Silvan Widmer ist der einzige Aargauer im Nationalteam. Er kämpft um einen Platz im definitiven EM-Kader. Bei Udinese schaut er auf eine wechselhafte Saison zurück.
Es ist der zweite Trainingstag im Schweizer Nati-Camp. Die Sonne ist zurückgekehrt ins Tessin. Auf der Tribüne jubeln die vielen Tessiner Schulklassen immer dann, wenn auf dem Rasen etwas Spektakuläres passiert. Manche Trompeten lassen gar die schlimmsten Vuvuzela-Erinnerungen nochmals zurückkehren.
Silvan Widmer ist einer der 27 verbliebenen Akteure, die um einen Platz im definitiven EM-Kader kämpfen. Vier Spieler müssen nach der Verletzung von Renato Steffen noch ausscheiden. Einer davon wird ein Torhüter (wohl Mvogo) sein. Der einzige Aargauer im Kader sagt: «Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Es ist möglich, dass ich zu jenen gehöre, die noch gehen müssen. Der Ansporn im Training ist riesig.»
Widmer hat sein drittes Jahr bei Udinese Calcio hinter sich. Es war ein enttäuschendes für das Team. Der Abstieg konnte nur knapp vermieden werden. «Das Potenzial wäre viel grösser. Das zeigen die Siege auswärts gegen Meister Juventus, gegen Napoli oder auch gegen die Fiorentina», sagt er.
Auch für ihn persönlich war es ein wechselhaftes Jahr. Er startete mit einer Verletzung in die Saison. «Danach gab es Phasen, wo ich regelmässig spielte. Doch dann war ich plötzlich für einige Spiele wieder weg. Wirklich Selbstvertrauen ist nie aufgekommen», erzählt Widmer. Das galt für das ganze Team. Trainer Stefano Colantuono wechselte viel. Nach seiner Entlassung Mitte März vermittelte der neue Trainer Luigi De Canio dem Team wieder Selbstvertrauen. «Seither spielte ich regelmässig», sagt Widmer. Doch nun wird er im Sommer erneut einen neuen Trainer erhalten. Wieder werden die Karten gemischt.
Nach drei Jahren im Verein zieht der Rechtsverteidiger ein positives Fazit. «Jede Saison hatte ihre guten Seiten. Aber es war auch kein überragendes Jahr dabei. Nach einem unbeschwerten Start habe ich mir selbst die Messlatte manchmal etwas gar hoch gesetzt.» Seinen Vertrag in Udinese hat er im letzten Herbst bis 2020 verlängert. Momentan gibt es keine Anzeichen für eine Veränderung. «Die Stadt gefällt mir sehr. Sie ist nicht allzu gross, hat etwa 100 000 Einwohner. Und vieles ist ähnlich wie in der Schweiz, die Leute sind freundlich und es herrscht ziemliche Ordnung überall.»
Zusammen mit seiner Freundin Céline wohnt Widmer in einer Wohnung ziemlich zentral in der Stadt. Die beiden sind seit bald vier Jahren zusammen. Heiratspläne gebe es zwar noch nicht direkt, «aber es ist ernst», sagt Widmer und strahlt. Seine Freundin arbeitet auf Stundenbasis bei einer Bank in der Schweiz. Etwa drei von vier Wochen pro Monat verbringen die beiden aber zusammen in Udine. «Während dieser Zeit hat Céline eine Weiterbildung in Kommunikation und ein Italienisch-Diplom gemacht.»
Vor Beginn des Schweizer Nati-Camps in Lugano hat Widmer das Aargauer Derby besucht. Er verfolgt seinen Ex-Verein Aarau noch ziemlich intensiv. «Der Verein liegt mir am Herzen. Ich interessiere mich für jedes Detail.» Schliesslich spielen auch noch einige gute Freunde beim FCA. Nun gilt Widmers ganze Aufmerksamkeit aber der Nationalmannschaft. Aller Voraussicht nach wird sich der Rechtsverteidiger mit Michael Lang um den Back-up-Platz hinter Captain Lichtsteiner duellieren. Die Frage dabei ist: Wie fit ist Lang nach seiner Muskel-Verletzung. Widmer wird alles versuchen, um Nationaltrainer Petkovic die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen.
Das passierte bisher im Vorbereitungscamp der Schweizer Nati: