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Sport (AZ, BT)
An den Olympischen Jugendspielen darf der aus Windisch stammende Eishockeyspieler Andrin Locher die Schweiz vertreten. Eine waschechte emotionale Achterbahnfahrt später blickt er auf all seine Erlebnisse in Lausanne zurück.
Seit sie vor zehn Jahren ins Leben gerufen wurden, gehören die Olympischen Jugendspiele zu den Träumen eines jeden jungen Sportlers. Einmal olympische Luft schnuppern, zum ersten Mal im grossen Scheinwerferlicht stehen. Was könnte es Schöneres geben?
Dass es bei den grössten aller Spiele allerdings nicht nur Sieger geben kann, das hat der Aargauer Vertreter Andrin Locher schnell zu spüren bekommen. Der aus Windisch stammende Eishockeyspieler musste sich in der Gruppenphase mit seiner Mannschaft der USA und Finnland geschlagen geben.
So findet er im ersten Moment auch kritische Worte, wenn er an den Anfang der Woche stattgefundenen Auftritt auf der grossen Bühne zurückdenkt. «Die Enttäuschung ist noch immer recht gross», sagt er einen Tag nach dem Ausscheiden seiner Mannschaft. «Ich denke wir brauchen alle noch ein bisschen Zeit, bis wir realisieren, was wir alles erreicht haben.»
In der Tat hat sein Team Grossartiges geleistet. Während die Mannschaft gegen den Gast aus Amerika gleich eine 2:8-Niederlage einfahren musste, so gelang der Schweiz im zweiten Gruppenspiel fast die Überraschung, welche ein Weiterkommen sichergestellt hätte. Kurz vor Schluss kassierte die Schweiz im alles entscheidenden Spiel gegen Finnland das 1:2.
Weil Locher vom besten Saisonauftritt seiner Mannschaft spricht, wiegt die Niederlage deutlich schwerer als die Klatsche gegen die Amerikaner. «Ich denke es ist beides auf eine eigene Art schlimm. Aber kurz vor Schluss noch ein Tor zu bekommen ist schon sehr bitter», sagt der 15-Jährige.
Trotzdem will sich das Nachwuchstalent das grossartige Erlebnis der Olympischen Jugendspiele nicht durch die beiden Niederlagen vermiesen lassen. Auch wenn es wohl noch eine Weile dauern wird, bis die Freude und der Stolz endlich in den Vordergrund treten können, schwärmt er von seinen gesammelten Eindrücken. Immer wieder fällt das Adjektiv «einmalig». Dass einem eine derartige Erfahrung selten – oder eben nur einmal im Leben - geboten wird, scheint Locher fast schon schmerzlich bewusst zu sein.
Umso mehr versucht er, die Tage im olympischen Dorf zu geniessen. «Wir reden viel mit anderen Athleten, lernen neue Sportarten und Kulturen kennen. Es ist eine coole Atmosphäre», sagt Locher. Auch das Leben als Athlet hat es ihm angetan: «Es ist einmalig, wenn dich die Leute auf der Strasse erkennen und Fotos machen wollen.»
So nimmt er nicht nur die Erfahrung, mit Druck und einem grossen Publikum umgehen zu können, sondern auch all die Erlebnisse aus dem Zusammenleben mit den über 1800 Sportlern mit. In den kurzen Momenten im Dorf hiess es für einmal nicht «Schneller, höher, stärker». Statt erbittertem Konkurrenzkampf gab es ein friedvolles Zusammenleben. Bei den Youth Olympic Games ist der Sport noch echt, unverdorben. Was Locher nebst der Eröffnungszeremonie mit den 8000 Zuschauern am meisten imponiert hat? «Wie alle respektvoll und freundlich miteinander umgegangen sind», sagt er.
Diese unvergleichliche Zeit wird er wohl so schnell nicht vergessen, selbst wenn es für den Nachwuchsspieler des EHC Kloten nun wieder zurück in den Alltag geht. Dort will er mit seinem Verein die Playoffs erreichen, weiterhin an sich arbeiten. Bis zu zwanzig Stunden Training pro Woche sollen sicherstellen, dass Locher seinen Traum vom Profileben irgendwann erfüllen kann. Irgendwann vielleicht wieder olympische Luft schnuppern kann. Und dann hoffentlich als Sieger vom Eis gehen kann.