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Es dürfte im Schweizer Sport wohl einzigartig sein, dass drei Familienmitglieder aus drei Generationen gleichzeitig als Schiedsrichter in der gleichen Sportart aktiv sind. Die Aargauer Markus, Jeannot und Luc Wagner sind begeisterte Schiedsrichter.
Markus (75), Jeannot (48) und der 19-jährige Luc Wagner teilen nicht nur ihre Begeisterung für den Volleyballsport an sich, sondern auch für die Tätigkeit als Unparteiischer. Kürzlich standen in Kaisten für einmal sogar alle drei im gleichen Spiel im Einsatz: Markus Wagner agierte gemeinsam mit seinem Sohn Jeannot als Spielleiter, während sein Enkel Luc für die U23-Junioren der SG Baden Kanti-STV ans Netz ging und mit seinem Team einen verdienten 3:0-Sieg gegen Smash 05 Laufenburg-Kaisten feiern konnte.
«Sobald die Partie beginnt, ist es ein Spiel wie jedes andere», erklärt Jeannot Wagner nach dem Spiel. Aber es sei jeweils sehr angenehm, gemeinsam mit seinem Vater zu pfeifen. «Wir verstehen uns natürlich fast blind. Ich habe ihn so oft pfeifen gesehen, dass ich allein schon anhand seiner Reaktion weiss, ob ein Ball in oder out war – eigentlich müsste er es gar nicht mehr anzeigen.» Ein bisschen ungewohnt sei es gewesen, meint dagegen sein Sohn Luc nach dem Spiel und ergänzt augenzwinkernd: «Natürlich durfte ich nichts gegen die Schiedsrichter sagen, sonst hätte ich zu Hause womöglich Konsequenzen befürchten müssen.»
Beim 19-Jährigen schlägt das Herz momentan noch eindeutig mehr fürs Spielen. Trotzdem ist Luc seit dieser Saison ebenfalls Schiedsrichter und führt somit die Familientradition fort. Nein, er sei nicht zu diesem Schritt gedrängt worden, erklärt der Konstrukteurslehrling schmunzelnd. «Mir macht das Pfeifen einfach Spass.» Die gleiche Motivation stand auch bei Jeannot im Vordergrund, als er vor 19 Jahren in die Fussstapfen seines Vaters trat: «Ich habe gesehen, wie viel Spass er beim Pfeifen hat. Da habe ich gedacht, das könnte mir auch gefallen.»
Bei Markus Wagner, dem Begründer der Familientradition, ist die Freude an der Schiedsrichterei auch heute noch ungebrochen. Der gebürtige Bayer, der 1960 berufshalber in die Schweiz kam, war ursprünglich ein begeisterter Handballer. «Als ich von Vevey ins Glarnerland umzog, gab es keine Möglichkeit mehr, in der näheren Umgebung weiter Handball zu spielen», blickt der pensionierte Automechaniker, der während 32 Jahren beim grössten Schweizer Autoimporteur als Lehrlingsverantwortlicher arbeitete, zurück. So habe er halt zum Volleyball gewechselt – zunächst in Näfels, danach in Windisch, wo er 13 Jahre lang gespielt habe. Parallel dazu hat Markus Wagner begonnen zu pfeifen. Mittlerweile absolviert der 75-jährige Aarburger, der einst sechs Jahre auf höchster nationaler Stufe und sogar ein Freundschafts-Länderspiel zwischen der Schweiz und Bulgarien gepfiffen hatte, seine 43. aufeinanderfolgende Saison als Schiedsrichter.
Es ist gut möglich, dass noch eine 44. Spielzeit folgen wird. «Ich pfeife immer noch sehr gern, und auch die Akzeptanz ist nach wie vor vorhanden», erklärt Markus Wagner seine Motivation. Ausserdem liegt ihm eine Aufgabe besonders am Herzen: Als Schiedsrichterbetreuer für die Swiss Volley Region Aargau begleitet er junge Unparteiische bei ihrem Einstieg in die Schiedsrichtertätigkeit. Damit sie nicht gleich bei ihren ersten Spielen verheizt werden, sondern möglichst lange Spass am Pfeifen haben.