 2016». Jetzt ist er weg.
Ein mässiger Start in die Saison 2017/18 mit zwei Siegen, drei Unentschieden und zwei Niederlagen führte zur Entlassung. Für den Erfolgstrainer ist das eine bittere Pille, denn die Mannschaft stand hinter ihm. Ein Trost: Weiler hat bei Anderlecht einen Vertrag bis im Sommer 2019 und kassiert weiterhin sein Gehalt.
Ich erzähle Ihnen das, weil ich mich am Montagabend mit Weiler getroffen habe. Dabei ging es nicht um seinen bitteren Abgang bei Anderlecht. Dazu möchte sich der 44-Jährige nicht äussern. Es war vielmehr ein privates Treffen.
Weiler und ich sprachen über die guten alten Zeiten mit dem FC Aarau. Der Erfolgstrainer war von April 2011 bis 2014 im Brügglifeld tätig. In dieser Zeit lernten wir uns kennen und schätzen. Weiler war der letzte erfolgreiche Trainer, der im Brügglifeld gearbeitet hat.
Nach dem Aufstieg in die Super League 2013 und einer erfreulichen Saison 2013/14 verliess er den FC Aarau trotz Vertrag. Mit den Aarauern ging es nach dem Abgang des Erfolgstrainers nur noch bergab.
Mit Weiler ging es bergauf. Er machte sich beim 1. FC Nürnberg und bei Anderlecht einen Namen. Welches ist wohl seine nächste Trainerstation?