Nach einem schwierigen Jahr ist das Aargauer Tennistalent Jérôme Kym nun wieder auf Kurs. In Wimbledon erreichte der 18-Jährige die Viertelfinals und am Wochenende gewann er EM-Silber im Doppel.
Es war die bislang grösste Bühne, auf der Jérôme Kym in seiner noch jungen Karriere gespielt hat. Sein Viertelfinalmatch in der Juniorenkonkurrenz von Wimbledon bestritt er auf dem gut gefüllten Court Nummer 1 – dem zweitgrössten Stadion an der Church Road, das Platz für mehr als 11'000 Zuschauer bietet. Sein Gegner war der Chinese Juncheng Shang, die Weltnummer eins der Junioren. Jérôme Kym beschreibt:
«Das Stadion war fast voll und die Atmosphäre der Wahnsinn.»
Und der 18-jährige Fricktaler zeigte wie bereits in den ersten drei Runden, die er allesamt in zwei Sätzen gewann, eine starke Leistung. Erst im dritten Durchgang musste er sich – zum Ende hin geplagt von Krämpfen – knapp geschlagen geben. «Ich konnte leider nur zwei von 18 Breakbällen nutzen. Das war nicht genug. Schade, denn ich hätte um den Titel mitspielen können. Mein Spiel passt perfekt auf Rasen», bilanziert Kym. Kleines Trostpflaster: Er hämmerte in Wimbledon einen ersten Aufschlag mit sage und schreibe 143 Meilen – umgerechnet 230 Kilometer pro Stunde – ins Feld. So schnell wie kein anderer Spieler, Djokovic und Co. mit eingerechnet.
Trotz der Niederlage im Viertelfinal war das Turnier in Wimbledon für Kym die Bestätigung, dass er auf dem richtigen Weg ist. Nach dem schwierigen letzten Jahr scheint er den Tritt wieder gefunden zu haben. Das belegen auch die konstant guten Resultate in den Wochen vor Wimbledon. Dort erreichte er zwei Endspiele und ein Halbfinal auf der Juniorentour, wodurch er sich zwischenzeitlich in die Top Ten der Weltrangliste nach vorne gespielt hatte.
Als Schlüssel für die jüngsten Erfolge sieht Jérôme Kym die Zusammenarbeit mit Markus Hipfl. Den Österreicher kennt Kym seit vielen Jahren. Die beiden hatten damals die Nummern getauscht und Hipfl, der früher selbst Profi und zu seinen besten Zeiten die Nummer 63 der Welt war, sagte zu Kym, er solle ihn anrufen, falls er Hilfe benötige. Und genau das tat Kym im letzten Herbst. Damals war nicht klar, wo Jérôme Kym künftig trainieren wird. Nach ein paar Testtagen aber stand fest: Kym hat seine neue Trainingsbasis gefunden.
Seit letztem November wohnt der 18-Jährige in einer Wohnung in Kitzbühl und trainiert unter den Fittichen von Hipfl. «Ich bin Markus sehr dankbar, dass er mich aufgenommen hat. Er hat mir immer gesagt, dass er in mir einen guten Spieler und einen guten Menschen sieht und mir helfen möchte», sagt Kym. «Mit ihm zusammenzuarbeiten, ist eine grosse Herausforderung, denn er kann sehr streng sein.»
Aber die Arbeit hat sich bislang auf jeden Fall gelohnt. «Wir haben intensiv am Aufschlag gearbeitet, aber auch an technischen Details wie etwa dem Ausschwingen nach den Schlägen und der korrekten Bewegung zum Ball. Das sind eigentlich einfache Dinge, die ich aber konsequent machen muss, damit ich meine offensive Spielweise richtig einsetzen kann», so Kym.
An den U18-Europameisterschaften in Klosters musste der junge Aargauer allerdings einen kleinen Rückschlag einstecken. Als Nummer eins des Turniers verlor Jérôme Kym bei seinem ersten Auftritt im Einzel mit 4:6, 4:6 gegen den Rumänen Vlad Cristian Breazu, die Nummer 215 der Weltrangliste. «Dieses Match war ein Blackout – da hat nicht viel zusammengepasst. Wahrscheinlich verspürte ich etwas mehr Druck, weil ich an den Europameisterschaften die Schweiz repräsentieren durfte. Das ist immer etwas ganz Spezielles», so Kym. Von dieser Niederlage lässt er sich aber nicht aus der Ruhe bringen:
«Ich habe dieses Match bereits abgehakt. Ich weiss, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Es braucht einfach Zeit, damit ich Schritt für Schritt weiterkomme.»
Einen ersten Schritt hat er bereits wieder gemacht. An der Seite von Jan Sebesta hat Jérôme Kym an den U18-Europameisterschaften im Doppel die Silbermedaille gewonnen. Diesen Schwung will er nun mitnehmen in die bevorstehende NLA-Interclubsaison. Dort wird Kym, der in den letzten Jahren im Interclub jeweils stark aufgespielt hat, mit GC um den Titel kämpfen. «Ich bin ein Teamplayer und das kann ich im Interclub ausleben. Jeder kämpft um Punkte für die Mannschaft, das reizt mich», sagt Kym.