Automobil
Ungewisse Zukunft, aber jetzt leistet Rennfahrer Fabio Leimer seinen Militär-Dienst

Nach dem GP2-Triumph ist vor dem Dienst: Der Rothrister Rennfahrer Fabio Leimer absolviert seinen Dienst am Vaterland und macht sich Gedanken über seine sportliche Zukunft, die nach wie vor ungelöst ist. Das bereitet ihm Sorgen.

Daniel Weissenbrunner
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Rennfahrer Fabio Leimer leistet derzeit Dienst am Vaterland - in der Sportler-RS und macht sich Gedanken über seine sportliche Zukunft.

Rennfahrer Fabio Leimer leistet derzeit Dienst am Vaterland - in der Sportler-RS und macht sich Gedanken über seine sportliche Zukunft.

Aargauer Zeitung

Boxenhalt am Ende der Welt - und so sieht also das Ende Welt aus: Draussen strahlender Sonnenschein, klirrende Kälte, Schnee, die Sicht frei auf die Berner Alpen.

Drinnen, angenehme Raumtemperatur, Top-Infrastruktur und eine Schar von Sportlern, die Gewichte stemmt, die Sprints absolviert, die auf den Hometrainern durchdreht.

Mit der Schilderung von Fernando Solanas «El Fin del Mundo» im Film «El Viaje» hat diese Szenerie freilich wenig gemein.

Und dennoch: Die rund 20 Sportler, die an diesem Morgen im verschneiten Magglingen in der End der Welt-Halle ihr Programm abspulen befinden sich ebenfalls auf einer Reise. Sie absolvieren die 18-wöchige Sportler-RS.

Zu ihnen gehört auch Fabio Leimer. Der Rothrister ist nach über 30 Jahren der erste Schweizer, der den WM-Titel in der GP2-Serie gewonnen hat.

Wie ein hochdekorierter Weltmeister tritt Leimer im Kreise seiner Kollegen nicht auf.

Er wirkt bescheiden, zurückhaltend, fast schon unsicher. Nicht wie einer, der gerade für einen Meilenstein in der Motorsportgeschichte gesorgt hat.

Der Wechsel hätte nicht kontrastreicher sein können. Von der Hitze in Abu Dhabi zog er sich den Kämpfer über und trat seinen Dienst an.

Fabio Leimer
13 Bilder
Im Formel-1-Xbox-Game läuft es Leimer nicht so gut wie in der GP2.
Fabio Leimer und sein Manager Stefan Meier (rechts). zvg
Fabio Leimer kann in zwei Wochen als erster Schweizer die GP2-Klasse für sich entscheiden.Annika Bütschi
Gleich im ersten Rennen der Saison 2013 durfte sich der Rothrister Fabio Leimer als Sieger feiern lassen. gp2media
Fabio Leimer will seine Trophäensammlung in dieser Saison erweitern.
Fabio Leimer (vorne)

Fabio Leimer

Michael Wyss

Motivationsprobleme

Nicht überraschend fiel Fabio Leimer in ein Loch, er kämpfte zu Beginn mit Motivationsproblemen. Er schlief schlecht. Er fragte sich, was er hier verloren habe.

«Es war alles ein wenig zu viel», gibt er zu. Das war während der fünfwöchigen, allgemeinen Grundausbildung in Lyss.

Inzwischen befinden sich die Rekruten in Magglingen, wo sie während 13 Wochen gezielt ihren Trainingsalltag gestalten.

Auch in dieser Hinsicht muss sich Leimer zurechtfinden. Triathleten, Leichtathleten, Schwimmer bereiten sich hoch über dem Bielersee auf ihre nächsten Anlässe vor.

Seien es Welt- oder Europameisterschaften, Weltcups oder Meetings.

Bei Fabio Leimer präsentiert sich die Gegenwart anders. Er weiss nach wie vor nicht, was mit ihm in der kommenden Saison passiert. «Eine zermürbende und vor allem unbefriedigende Situation».

GP2-Champion ist im Jahr 2013 nicht gleichbedeutend mit dem Eintrittsticket in die Formel 1, Leimers grosser Traum.

Die Realität präsentiert sich nüchterner: Wer nicht über das nötige Kleingeld verfügt, sprich einen satten Millionenbetrag an Mitgift mitbringt, besitzt bei allem fahrerischen Können schlechte Karten.

«Es finden zwar Gespräche statt, konkret ist aber bis jetzt leider nichts.» Mit dem Sauber-Team stand er in Kontakt.

Der Schweizer Rennstall hat aber seit Samstag sein Team mit Adrian Sutil und Esteban Gutierrez als Fahrer sowie Sergej Sirotkin als Testpilot zusammen.

Schwacher Trost für Leimer: Er ist wenigstens in Magglingen quasi Testfahrer. Erstmals absolviert ein Motorsportler die Sportler-RS.

Was also, wenn es mit der Formel 1 nicht klappen sollte?

Die DTM, die Indycar-Serie sind weitere Optionen. Leimer und sein Management halten nach allen Seiten Ausschau.

Was ihm bleibt, ist sich körperlich fit zu halten, den Optimismus nicht zu verlieren und zu versuchen, im Gespräch zu bleiben.

Immer in der Hoffnung, dass am Ende der Welt keine Endzeitstimmung aufkommt. Zuversicht könnte ihm das Drehbuch von „El Viaje" spenden. Es kommt zum Happy End.